«Hauptproblem ist die leichte Verfügbarkeit von Waffen»

Zu den rund siebzig Organisationen, die sich für die Waffenschutzinitiative aussprechen, gehören auch Verbände von PolizeibeamtInnen. Warum sprechen sich viele PolizistInnen für die Initiative aus? Felix Birchler sprach mit Josef Kofler von der Kantonspolizei St. Gallen.

GSoA-Zitig: Als Kantonspolizist gehören für Sie Einsätze, bei denen eine Schusswaffe im Spiel ist, zum Berufsrisiko. Wie gehen Sie damit um?
Josef Kofler: So etwas kommt ab und zu vor. Aber deutlich häufiger sind Einsätze, bei denen man einfach nicht sicher ist, ob Schusswaffen vorhanden sind. Man muss sich immer auf das schlimmste Szenario vorbereiten. Da rückt man natürlich mit einem mulmigen, unangenehmen Gefühl aus.

Wie sieht das beispielsweise aus bei Fällen von häuslicher Gewalt?
Josef Kofler: Die Einsätze, bei denen effektiv Schusswaffen im Spiel sind, sind zum Glück relativ selten. Aber diese Ereignisse sind natürlich eine erhebliche Gefahr für Leib und Leben. Deshalb müssen wir uns jeweils so auf einen Einsatz vorbereiten, dass wir auch für den Fall gewappnet sind, dass dann doch eine Schusswaffe auftaucht.

Wie können Sie denn vor einem Einsatz abklären, ob eine Person Schusswaffen besitzt?
Josef Kofler: Wir können zunächst die anrufende Person danach fragen, ob Schusswaffen im Haushalt vorhanden sind. Dann haben wir auch noch die Möglichkeit, das kantonale Waffenregister anzuschauen.

Und dort drin können Sie sehen, ob jemand eine Waffe im Kanton St.Gallen registriert hat?
Josef Kofler: Ja. Ausser es ist eine Armeewaffe oder eine Waffe, die früher gemäss damals geltendem Waffengesetz nicht registriert werden musste, zum Beispiel eine Kalaschnikow. Da muss man dann mutmassen, ob allenfalls noch irgendwo ein Gewehr rumsteht. Vorallem davon geht eine Gefahr aus.

Ist die kantonale Aufteilung der Waffenregister ein Problem?
Josef Kofler: Wenn jemand im Kanton St.Gallen wohnhaft ist, dann müssen seine Waffen im Kanton St.Gallen registriert sein. Aber es kann natürlich sein, dass jemand seine Waffe beispielsweise im Kanton Schwyz registriert hat, aber seine Beziehung im Kanton St.Gallen führt.

Könnte ein nationales Waffenregister Vorteile für die Polizeiarbeit bringen?
Josef Kofler: Auf alle Fälle. Ein ähnliches System gibt es heute ja bereits mit den Führerscheinen, die auch zentral abrufbar sind. Zwar erfasst und meldet weiterhin jeder Kanton seine Daten selbständig, es gibt aber ein nationales Register, das man aus den einzelnen Kantonen abrufen kann. Ich sehe wirklich keinen Grund, weshalb man das bei den registrierten Waffen nicht gleich handhaben könnte. Für mich sind aber die registrierten Waffen nicht das Hauptproblem, sondern diejenigen die jemand auf anderem Weg erworben hat, sei es per Erbschaft oder auf dem Schwarzmarkt.

Würde ein nationales Waffenregister auch fahndungstechnische Vorteile bringen?
Josef Kofler: Wenn wir heute eine Waffe sicherstellen, dann können wir nur nachprüfen, ob sie im Kanton St.Gallen registriert ist. Ist dies nicht der Fall, dann müssen wir mutmassen, ob sie dies allenfalls in einem anderen Kanton ist und dann dort anfragen. Durch ein zentrales Waffenregister würden wir dieselbe Information also sicher schneller und einfacher bekommen. Aber klar ist auch: das zentrale Waffenregister muss möglichst alle Waffen erfasst haben, damit es hilfreich ist. Dies ist heute eindeutig noch zu wenig der Fall und es braucht weitere Anstrengungen in diese Richtung. Es muss aber gesagt werden, dass leider auch in der Zukunft Verbrechen mit Waffen begangen werden, die entweder gestohlen oder gar nie registriert worden sind.

Die St.Galler Kantonspolizei hat bereits eine Forderung der Waffenschutz-Initiative umgesetzt und zwei Waffeneinsammelaktionen durchgeführt. Mit welchem Erfolg?
Josef Kofler: Wir waren selber erstaunt, wie viele Waffen abgegeben wurden. Auch wenn es hauptsächlich alte Karabiner und alte Faustfeuerwaffen waren, so waren diese Aktionen sicher ein Erfolg.

Zum Abschluss: Welche Erfolgschancen sehen Sie für die Waffenschutz-Initiative am 13.Februar?
Josef Kofler: Es wird knapp, aber ich hoffe, dass die Initiative angenommen wird.

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