hinsehen!

Varieté der Globalisierung

(ha) Subcomandante Marcos hat es unlängst im Le Mode Diplomatique auf den Punkt gebracht: «Im Varieté der Globalisierung erleben wir die ‹Stripshow› eines Staates, der am Ende der Vorstellung nur noch das absolut unentbehrliche Minimum anhat: seine Repressionsinstrumente.»

Der Aufstand der ZapatistInnen begann nicht zufällig am 1. Januar 1994 ñ am Tag also, an dem Mexiko der nordamerikanischen Freihandelszone beitrat. Denn auch wenn der Konflikt in Chiapas regionale Besonderheiten aufweist, ist er vor allem ein Symptom der totalen Globalisierung: Nationalstaaten verlieren ihre Souveränität, ihre politische Klasse verkommt zur Bedeutungslosigkeit, und statt in soziale Entwicklung zu investieren, rüsten sie ihr Arsenal der inneren Sicherheit auf, um die Gesellschaft effizienter zu kontrollieren. In Ländern wie Mexiko degenerieren sie, so Marcos, «zu einem reinen ‹Sicherheits›apparat im Dienste der Megaunternehmen».

«Die neue ‹Weltpolizei› will, dass nationale Armeen und Polizeitruppen nur noch das ‹Sicherheitskorps› darstellen, das die Ordnung und den Fortschritt der neoliberalen Megalopolis garantiert.» (Marcos) Beim schmutzigen Krieg gegen die indigene Bevölkerung im Süden Mexikos geht es um viel ñ um viel Erdöl, um Uran aber vor allem um viel ‹Ordnung und Fortschritt›. Die mexikanische Armee hatte im Unterschied zu den meisten anderen lateinamerikanischen Armeen bis vor kurzem kaum politische Bedeutung. Jetzt mausert sie sich zum Musterschüler der ‹Megalopolis›.

Das ehemalige Gewaltmonopol der Nationalstaaten ist auf dem freien Markt zu haben. Wenn es aber nicht vom Markt, «sondern durch die Interessen der Menschen von unten angegriffen wird, sieht die Weltmacht darin eine Aggression» (Marcos). Das ist leicht zu verstehen, denn die globale Solidarität der zivilen Gesellschaft ist die einzige ernsthafte Herausforderung für die neue Weltordnung. ‹Internationale Solidarität für den Frieden› ñ die nächsten Seiten dieser GSoA-Zitigs-Ausgabe zeigen, dass dieser here Anspruch praktisch gelebt werden kann. Drei Freiwillige, die im Rahmen des Projektes CORSAM (vgl. S.11) einen Friedensdienst geleistet haben, berichten von ihren Erfahrungen.

In Chiapas stehen ständig 50 bis 100 internationale BeobachterInnen in 26 zivilen Friedenscamps im Einsatz, die vom lokalen Menschenrechtszentrum ‹Fray Bartolomé de las Casas› organisiert werden. Das ist wenig, und es braucht mehr, aber zusammen mit dem Einsatz von Flüchtlinshilfe- und Menschenrechtsorganisationen, mit hochqualifizierten Beobachtungs- und Vermittlungsmissionen wie dem Servicio International Para la Paz (SIPAZ) sowie mit den Massenmobiliserungen der mexikanischen Zivilgesellschaft bilden sie ein Gegengewicht zur Konfrontationsstragie der mexikanischen Regierung.

Der Krieg im Süden Mexikos geht uns alle etwas an; auch ein Stück unserer Zukunft steht in Chiapas auf dem Spiel.

PBI vermittelt Friedenseinsätze mit einer Mindestdauer von einem Jahr. Genauere Auskünfte erteilt PBI-CH, Quellenstrasse 31, 8005 Zürich; Tel.& Fax. 01 272 27 72; E-mail: pbizurich@dataway.ch

Weiter Informationen zu Freiwilligeneinsätzen sind erhältlich bei: SIPAZ, P.O Box 2415, Santa Cruz, CA 95063 USA; Tel.& Fax 408 425 1257; E-mail: sipaz@igc.org