Kosov@/Nato MOMA Mai 1999

MOMA 5.99

Wo wart ihr, Linke und Grüne?

Eine Polemik gegen linksgrüne Nato-StrategInnen Keine Alternative zu den Bomben der Nato habe es gegeben, so lautet durchgängig die Begründung, mit der von links-grünen ExponentInnen die Kriegsführung der Nato in der Bundesrepublik Jugoslawien verteidigt wird. Wirklich? Gab es keine Alternative? Oder wolltet ihr selber diese Alternativen nicht wahrnehmen?

Wo wart ihr in den letzten zehn Jahren, als viele Menschen hier in der Schweiz, vor allem aber in den neuen Staaten des ehemaligen Jugoslawien immer wieder gefordert haben, dass internationale Politik endlich ihre eigenen Werten ernst nehmen und durchsetzen müsse?

Wo wart ihr, als Hunderttausende während Wochen und Monaten gegen Serbiens Machthaber demonstriert haben?

Wo wart ihr, als kosov@-albanische Bewegungen gegen die Aufhebung der Autonomie protestierten, als StudentInnen demonstrierten, als der gewaltfreie Widerstand politisches Handeln forderte?

Wo wart ihr, als verschiedene Hilfswerke und friedenspolitische Organisationen im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen eine Woche lang mit AktivistInnen aus allen Teilen des ehemaligen Jugoslawien, aber auch aus Chile, Südafrika, Irland, Isreal, den USA, dem Kaukasus nach Konzepten und Alternativen suchten?

Wo wart ihr, als rund 50 Freiwillige der GSoA und des Service Civil International SCI eine von der Waffenstillstandslinie getrennte und vom Krieg zerstörte Kleinstadt in Westslawonien wieder aufbauen halfen?

Wo wart ihr, als unabhängige Medienschaffende nach Öffentlichkeit und Unterstützung gegen die Menschenrechtsverletzungen in ihren Ländern riefen?

Wo seid ihr heute, wo Leute jeden Tag bei verschiedenen Organisationen hier wie dort konkrete Arbeit gegen das menschliche Elend, das politische Desaster, nationalen Chauvinismus, ethnisierte Politik, Menschenrechtsverletzungen, Militarismus, Unterdrückung und Gewalt kämpfen?

Keine Alternative zu den Nato-Bomben? Mit welcher moralischen und politischen Berechtigung wollt ihr sagen, welche Alternativen es gab oder nicht? Ich weiss, man kann sich nicht um alles kümmern und die Parteigeschäfte lassen manchmal keine Zeit, um sich den wirklich wichtigen Dingen zu widmen. Aber dann gesteht das doch einfach ein! Sagt offen und ehrlich, dass für euch in den letzten zehn Jahren das ehemaligen Jugoslawien auf der Traktandenliste unter Punkt sowieso lief. Und dann gesteht euch selber und der Schweizer Öffentlichkeit ein, dass ihr selber es unterlassen habt, Hilfe zu leisten und Alternativen zu suchen. Wer heute die Nato-Bomben rechtfertigt, legitimiert damit jahrelange falsche Politik des Westens. Und das eigene Nichtstun kann auch mit noch so viel Nato-Bekenntnis nicht weggewischt werden. Wäre es nicht ehrlicher, ihr würdet einfach zugeben, dass ihr euch nie um dieses Land, um diese Konflikte, um diese Leute gekümmert habt oder allenfalls noch um ihren humanitären und asylrechtlichen Status, dass ihr aber weder Kontakte vor Ort noch ein Verständnis für die Prozesse dort habt? Seid ehrlich und ...

Roland Brunner

5. Mai 1999/uh,
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