Hansjörg Braunschweig
(1930-1999) ñ ein Nachruf
´Vor einigen Jahren wurde in der Schweiz die Kavallerie abgeschafft.
Ich glaube, heute ist der Zeitpunkt gekommen, auch noch den Rest abzuschaffen.ª
Der das am SP-Sonderparteitag vom 3. Juni 1989 in Bern sagte, ist tot:
Hansjörg Braunschweig, SP-Nationalrat des Kantons Zürich von
1978 bis 1990. Er war einer der dreizehn NationalrätInnen, die am
12. Dezember 1988 im Rat unter Namensaufruf für die Armeeabschaffungsinitiative
stimmten. ´Über eine reine Männergesellschaft kann man sich
nicht freuen. Und letztlich ist die Armee ein Instrument zum Töten
und zum Zerstören. (Ö) Zwar bin ich nicht Anhänger der absoluten
Gewaltlosigkeit, bin jedoch der Meinung, es sei bei allen internationalen
Konflikten rechtzeitig eine nicht-militärische Lösung zu suchen.ª
(Tagwacht, 8.12.88). Die Entstehung und Lancierung der beiden neuen GSoA-Initiativen
begleitete er wohlwollend-kritisch (siehe das Gespräch mit Renate
Schoch in Neue Wege 7/8-98).
Wenige haben die Friedensarbeit in der Schweiz so stark geprägt
wie Hansjörg Braunschweig. Seit Mitte der Fünzigerjahre hatte
er den Schweizerischen Friedensrat, dessen Präsident er von 1964
bis 1975 war, wesentlich beeinflussst. Ende der Fünfzigerjahre wirkte
er massgeblich am Aufbau der Bewegung gegen die atomare Aufrüstung
mit. Dass als Antwort auf den Bührle-Skandal Ende der Sechzigerjahre
eine Waffenausfuhrverbots-Initiative lanciert wurde, ist sein Werk. Der
Schwung der Bewegung führte zur Bildung der Arbeitsgemeinschaft für
Rüstungskontrolle und ein Waffenausfuhrverbot (ARW), deren Präsident
er von 1982 bis 1991 war.
Jahrzehntelang hatte sich Hansjörg Braunschweig für einen zivilen
Ersatzdienst für Militärverweigerer eingesetzt. Er beteiligte
sich am Aufbau der ersten Beratungsstellen für Militärverweigerer
und verteidigte Dutzende von Verweigerern vor Divisionsgericht.
Mit Hansjörg Braunschweig hat die Friedensbewegung einen unermüdlichen
und unkonventionellen Kämpfer verloren.
Renate Schoch
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