„Wir wurden ausgelöscht wie Insekten!“

Was Monsanto & Co mit Krieg zu tun hat und warum die GSoA den March against Monsanto und Syngenta am 23. Mai in Basel mitunterstützt.

Eines der grössten Massaker der letzten Jahrzehnte fand in Halabja während des ersten Golfkrieges im Irak statt. In diesem kurdischen Dorf nahe der iranischen Grenze setzte die irakische Armee am 16. März 1988 verschiedene chemische Kampfstoffe ein. Es war ein gezielter Angriff auf die Zivilbevölkerung, bei dem 5000 Menschen starben, darunter auch viele Kinder. Osman Mohammed Abdullah, Überlebender des Giftgasangriffs meinte im kürzlich auf Arte ausgestrahlten Dokumentarfilm “Giftgas – Der unsichtbare Feind”:  “Wir wurden ausgelöscht wie Insekten”. Die Analogie ist leider auf verschiedenste Weise zutreffend.

Chemische Kampfstoffe sind mitunter das Widerwärtigste, was das kriegerische 20. Jahrhundert hervorgebracht hat. Unzählige Menschen starben einen langen und qualvollen Tod. Ganze Landstriche sind auch 100 Jahre nach dem Ersten Weltkrieg immer noch verseucht. Und die Spätfolgen von Agent Orange quälen die Menschen in Vietnam noch immer.

Die meisten chemische Kampfstoffe sind im Grunde genommen nichts anderes als konzentrierte Pestizide. Zyklon B, mit dem die Nazis den industriellen Massenmord verübten, wurde in den Zwanzigerjahren als Insektizid auf den Markt gebracht. Sarin, Soman und Tabun – Nervengifte, die zuletzt 2013 im Syrienkrieg zum Einsatz kamen – entspringen allesamt der Pestizidenforschung der IG Farben. Eine Vielzahl Nervenkampfstoffe basieren auf denselben Strukturformeln, wie sie in der Agrochemie zum Einsatz kommen. Der Sinn und Zweck ist schliesslich auch derselbe: Leben im grossen Stil flächendeckend vernichten.

Grundsätzlich kann jedes Pestizid der Agrochemie-Konzerne hochdosiert als Kampfstoff eingesetzt werden. Dort liegt die militärische Brisanz der Chemieindustie, welche an praktisch jedem Krieg des 20. Jahrhunderts beteiligt war und vom Massenmord profitierte. Der Erste Weltkrieg mit seinem massiven Einsatz von Giftgas stellt die Ursünde dar. Bis heute fusst die Relevanz und Stärke dieses Industriezweigs auch auf dem Nutzen, den er für das Militär hatte, und weiterhin hat.

Monsanto erzielte im Ersten Weltkrieg hohe Gewinne durch den Verkauf von Salpetersäure und Schwefelsäure, die zur Herstellung von Sprengstoffen und Chemiewaffen dienten, die auf den Schlachtfeldern zum Einsatz kamen. Das US-Militär deckte sich während des Vietnamkrieges mit  dem Entlaubungsmittel Agent Orange bei Monsanto ein. Unter den Folgeschäden für Mensch und Umwelt, die der flächendeckende Einsatz als Kampfmittel mit sich trug, leiden die Menschen noch heute.

Das Monsanto-Herbizid Roundup, eines der weitverbreitetsten Herbizide weltweit, wird heute von der amerikanischen Armee im sogenannten “Krieg gegen Drogen” verwendet. Tausende Tonnen werden grossflächig versprüht, um Pflanzen zu zerstören, die zur Herstellung von Drogen verwendet werden können. Die Kollateralschäden, wie sie im Kriegsjargon genannt werden, nehmen sowohl das Militär wie auch der Agrochemiekonzern in Kauf. Die Ernte von Tausenden Kleinbäuer_innen wird mitzerstört, und die gesundheitlichen Beeinträchtigung durch den Kontakt mit dem hochdosierten Gift sind massiv.

Wer sich mit Rüstungsgüter befasst kennt die Problematik von sogenannten “Dual Use-Güter. Produkte, die sowohl militärisch wie auch zivil genutzt werden können. Unter dem Vorwand, es handle sich nur um Pestizide, wurden auch die Regimes von Saddam Hussein oder Bashar al Assad von der Chemieindustrie mit Kampfstoffen eingedeckt.

Konzerne wie Monsanto oder Syngenta treiben durch ihre aggressive Marktstrategie Hundertausende Menschen weltweit in den Suizid, zerstören die Umwelt und untergraben das Recht auf Nahrung. Zwar gibt es die Chemiewaffenkonvention, welche den Einsatz dieser abscheulichen Waffen verbietet. Doch solange genau diese Konzerne über die Macht verfügen, die chemische Aufrüstung im Handumdrehen zu vollziehen, bleibt unser Widerstand gegen sie bitter nötig!

Die Chemieindustrie hat hundertfach bewiesen, dass sie bereit ist, für Profite über Leichen zu gehen. Es ist richtig und wichtig, gegen diese Konzerne Widerstand zu leisten. Nicht nur aus ökologischen und menschrechtlichen Aspekten, sondern eben auch aus einer antimilitaristischen und friedenspolitschen Perspektive. Deshalb unterstützt die GsoA den March against Monsanto and Syngenta” am 23. Mai in Basel. Denn Konzerne wie diese verfügen über die Mittel, uns alle auszulöschen – wie Insekten.

 

Weiter Informationen zum Marsch findet ihr auf der folgenden Seite:

http://www.facebook.com/events/1389498808044337

Wir empfehlen euch das Arte-Dossier zu dem Thema, wo ihr auch den im Text erwähnten Dokumentarfilm findet:

http://info.arte.tv/de/giftgas



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