Ausländischer Pass genügt

Am GSoA-Seminar vom 20./21. September standen Möglichkeiten und Grenzen ziviler Friedensdienste zur Diskussion. Ein kurze Zusammenfassung.

(nl) «Wem nützt welcher Friedensdienst?», lautete die Ausgangsfrage der Diskussion mit Menschen, die als Betroffene eines Konflikts mit Friedensdienstleistenden zusammengearbeitet haben.

Wie wichtig allein die Präsenz von internationalen Freiwilligen ist, führte ein Vertreter einer guatemaltekischen BürgerInnenbewegung aus. Nach dem Friedensschluss von 1996 stand die Rückkehr von Zehntausenden von Flüchtlingen an. BürgerInnenbewegungen befürchteten, dass es von Seiten der guatemaltekischen Armee zu erneuten übergriffen gegen RückkehrerInnen kommen werde und forderten deshalb eine internationale Begleitung der Rückkehr. Nichtstaatliche Friedensorganisationen wie Peace Brigades International begannen ihre Arbeit mit internationalen Freiwilligen.

Öffentlichkeit schaffen

Die Armee wollte keinesfalls riskieren, international für Verletzungen des Friedensvertrages kritisiert zu werden. Internationale Präsenz bedeute, öffentlichkeit und somit Schutz vor Armeeübergiffen und Willkür. Wenn beispielsweise Einheimische der Armee ohne Begleitung eine aufgefundene Mine meldeten, um sie entschärfen zu lassen, geschah bestenfalls nichts; manchmal wurden die Finder aber sogar als Terroristen verdächtigt. Wenn die Einheimischen ihren Fund einem internationalen Freiwilligen mitteilten und dieser sich an die Armee wandte, wurde die Mine hingegen rasch geräumt.

Die Ausbildung und Qualifikationen der internationalen Freiwilligen spiele eine untergeordnete Rolle, meinte unser Diskussionspartner. Er erklärte, die Freiwilligen bekämen vor Ort rasch mit, worin ihre Arbeit bestehe. Ihr wichtigster Beitrag sei der ausländische Pass, den sie der Armee vorweisen könnten und die Bereitschaft, sich mit den kargen Lebensbedingungen zu arrangieren.

Je länger, desto besser

Andere Anforderungen stellte Natalie Sipak von der Antikriegskampagne Kroatien (ARK). Mit internationalen Freiwilligen des Balkan Peace Teams beispielsweise machte die ARK sehr gute Erfahrungen. Diese waren für ihre Arbeit gut vorbereitet und leisteten über zwei Jahre hinweg kontinuierliche Arbeit. Die ARK koordinierte selber ein Projekt in der (ehemalig) serbisch-kroatischen Grenzstadt Pakrac, das auch auf Freiwilligeneinsätze von kurzer Dauer ausgerichtet war. Nebst positiven Erfahrungen im Pakrac-Projekt sieht Natalie Sipak auch Probleme: Die Freiwilligen waren oft zu wenig auf ihre schwierige Arbeit vorbereitet. Sie kamen zwar sehr motiviert an und wollten rasch «helfen», konnten aber schlecht mit der komplexen Situation vor Ort umgehen. Eine umfassende Vorbereitung der Freiwilligen ist für sie daher zentral.

Beide DiskussionspartnerInnen betonten, dass bei ZFD-Einsätzen die Zusammenarbeit mit lokalen Nichtregierungsorganisationen sehr wichtig ist. Friedensdienste müssen auf ein Bedürfnis vor Ort reagieren und nicht ihre eigenen Zielvorstellungen verwirklichen. Nicht pfannenfertige Rezepte sondern Unterstützung bei der Ausarbeitung von Lösungen sind gefragt.