Echo aus dem Blätterwald

Nach dem Lancierungsentscheid der GSoA kümmerte sich die Schweizer Presse vor allem um das Schicksal von Andi Gross. Die Initiative für einen freiwilligen Zivilen Friedensdienst wurde weitgehend ignoriert.

(mh) Einen freiwilligen Zivilen Friedensdienst und die Abschaffung der Armee zu fordern, ist kein Tabubruch mehr ñ das zeigten auch die Pressereaktionen. Die meisten Zeitungen berichteten über die Vollversammlung und die beschlossenen Initiativen aufgrund von Agenturmeldungen, nur wenige berichteten mit redaktionellen Artikeln. Die Armee und die Sicherheitspolitik der Schweiz in Frage zu stellen ist heute weder ein besonders aufsehenerregendes Ereignis noch etwas besonders «Schlimmes» ñ ein Umstand, den wir in der Kampagne werden berücksichtigen müssen.

Während bei den Agenturmeldungen beide Initiativen gleich gewichtet wurden, gingen die redaktionellen Berichte und Kommentare auf die ZFD-Initiative, nur am Rande ein. Die Basler Zeitung, welche sowieso nur eine kleine Notiz zum Thema druckte, erwähnte die ZFD-Initiative nicht einmal. Ausführlich berichtete die NZZ, welche die Diskussionskultur der GSoA bemängelte. Die Beschlüsse seien ohne substantielle Debatte gefasst worden. Dass diese Debatte, die die NZZ in Solothurn vermisste, über zwei Jahre lang intensiv geführt wurde, übersieht sie dabei.

Die Südostschweiz fragt in ihrem Kommentar, ob eine neue Abschaffungsdiskussion die «anhaltende Reformwelle im Militärbereich» nicht blockieren werde, und hält eine zweite Initiative für kontraproduktiv. Dass wir mit dem ZFD etwas ganz Neues zu bieten haben, übersieht sie dabei genauso wie der Tages-Anzeiger in seinem Bericht.

Mehr Aufmerksamkeit als die Beschlüsse der VV erhielt in vielen Zeitungen der Austritt von vier GSoAten ñ respektive der Austritt von Andi Gross. Andi war als Gründungsmitglied, als früher sehr aktiver GSoAt und als Nationalrat zweifellos unser prominentestes Mitglied ñ für den Corriere del Ticino war er der «Leader» der GSoA, für den Matin der «geistige Vater einer Schweiz ohne Armee» ñ ihren Bericht titelte die Zeitung «Die GSoA ist verwaist».

So kopflos, wie die GSoA nach Darstellung einiger Blätter nun also dastehen soll, so kopflos martialisch sehen andere wie die Regione Ticino und der Nouvelliste unsere neuen Initiativprojekte: «Die Armee gerät ins Visier» und «Die GSoA zieht wieder in den Krieg» … Banzai!


Die Entscheidung der GSoA, eine neue Volksinitiative für die Abschaffung der Armee zu lancieren, hat im ehemaligen Jugoslawien grosse Aufmerksamkeit erregt. Nicht nur strahlten die Radiostationen Voice of America, die Deutsche Welle und die BBC halbstündige Hintergrundberichte in kroatischer Sprache aus, auch die wichtigste Tageszeitung Bosniens «Oslobodenje» brachte unter dem Titel «Staat ohne Armee ñ Wird die Schweizer Bevölkerung die Armee abschaffen?» einen grossen Artikel. Bezeichnend ist der Untertitel, welche die Redaktion dem Artikel voranstellte: «Immer mehr Anhänger für die Armeeabschaffungsinitiative in der Schweiz ñ teilweise wegen den enormen Kosten, teilweise aus Angst, die Armee könnte sich gegen die eigene Bevölkerung richten.»