Zivildienstkolumne
Eine der intensivsten Zeiten im Jahr erleben die Beratungsstellen für
Militärverweigerer jeweils um den Beginn der Rekrutenschulen. Noch
mehr Anfragen aber als sonst landeten diesen Februar bei den Beratungsstellen
ñ allein in Zürich waren es rund 300 Anfragen.
Kurzfristig suchen angehende Soldaten Auswege aus dem Militärdienst,
sie wollen nicht in die RS einrücken oder, wenn sie schon drin sind,
möglichst sofort wieder raus. Per E-Mail, Fax, Telefon und ñ wenn
es irgendwie möglich ist ñ im persönlichen Gespräch werden
Wege gesucht.
Manche sind hervorragende Verschiebungskünstler, haben es aber nicht
geschafft, sich endgültig vom Militärdienst zu verabschieden.
Ein gutes Beispiel dafür ist A.: ´Im Sommer letzen Jahres sollte
ich zum ersten Mal in die RS einrücken, damals kam ich dank eines
Arztzeugnisses vorübergehend davon. Dann sollte ich im Februar einrücken,
da hat mir aber mein Arbeitgeber geholfen. Nun aber muss ich einrücken.ª
Seit zwei Jahren gibt es die Möglichkeit, Zivildienstgesuche aus
der Rekrutenschule heraus einzureichen. Diese Gesuche werden bevorzugt
behandelt und innert etwa zwei Wochen entschieden. Wem das Gesuch gutgeheissen
wird, wird auch sofort entlassen. Doch jedes zweite so eingereichte Gesuch
wird abgelehnt. Häufig haben die Gesuche wegen Zeitmangels schlecht
vorbereitet werden können. So kehrt mancher nach einer Woche RS-Horror
nach dem Wochenende nicht mehr in die Kaserne zurück und reicht von
zu Hause aus das Gesuch ein. So wie B. Als er das telefonisch dem Schulkommandanten
mitteilt, sagt ihm dieser, er werde die Militärpolizei vorbeischicken,
um ihn abzuholen. Am nächsten Tag ruft der Kommandant bei B. an:
Er habe sich erkundigt, er dürfe die Militärpolizei nicht einsetzen.
Aber nicht nur Rekruten wenden sich an uns. Es kann auch vorkommen, dass
ein Offizier des Pädagogisch-Psychologischen Dienstes (PPD) der Armee
anruft und sich erkundigt, was er mit Rekruten tun soll, die ein Zivildienstgesuch
einreichen wollen. Ob er sie nach Hause schicken dürfe oder ob sie
weiter in der RS bleiben müssten.
Gegen Ende der RS kommen dann immer mehr Anfragen zur Unteroffiziersschule
(UOS) rein. Rekruten, die zur Unterschrift unter den Vorschlag gezwungen
wurden, mit der Androhung, sonst unmittelbar nach der RS in die Weiterausbildung
gesteckt zu werden. Es ist schwierig wegzukommen, wenn man schon eine
gewisse Zeit in der UOS ist. Viele würden zwar ´normalenª Militärdienst
leisten. Eine solche Anfrage kam von C.: ´Seit zwei Wochen bin ich unfreiwillig
in der UOS. Aus ethischen Gründen und als Armeegegner möchte
ich unter allen Umständen aus der UOS entlassen werden. Was für
Konsequenzen kämen auf mich zu, wenn ich zum jetzigen Zeitpunkt noch
verweigern würde, jedoch bereit wäre, meine WKs als Soldat noch
zu absolvieren? Verweigern wäre natürlich das letzte Mittel.
Was soll ich tun?ª
Ruedi Winet
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