Friedensbewegte in Finnland

Türe zu für Nato!

Ähnlich wie ihr Schweizer Pendant baut auch die finnische Armee auf einen 2.Weltkriegs-Mythos, und ebenso zwiespältig ist ihre Reaktion auf die veränderte Lage nach 1989. Heikki Lakkala beantwortete am GSoA-International-Treffen Fragen von Hans Hartmann und Nico Lutz.

Welchen Stellenwert hat die Armee in Finnland?

In Friedenszeiten hat die finnische Armee rund 35’000 Angehörige, die Kriegsreserve beträgt 430’000 Mann. Die Armeedoktrin basiert auf einem Massenheer, welches das Land ab der Grenze verteidigen soll. In den offiziellen Erklärungen werden die Veränderungen nach 1989 zwar registriert, jedoch keine Konsequenzen gezogen. Weder die Verteidigung ab Grenze noch die allgemeine Wehrpflicht stehen zur Diskussion. Der Widerstandsmythos der Armee, die im Zweiten Weltkrieg das kleine Land tapfer gegen den Goliath Russland verteidigt hat, spielt dabei eine zentrale Rolle.

Welche Perspektiven sieht die finnische Armee für sich selber?

Die Strategie ist, die alten Konzepte nicht über Bord zu werfen und gleichzeitig den Einsatzbereich auszuweiten. Derzeit wird eine hochtechnisierte Brigade mit Zeitsoldaten diskutiert. Dabei geht es um schnelle Eingreiffähigkeit.

In welchem Rahmen will Finnlands Armee eingreifen?

Bisher hat Finnland bei Uno-Blauhelm-Missionen mitgemacht, nicht jedoch bei militärischen Operationen. Im vergangenen Jahr wurde ein neues Gesetz verabschiedet. Wenn die Uno oder die OSZE ein Mandat erteilt, kann sich Finnland zukünftig bei der militärischen Durchsetzung von humanitären Aktionen beteiligen. Wir haben uns gegen dieses neue Gesetz gewehrt und gefordert, dass die Ressourcen für Konfliktprävention anstatt für militärische Feuerwehrübungen ausgegeben werden.

Wie steht die finnische Friedensbewegung zur Nato-Osterweiterung?

Eine Nato-Integration steht in Finnland derzeit nicht zur Debatte. Alle sehen die Gefahr, dass mit einer Nato-Erweiterung die Zweiteilung Europas verstärkt und die Integration von Russland erschwert wird. Die Regierung will sich aber die Beitrittsoption offenhalten. Wir hingegen fordern, dass sich Finnland klar von der Nato abgrenzt und gemeinsam mit anderen neutralen Staaten einen solidarischen Beitrag gegen die erneute Zweiteilung Europas leistet. Wir wollen eine endgültige Entscheidung, keine offene Türe.

Endziel für uns ist die Armeeabschaffung. Unsere Arbeit konzentriert sich im Moment darauf, Zwischenschritte vorzuschlagen, beispielsweise die Abschaffung der Wehrpflicht. Zudem fordern wir, dass sich Finnland friedenspolitisch stärker engagiert und diskutieren dabei ähnliche Modelle wie den ZFD-Vorschlag der GSoA.