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L'homme des casernes

(lr) Der 90-minütige Film ‹L'homme des casernes› von Jacqueline Veuve bietet eine interessante Anregung zu einer Diskussion über die Armee.

Filme über die Schweizer Armee hat es schon mehrere gegeben: Spielfilme, in denen der Wehrwille und der Einsatz für die Heimat thematisiert wird, Dokumentarfilme, die von aussen einen kritischen Blick auf die Armee werfen oder die Filme des EMD/VBS selbst, die an Informationsabenden gezeigt werden. Für den Film ‹Líhomme des casernes› konnte aber erstmals eine unabhängige Filmequipe der Ausbildung der Rekrutenschule im Frühjahr í93 beiwohnen und das mysteriöse Militärleben in der Kaserne dokumentieren.

Im Stil des cinéma vérité wirft die Ethnologin Jacqueline Veuve einen kommentarlosen Blick auf den Betrieb einer ganz normalen Rekrutenschule: Rekrutierung, Weitermachen, Inspektionen, Fahnenübergabe, Gottesdienst. Dabei wird durch die Nüchternheit, mit der diese Normalität aufgezeichnet wird, der Unsinn der militärischen Ausbildung aufgezeigt. Ohne zusätzliche Bemerkungen sprechen die Tatsachen in den Bildern: Ansprachen von Vorgesetzten; grosse, erhabene Worte über die Armee, und die Rekruten ñ ‹les petits suisses› ñ wissen nichts von Bedeutung dazu zu sagen; lange, stille Einstellungen, die für sich sprechen; Grossartiges verkommt zum Nichts. Es wird aber nicht nur der Sinn dieser Ausbildung entlarvt: Die Erzählungen über ein wie auch immer interessantes Kasernenleben gewinnen vor diesem Hintergrund vor allem an Lächerlichkeit.

Die Qualität in Jacqueline Veuves Film liegt in dieser objektiven Sammlung von Eindrücken, die eine Ordnung nicht nach ideologischen, sondern nach gestalterischen Kriterien erfährt und gleichzeitig die Aussagekraft hat, die es erlaubt, die Beurteilung dem Zuschauer zu überlassen.

Der Film ist eine interessante Diskussionsgrundlage für Regionalgruppen. Er ist sowohl als Videokopie wie auch in der Originalfassung auf 16mm-Film erhältlich und kann über das Sekretariat der GSoA Schweiz (01 273 01 00) bestellt werden.