Das Erlernen des Kriegshandwerks gehört zu den Techniken männlicher Gewaltausübung und Herrschaft über Frauen. Die massenhafte, systematische Verstümmelung des weiblichen Körpers durchzieht die Geschichte sämtlicher Kriege: die Vergewaltigung von KZ-Insassinnen in Auschwitz und Birkenau durch ihre sowjetischen Befreier, das Frauenschlachten durch amerikanische Truppen in Vietnam, Massenvergewaltigungen im ehemaligen Jugoslawien ñ all dies sind keine singulären Ereignisse. Die Vergewaltigung durch Soldaten oder paramilitärische Gruppen ist der häufigste Missbrauch, dem Frauen in Bürgerkriegen ausgesetzt sind.
Die Armee ist der Ort, wo die Betonung von physischer Kraft, Aggressivität, Ehre und Härte einen überragenden Stellenwert hat. Dazu Siglinde Neher: «Die Kasernierung und die damit verbundene Entfremdung der Soldaten von ihrer bisherigen sozialen Umgebung ist eine Bedingung, um Tötungs- und Gewalthemmschwellen herabzusetzen. (...) Es gibt keine patriarchalische Institution, die so ausschliesslich und so einzig für die männliche Identität zuständig ist und so viele Männer erfasst wie das Militär.» (vgl.: http://www.dfg-vk.de/bundeswehr/bunfrau1.htm).Jürgmeier schreibt: «Das Führen eines Krieges, sogar eines erfolglosen, hat noch jeden Präsidenten als wahren Mann erscheinen lassen.» («Gewalt macht Männer», NZZ vom 1.3.97). Lächerlich gemacht wird in der Armee die Orientierung an Sanftheit, Sensibilität und Eigenverantwortung (jetzt nur nicht reinfallen und diese Eigenschaften als weiblich bezeichnen!).
Das Wissen über den Zusammenhang von Militarismus und Frauenfeindlichkeit ist in Fachkreisen hoch; sozial wirksames Alltagswissen ist es bis heute in keiner Weise. Diesem Defizit will GSoA goes Gender entgegenwirken. Die GSoA selbst ist aber zu sehr ein «männerlastiges Unternehmen» (Renate Schoch), als dass sie sich selbstgefällig aus der Verantwortung stehlen könnte. Pazifisten fällt es naturgemäss leicht, die Armee als Ort institutionalisierter Männergewalt zu denunzieren. Wenn es aber darum geht, Macht an Frauen abzugeben, zeigen Männer ñ zeigen wir Männer ñ Formen von passivem Widerstand, welche manche Aktivistin aus lauter Resignation schon gar keine Forderungen mehr stellen lässt.
Umso wichtiger ist es, innerhalb der Friedensbewegung Gewalt gegen Frauen zu
thematisieren und den Widerstand wirksamer zu organisieren. Sexuelle Gewalt steht zum
Beispiel oft in direktem Zusammenhang mit wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnissen.
Gerade durch die hohen Rüstungsausgaben für die Armeen fehlen aber Gelder im sozialen
Bereich. So sind Frauen ohne Erwerbsarbeit im sozialen Nahraum besonders
gefährdet. Zu Recht argumentiert Siglinde Neher: «In gewaltsamen Machtstrukturen hat die
gesellschaftliche Unterdrückung der Frau ihren Ursprung.» Dieses Bewusstsein prägte
Frauen in pazifistischen Bewegungen, Frauen wie Virginia Woolf, Bertha von Suttner,
Priscilla Peckover, Kate Courtney, Maude Royden, Sophie Scholl oder Susan Brownmiller. An
diese Tradition gilt es heute anzuknüpfen. Unser Engagement soll eine gemeinsame
Überzeugung zum Ausdruck bringen: Es führt kein Weg zu Gleichberechtigung und Respekt
zwischen den Geschlechtern ohne Abschaffung des Militärs.