Randnotiz

Was gibt es da zu feiern?

«Für die einen viel, für die andern nichts» ist auf Grossplakaten in eher fader rötlicher Schrift auf weissem Grund (!) zu lesen. Ob mit den ‹einen›, die was zu feiern haben, die Ebners und Hubers und ‹Wie-sie-alle-heissen› gemeint sind und mit den ‹anderen› diejenigen, die zuwenig Geld zum Überleben haben und am vielzitierten Rand der Gesellschaft leben ñ darüber schweigen sich die Plakate und offiziellen Fest-Programme aus. Sicher ist: Unsere Bundesschweiz ist 150 Jahre alt und bräuchte dringend mutige Erneuerungen. Zum Beispiel ein verfassungsmässiges Recht auf ein Mindesteinkommen für alle; ein Asylrecht, das seinen Namen verdient; die tatsächliche Gleichberechtigung von Mann und Frau; oder das Stimm- und Wahlrecht für die ausländischen MitbürgerInnen.

Das Ziel der offiziellen Veranstalter ñ «Begriffe wie Demokratie, Föderalismus und Neutralität zu entmythisieren» ñ ist zwar gut gemeint, aber kaum realistisch. Vielmehr ist zu befürchten, dass gerade diejenigen ‹Conpatriots›, die sich bis heute an diese Begriffe klammern, ihr Denken vehement verteidigen werden: «Wir lassen uns die Schweiz nicht nehmen!» Umso wichtiger ist es, dass sich die andere Schweiz zu Wort meldet: Mit einem NEIN zur Gentechnologie, mit einem JA zur Abschaffung der Politischen Polizei, mit einer Vision einer Schweiz ohne Armee… damit in den Geschichtsbüchern dereinst gelesen werden kann, dass es in der Schweiz tatsächlich etwas zu feiern gab!

Catherine Weber, Sekretärin Komitee Schluss mit dem Schnüffelstaat