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Verbaler Assistenzdienst EMDOGI Verexsportigung ESALI? Auf den ersten Januar soll das Bundesamt für Sport ins EMD eingegliedert werden. Der neue Pressesprecher des EMD kommt aus der SP, der Name des neuen Departements kommt aus der GSoA.

«Wartet nume !» Die Zwangsehe zwischen Armee und Sport steht unter einem schlechten Stern. Dies zeigte sich unlängst am 24-Stunden-Velorennen im luzernischen Schötz. . Von Renate Schoch

Kolumne von Mariella Mehr: Lieber Marco...

Bananasplitterzone: Kulinarische Kriegsführung

Verbaler Assistenzdienst

EMDOGI Verexsportigung ESALI? Auf den ersten Januar soll das Bundesamt für Sport ins EMD eingegliedert werden. Der neue Pressesprecher des EMD kommt aus der SP, der Name des neuen Departements kommt aus der GSoA.

(Red.). In der letzten Ausgabe der GSoA-Zitig haben wir unsere LeserInnen gebeten, dem EMD bei einer der bedeutungsschwangersten Entscheidungen des Jahrhunderts mit Rat und Tat zur Seite zu stehen: Am 1. Januar 1998 werden das Amt für Sport aus dem Departement des Inneren und das Bundesamt für Zivilschutz aus dem Justiz- und Polizeidepartement aus- und ins EMD eingegliedert. Die Angelegenheit ist für unsere Landesverteidigung wichtig und auch dringend, vor allem weil - es tut weh, aber es muss sein - das Militärdepartement seinen Namen ändern wird. Aber wie? Einige unserer LeserInnen wollten angesichts der kurz bevorstehenden Abschaffung der Armee ihr Gehirn offensichtlich schonen. Die meisten fassten sich allerdings ein Herz, und wir sind nun guten Mutes, dass das Tier (es schaut ja schon ganz traurig) bald seinen Namen bekommt.

Der «Goldene Kuhfladen» geht an Karen Plüss aus Kriens für die folgende Auswahlsendung: EMDOGI: Eiserne Mord-Direktion, Opferung, Gymnastik und Infantilität, OGI: Obstipation Geistigen Inhalts sowie EDVES: Eidg. Departement für Volkssport, (G)Eifer und Spiessigkeit. Karen erhält als Dank für ihren Einsatz die Gelegenheit, die nächste GSoA-VV mit einer fünfminütigen Rede einleiten zu dürfen.

Den zweiten Preis - ein GSoA-Sackmesser - geht an Ralf Winkler aus Lindau. Sein «Vorschlag, die krisengeschüttelte Schweiz einen wichtigen (em)mentalen Käse-Schritt voranzubringen», lautet: Depp-Art(Z)ement für Verexsportigung (Verexsportigung = eidg. Abkürz. für Fürz, ogiale Verteidigung, Existenzsicherung und Sport von der falschen Sort am völlig lätzen Ort).

Ein Kuhno-Shirt und damit den dritten Preis gewinnt Patricia Götti aus Bremgarten BE. Sie möchte das EMD umtaufen in EDHOT: Eidgenössisches Departement für Herumballereien und ogifreundliche Turnfeste.

Der Spezialpreis des «Arbeitskreises tierischer Militärpersonen» - sechs ergonomisch geformte GSoA-Weingläser - geht an Johanes Brassel aus Urnäsch für die hübsche Abkürzung ESALI: Eidg. Sport-, Abschreckungs- und Lärm-Institut.

Die Redaktion dankt allen TeilnehmerInnen herzlich. Wir sind erleichtert, dass die GSoA auch etwas zur Reform im … wie heisste es doch gleich … beitragen darf. PS: Was «Obstipation» heisst, erklärt Ihnen gerne der neue Pressesprecher des EMD, Oswald Sigg, Tel.: 031 324 50 82.

 

«Wartet nume !»

Die Zwangsehe zwischen Armee und Sport steht unter einem schlechten Stern. Dies zeigte sich unlängst am 24-Stunden-Velorennen im luzernischen Schötz. . Von Renate Schoch

Mitten in der lauen Augustnacht, während die RennfahrerInnen bereits seit 12 Stunden auf der Rundstrecke strampelten, packte einen AdA (Angehöriger der Armee) die Lust auf den Ernstfall. Der offensichtlich alkoholisierte junge Mann torkelte zum Betreuungsteam der Weltrekordhalterin Brigitte Schoch, das an der Rundstrecke seine Zelte aufgeschlagen hatte und begann zu randalieren. Als alle Deeskalierungsversuche scheiterten, führten ihn schliesslich drei Fahrer mit sanfter Gewalt zu seiner, sich unmittelbar neben der Rundstrecke befindlichen Wohnung.

Solchermassen gedemütigt rief der AdA «Wartet nume!» und verschwand, auf Vergeltung sinnend, im Haus. Einen Augenblick später kehrte er mit dem Sturmgewehr in der Hand zurück und begann herumzuballern. Das Betreuerteam ergriff die Flucht (wie man es von den Feinden der Schweizer Armee nicht anders erwartet) und eilte zur Rennleitung. Diese unterbrach das Rennen und alarmierte die Polizei. Nach einer Stunde traf eine Sondereinheit der Luzerner Polizei ein und umstellte das Gebäude. Alldieweil sassen die RennfahrerInnen ratlos neben ihren Edeldrahteseln, und während allmählich der Morgen dämmerte, dämmerte es der Weltrekordhalterin, dass ihrem Ziel, ihren letztjährigen Rekord zu brechen, die Kugel gegeben worden war. Nach drei Stunden konnte die Polizei den Verteidiger der Ehre der Schweizer Armee überwältigen. Das Rennen wurde weitergeführt und es gelang Brigitte Schoch, in 21 statt in 24 Stunden ihren Rekord um 5 km auf 817 km hinaufzusetzen.

Vielleicht dachte der Schütze, ein 24-Stunden-Rennen sei ohnehin eine Art Überlebensübung. Vielleicht wollte er den Sport ins Fadenkreuz nehmen. Vielleicht wollte er einfach beweisen, dass die Schweizer Armee hauptsächlich für die eigene Bevölkerung gefährlich ist. Die vom EMD veranstaltete Feindbild-Safari trägt in der Armee jedenfalls ungeahnte Früchte.

 

Kolumne: Lieber Marco

Darf ich Dir meine Kolumne in Form eines Antwortbriefes schreiben? Es würde mir eine Stellungnahme erleichtern, weil ich mich, auch innerlich, immer mehr von der Schweiz entferne und mit dieser Entfernung auch der Abscheu vor diesem mir aufgezwungenen Heimatland überhand nimmt.

Über die Armee brauchen wir uns nicht zu unterhalten. Du weisst, dass ich gegen jede Armee und deren Aufrüstung bin, weil Menschen, einmal bewaffnet, diese Waffen auch brauchen und töten. Und sie töten immer Schwächere, denn der, dem der Tod aufgezwungen wird, ist in jedem Fall der Schwächere, wie auch immer er heissen und welchen Dienst- oder Undienstgrad er auch bekleiden mag. So glaube ich auch nicht an revolutionäre Prozesse, weil die Revolutionäre von gestern, wie die Geschichte zeigt, immer die Diktatoren von morgen werden. Macht, und eine solche bedeutet auch die Armee, macht aus Menschen unberechenbare Wesen, denen, so lange sie auf die Kraft der Waffe setzen, nie zu trauen ist. Das gilt für den Vorsteher des Militärdepartements ebenso wie für seine Generäle, seine Offiziere und seine Soldaten.

Nur: Ich habe im Augenblick ein anderes Problem. Ich lerne die manipulierte Bösartigkeit unbewaffneter Menschen kennen, die, angestachelt von Brandstiftern auch höchster Ebene, zu potentiellen Mördern und Totschlägern werden. Ich würde das einmal das «Blochersche Syndrom» nennen, oder, schärfer «Pascals Wein, der aus der Kloake kam».

Vor 10 Tagen kam ich nach L. zurück, ein Ort, der zumindest zur Zeit ein bisschen Sicherheit und Zukunft verspricht. Vorher verbrachte ich insgesamt drei Wochen arbeitshalber in der Schweiz. In dieser Zeit wurde ich drei Mal öffentlich als «Zigeunerschlampe» beschimpft und dazu mit Fausthieben auf den Kopf traktiert, einmal mit Stiefeltritten in den Rücken getreten und einmal aus dem fahrenden Zug geworfen. Beim Rauswurf aus dem Zug haben mindestens zwei Menschen zugeschaut und nichts getan. Du siehst, es braucht nicht einmal Armeen, um, wie man mir sagte, mit «Zigeunerschlampe, die Hitler zu vergasen vergass», fertig zu werden.

Was tun? Brandstiftern das Handwerk legen, ehe sie das Volk in eine braune Sauce tunken, aus der es aus bekannten wirtschaftlichen und sozialen Gründen derzeit kein Entrinnem mehr gäbe? Oder sie mit den Waffen bekämpfen, die sie produzieren? Ich weiss es nicht mehr. Ich glaube nicht, dass «Deinem Land» - das meine ist es nicht mehr - noch zu helfen ist.

Liebe Grüsse, Mariella Mehr

 

Bananasplitterzone

Kulinarische Kriegsführung

(ha) Lt. Häfliger, L Flab Lwf Bttr II/9 schreibt an die Homepage von «Infonove», der Truppenzeitung der Geb Div 9: «Nun ist auch die Armee im Internet vertreten und beweist damit, dass sie sich auch neuen Herausforderungen stellen kann. Was ja hin und wieder an prominenter Stelle bezweifelt wird. Ich hoffe, Ihr führt dieses Experiment weiter». Wir bezweifeln gar nichts, fragen aber mit Rolf Blatter: «Was könnte die Motivation sein, mit unseren Steuergeldern eine Truppenzeitung herzustellen und sie gar noch aufs Netz zu bringen?» (Infonove). Und um was für ein «Experiment» geht es? Nur einen Mausklick weiter erfahren wir mehr: Eine adrette Serviererin mit geflecktem Kämpfer-Gilet, auf dem Tablett ein Exemplar von «Infonove», verkündet: «Hilfseinsatz im Restaurant? Die Armee stellt neu überforderten Wirten Entlastungs- AdAs temporär zur Verfügung.» Einmal mehr hat der Blick zuerst gemerkt, was dahintersteckt: «Der WK-Feind ist nicht mehr rot, kommt nicht mehr aus dem Osten. Dafür ist er Meister der bakteriologischen Kriegsführung: Salmonellen setzten 39 WK-Soldaten der Panzerjäger-Kompanie 26 ausser Gefecht» (Blick, 19.8.97). Und damit nicht genug: In der Infanterie-RS 205/97 erkrankten sogar 72 Wehrmänner. Schuld: «Die tückischen Bakterien Campylobacter» (Blick, 15.8.97). Bakteriologische Kriegsführung? Regimentsarzt Markus Zuber gibt sich zwar vorsichtig: «Beweisen kann ich das nicht. Die Reste sind längst im Müll.» Aber warum gäbe es sonst einen neuen «Menü-Befehl», den Lt Adrian Kunz, Quartiermeister der Festungs-RS in Mels, so zusammenfasst: «Immer wieder die Hände waschen. Keine Wunden an den Händen und keine Infektionskrankheiten.» (Blick, 20.8.97). Und warum wohl hätte ein Leutnant einen seiner Männer, der «unbewaffnet Suppe gefasst» hatte, dazu zwingen sollen, «fortan sein Sturmgewehr 24 Stunden am Tag zu tragen - auch zum Essen und Duschen»? (Blick, 27.6.97). Die Sache ist klar. Beim angesprochenen «Experiment» geht es um den ersten, flächendeckenden Feldversuch in Sachen kulinarischer Kriegsführung. Dazu Urs Bessler, 48, Kommandant der Küchenchefschulen: «Bevor beim Essen abgespeckt wird, werden Rüstungsvorhaben zurückgestellt» (Sonntagszeitung, 24.8.97). Und nun wird der Versuch also im Rahmen der «Assistenzdienste» auf die Zivilbevölkerung ausgedehnt. Dass dies mit Risiken verbunden ist, weiss auch Bessler: «Wir können nicht hinter jedem Küchensoldaten stehen und kontrollieren, ob er nach dem Gang auf die Toilette die Hände auch wirklich gewaschen hat. … Das Militär hat halt offenbar etwas Martialisches.» Kein Wunder, greift wenigstens die Bevölkerung zu Vorsichtsmassnahmen: «Soldaten und Unteroffiziere haben bei uns keinen Zutritt», erklärt etwa Andreas Hoffman, Wirt der Frauenfelder «Eisenbahn» (Blick, 10.6.97). Nur Thun, wo nach Aussage des Beizers Charles Lanzrein immer noch die veraltete Limite «15 sind genug!» gilt, hinkt wieder einmal hinterher. Die GSoA organisiert den Widerstand und ist somit auf dem besten Weg «zur tonangebenden Macht in diesem Land (zu) werden», wie W. Gartmann für die Militärkommission von «Pro Libertate» ganz richtig festhält («Mitteilungen», August 1997). Wir haben halt auch etwas Martialisches.