Ein Leben für Frieden und Gerechtigkeit

Sein politisches Engagement brachte ihn in den Nationalrat – und mehrere Male ins Gefängnis: Vor hundert Jahren erblickte der friedensbewegte Arthur Villard in Lausanne das Licht der Welt.

Sei es als Lehrer, Aktivist oder SP-Politiker: Arthur Villard war ein Nonkonformist auf der ganzen Linie. Immer wieder verbrachte er seine Ferien an der «Côte d’Arthur», wie er die Strafanstalt Witzwil scherzhaft nannte. Als Lehrer wurde er von seiner ersten Anstellung an immer wieder von Schulkommissionen, politischen Behörden, wie auch aus den eigenen Reihen hart angegriffen: Er wolle seine SchülerInnen zu KommunistInnen erziehen, hiess es zum Beispiel von der Schulkommission in Leubringen, oberhalb der Stadt Biel.
Villard erlaubte es sich ein Leben lang, immer wieder Dinge anzuprangern, die zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges und auch des Kalten Krieges – oft sogar auch heute noch – als unantastbar galten. Die Wehrpflicht zum Beispiel. Neben viel Kritik erntete er für sein Engagement gleichzeitig aber immer auch viel Anerkennung, die bis heute anhält.
Villard leitete den schweizerischen Zweig der «Internationale der Kriegsdienstgegner» (IdK). Er war aktiv im Schweizerischen Friedensrat und Mitgründer der Schweizerischen Friedensbewegung. Für die Schweizerische Bewegung gegen die atomare Aufrüstung leitete er das Westschweizer Sekretariat. Die Bewegung lancierte Anfang der 60er Jahre eine entsprechende Volksinitiative. Diese kam zwar zustande, wurde aber von den stimmberechtigten Männern an der Urne deutlich abgelehnt.
Auch international leistete Villard viel Vernetzungsarbeit innerhalb der Friedensbewegung: Er nahm an zahlreichen Kongressen teil, war ein beliebter Redner und brachte immer wieder verschiedene Organisationen zum Dialog gemeinsam an einen Tisch.
Seinen ersten Arrest handelte er sich Ende der 30er Jahre in der Rekrutenschule Thun ein, als er den Stechschritt verweigerte. Trotz seiner Abneigung zur Wehrpflicht leistete Arthur insgesamt 1100 Tage Militärdienst als Mitrailleur, da es für ihn klar war, im Ernstfall das Land gegen allfällige faschistische Invasoren aus Nord und Süd zu verteidigen. Zu seinem allerletzten Wiederholungskurs erschien er aber nicht – aus Solidarität mit verurteilen Militärdienstverweigerern. Die Folge: 45 Tage Gefängnisstrafe unbedingt in Witzwil im Jahr 1966, – dem selben Jahr, in dem er in den Berner Grossrat gewählt wurde. Es folgte die Wahl ins Bieler Stadtparlament, in die Exekutive der Stadt Biel und in den Nationalrat. Neben den internationalen und friedenspolitischen Themen vertrat er auf allen Ebenen die Rechte der ArbeiterInnen. Und auch hier eckte er mit seiner direkten und progressiven Art immer wieder an, unter anderem auch bei seinen Fraktionsmitgliedern. Villard scheute auch während seinen Parlamentsmandaten politische Aktionen nicht. Oft waren diese inhaltlich so provokant, dass sie mit Geld- oder Gefängnisstrafen sanktioniert wurden. Schliesslich wurde er im Nationalrat nicht in die Militärkommission gewählt, obwohl sich die SP stark dafür eingesetzt hat und sogar einzelne Offiziere ihre Unterstützung öffentlich machten.
1979 trat Villard von seinen zahlreichen politischen Ämtern zurück und erklärte den Austritt aus der SP und der Gewerkschaft. Er war der Auffassung, es sei eine Verleumdungskampagne gegen ihn im Gange. In Folge dessen verbrachte er viel Zeit bei der Kooperative Longo Mai in Südfrankreich, oft in Begleitung seiner Frau Paulette, von der er manchmal scherzhaft von der «Diktatur des Paulettariats» sprach. Villard behielt seinen Wohnsitz in Biel bei, bis er mit Paulette ins Altersheim in Leubringen übersiedelte. Dort lebte er bis zu seinem Tod im Jahr 1995.

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