Kosov@/Nato diverse

VERÖFFENTLICHT ANTIKRIEGSMATERIAL VON DEMOKRATEN/ UNABHÄNGIGEN GEWERKSCHAFTEN/ FRAUENGRUPPEN IN SERBIEN!!

Dies sind übersetzte Texte von Frauengruppen, größtenteils aus Serbien, die aus über 100 Seiten des Zaginflatch-Magazins (Zagreb) ausgesucht wurden. Zaginflatch ist auf Anfrage erhältlich (E-Mail oder Diskette). kostenlose Übersetzung aus dem Englischen durch Tradukas GbR Kontakt: 101662.35@compuserve.com


ZAGINFLATCH #15, 25th & 26th March 1999.
newsletter published by Zagreb Anarchist Movement 25./26. März 1999
Rundschreiben, veröffentlicht von der Anarchistischen Bewegung Zagreb ZAP / ARK GAJEVA 55 10 000 ZAGREB CROATIA
zap_zg@geocities.com
http://www.geocities.com/CapitolHill/Senate/3707/

Liebe FreundInnen,

Zaginflatch erschien erstmals 1993 als Rundschreiben mit dem Ziel Informationen zu antiautoritären Bewegungen im ehemaligen Jugoslawien zu veröffentlichen.

Über die englische Fassung hinaus gab es auch eine Ausgabe in südslawischen Sprachen namens Necemo i nedamo, die in den Kriegsjahren als Kommunikationsmöglichkeit der ex-jugoslawischen Anarchisten diente.

Die letzte Zaginflatch-Ausgabe wurde vor einem Jahr veröffentlicht. Aufgrund von organisatorischen und finanziellen Problemen innerhalb unserer Gruppe konnten wir nicht weiter an dem Rundschreiben arbeiten. Jetzt - angetrieben durch die Notwendigkeit, wenigstens einen Teil der Atmosphäre wiederzugeben, die durch die NATO-Bombardierungen Jugoslawiens verursacht wird - haben wir uns entschlossen, einen neuen Versuch mit der Herausgabe von Zaginflatch zu starten.

Zur Zeit können wir noch nicht absehen, wie oft wir Zaginflatch herausgeben können. Das hängt von den Informationen ab, die wir erhalten. Außerdem ist es klar, daß wir keine Papierversion erstellen und verschicken können. Deshalb bitten wir euch, diese E-mail-Infos auszudrucken und zu verteilen. Schickt sie an eure lokalen Kontakte, an Menschen die keinen E-mail-/Internet-Zugang haben. Darüber hinaus haben wir eine Adressenliste internationaler Gruppen, die Zaginflatch über die normale Post erhalten. Es würde uns viel bedeuten, wenn Du schriftlich bei uns anfragen würdest, welche Gruppen in Deinem Land auf dieser Liste stehen, denen Du dann dieses Info ausgedruckt zuschicken könntest. Dies ist uns sehr wichtig, da diese Gruppen uns während des Krieges unterstützt haben und wir sie gerne auf dem laufenden halten würden, was uns finanziell leider nicht möglich ist.

Für diejenigen unter euch, die es vielleicht nicht wissen: Zagreb liegt in Kroatien. Es wird nicht von der NATO angegriffen und ist auch nicht in Gefahr. Ihr fragt euch vielleicht, warum wir trotzdem dieses Projekt machen und über NATO-Angriffe auf ein Nachbarland berichten.

Erstens waren wir mal ein Teil ein- und desselben Landes. Zweitens gab es in dieser Region einen blutigen Krieg, der aus religiösen, nationalistischen und finanziellen Interessen geführt wurde. Als Anarchisten waren wir immer gegen diesen Krieg und arbeiteten an gemeinsamen Projekten von Serben und Kroaten. Wir sehen, daß Anarchisten aus Ex-Jugoslawien immer noch in gutem Kontakt untereinander sind und daß unsere Verbindungen oft stärker sind als zwischen anderen internationalen Gruppen. Das versteht sich von selbst.

Vor allem wollen wir mit diesem Rundschreiben die internationale Gemeinschaft (das seid ihr) darüber informieren, wie sich Antiautoritäre in Jugoslawien und Ex-Jugoslawien in diesem Augenblick fühlen. Als Menschen, die Luftangriffe und allgemeinen Alarm erlebt haben, wollen wir unsere Freunde in Jugoslawien unterstützen, die heute dasselbe erleben. Wir wollen keine politischen Lösungen für das Kosovo und andere Probleme Ex-Jugoslawiens vorgeben, wir möchten nur unseren Freunden helfen und sie auf diese Weise unterstützen. Alle in Zaginflatch veröffentlichten Meinungen sind persönliche Meinungen. Es gibt keine gemeinsame Plattform. Zaginflatch wird Dich kaum über Neuigkeiten informieren, wie es die Durchschnittsmedien tun. Solche Informationen bekommst Du eher bei CNN, BBC oder anderen Sendern. Darauf hast Du sowieso Zugriff... Dies soll von innen kommen... Wenn Du alternative Nachrichtenquellen suchst, versuche es auch bei www.b92.net

Anarchistische Bewegung Zagreb (Zagreb Anarchist Movement/ZAP)

[Anmerkungen der ÜbersetzerInnen: Der belgrader Radiosender B92 wurde am 2. April 1999 um 9.00 Uhr per Gerichtsbeschluß von uniformierten und zivilen Polizisten geschlossen und versiegelt. Dem Direktor des Senders, Sasa Mirkovic, wurde seine Entlassung mitgeteilt. Als Nachfolger wurde Aleksander Nikacevic benannt, der die Angestellten ermahnte am Montag, den 5. April, wie gewohnt am Arbeitsplatz zu erscheinen. Inzwischen bietet der niederländische Provider XS4ALL die Möglichkeit, auf die Nachrichten von B92 ungefiltert zuzugreifen, z.B. unter http://helpb2.xshall.nl]


Es folgen übersetzte Auszüge von E-Mails, die der Mailingliste der Anarchisten Ex-Jugoslawiens "ex-yu-a-lista@zamir.net" zugesandt wurden, sowie private E-Mails.

ZAGINFLATCH #19, 30th March 1999.
from: natasa, women in black, belgrade

30. März 1999.
Von: Natasa, Frauen in Schwarz, Belgrad

... hier sind einige Gedanken, Beobachtungen und Gefühle, die natürlich vollkommen subjektiv sind...

Das Belgrader Frauenzentrum hat jetzt ein Krisenzentrum eingerichtet, in dem tagsüber Frauen aus dem ganzen Land anrufen und mit Frauen gemeinnütziger Organisationen sprechen können. Die Arbeit ist so regelmäßig, daß es sogar Kontakte nach Pristina gibt. Mobiltelefone funktionieren nicht mehr, weil in Kopaonik etwas getroffen wurde. Heute Nacht sprachen sie mit Igbalu, die sich okay anhörte und erzählte, daß es heute einem Teil der Leute gelang, aus dem Kosovo zu fliehen. Das ist eine gute Nachricht, wenn man bedenkt, daß alle anderen Nachrichten enthalten, daß in den letzten Tagen alle Politiker, Journalisten, Intellektuellen ermordet wurden. Auch die Paramilitärs haben die Taktik, von Tür zu Tür zu gehen und alle männlichen Familienmitglieder herauszuholen, die dann verschwinden. Und wenn sie nicht mitgehen wollen, werden sie sofort hingerichtet. In den Läden, die von Serben geführt werden, wird man nach dem Ausweis gefragt, wenn man etwas kaufen möchte. In den Bussen, die von Pristina abfahren, sind nur Serben erlaubt...

Heute konnte ich mit Nora in Ohrid sprechen. Sie erzählte, daß ihre Eltern Pristina verlassen haben, aber sie weiß nicht, ob sie in Mazedonien angekommen sind. In Belgrad hat das Inzesttrauma-Zentrum eine Unterkunft für Flüchtlingskinder, die alleine sind, eingerichtet. Alle, angefangen von Frauenfriedens- bis hin zu Menschenrechtsorganisationen, versuchen den Kontakt zu Pristina aufrechtzuerhalten und informieren sich durch ausländische Nachrichtensendungen. Wir suchen auch im Internet, das im Moment problemlos läuft. Seitdem ich vor drei Tagen hier ankam - und es kommt mir vor wie drei Wochen - ist es in der Stadt ruhig geworden. Wenige Menschen sind auf der Straße, es herrscht eine Atmosphäre der Angst. Gestern war ich bei einem Rockkonzert, das von der Stadt (Opposition) veranstaltet wurde. Es waren etwa 1.000 Leute da, und abgesehen von Nationalismus (alle möglichen serbischen Abzeichen), Vandalismus (amerikanische Flagge wurde verbrannt) und Sexismus ("We will fuck you Chelsie"), glaube ich, daß sich dort einige neue, andere und zumindest mir unbekannte Menschen versammelten. Ich meine, ich war dort mit einer Freundin und wir leben beide in dieser Stadt, wir trafen niemanden, den wir kannten. Heute war ein Konzert mit Arkan, der auch da war. Es scheint, daß ich großes Glück im Leben habe, weil ich gestern und heute Seselj im Stadtzentrum traf. Gestern kam er mit seinem lieben Freund Tomo "Totengräber" und einem Gorilla, und heute hatte er eine ganze Gruppe von Leuten um sich. Diese Attitüde von Selbstherrlichkeit, Stolz und Eitelkeit, die von ihm ausgeht, ist unbeschreiblich. Ich habe ausprobiert, was ich fühle: am ersten Tag habe ich angewidert in seine Augen gesehen, heute konnte ich ihn nicht einmal ansehen. Diese ganzen Bomben machen mir nicht so viel aus, denn ich sehe das Problem schon in kleineren Dingen als dem Kosovo-Problem. Die Sirenen regen mich auf, insbesondere weil sie schon vor Beginn des Konzerts am Mittag losgehen und den ganzen Tag hindurch heulen, aber nichts passiert. Auf diese Weise manipulieren sie mit allen Mitteln, wo sie nur können, um den Effekt zu erzielen: sie bombardieren uns, aber das kümmert uns einen Scheißdreck! Ich habe eine Wut, die sich nicht auf das bezieht, was zur Zeit geschieht, weil ich glaube, daß das nur eine kurze Phase ist. Sie bezieht sich auf das, was geschieht, wenn all dies hier zu Ende ist, wenn man die Gleichschaltung im ganzen Land bedenkt, denn dann wird Milosevic Herrscher fürs Leben sein und nicht nur Präsident. Kosovo wird mit einer großen Anzahl Opfer ein internationales Protektorat oder ein Staat werden, aber Serbien wird für die nächsten 30 Jahre in der Scheiße sitzen. Das ist es, was mir stinkt und womit ich nicht umgehen kann. Als ich in den letzten Tagen mit anderen Aktivisten sprach, fiel mir auf, daß einige von ihnen vollkommen frustriert sind, weil ihre gesamte Arbeit, ihr Lebensprojekt, die ganze Orientierung auf den Frieden hin zusammenbrach. Ich fühle mich noch nicht so, aber diese Wut in Bezug auf die Zukunft verläßt mich nicht. Denn dies ist ein Land, in dem 2-5% der Bevölkerung ein hohes Bildungsniveau haben und 30-40% Analphabeten sind. Die Gehirnwäsche durch die Medien wird nun schon seit 10 Jahren betrieben, Krieg lag immer in der Luft, aber materialisierte sich bisher nicht. Und wenn für die meisten Menschen nur diese relativ kurze Periode der Bombardierung hängen bleibt, mit Bunkern und militärischen Zielen, werden die wahren Ursachen nicht angegangen. Wenn wir von der Verantwortung der Bürger sprechen: dies ist kein Staat der Bürger, weil der Begriff, wie ich ihn benutze, für eine Bevölkerung steht, die zuerst für sich selbst verantwortlich ist und dann für alles andere in ihren Leben. Und wenn man erwartet, daß sich jemand erhebt wegen Krieg, Mord, Hunger und Armut, dann wäre das Utopia...

In einigen Teilen Belgrads gibt es kein Brot, aber das ist auf Manipulation zurückzuführen, weil genug hergestellt wird. Doch das ist eine weitere Möglichkeit Panik zu erzeugen. Das einzige, was es wirklich nicht gibt, sind Zigaretten.

Neben dem Schreiben von Aufrufen und Protestbriefen kann man helfen, indem man durch Telefonate oder Briefe den Kontakt zu den Menschen aufrechterhält, mit denen man schon in Kontakt steht. Diese Art der Unterstützung ist wichtig und nicht gespielt, weil es um Menschen geht, die einem wichtig sind. Man sollte schreiben und anrufen, wenn man sich gut fühlt, wenn man positiv eingestellt ist, damit es nicht zu paradoxen Situationen kommt, in denen jemand aus Belgrad oder Pristina die anrufende Person trösten muß...


ZAGINFLATCH #20, 31st March

from: lepa mladjenovic, autonomous women's center against sexual violence,awcasv@eunet.yu
31. März 1999

Von: Lepa Mladjenovic, Autonomes Frauenzentrum gegen sexuelle Gewalt, awcasv@eunet.yu

Liebe FreundInnen,

wir haben viele ermutigende Briefe erhalten, Anrufe von unseren FreundInnen aus Bosnien, Kroatien und Slowenien, Dank an euch. Die Lage: viele Frauen leben mehr oder weniger in Angst. Gestern abend haben einige von uns bis 21.00 Uhr im Frauenzentrum gearbeitet, und um diese Uhrzeit war die Stadt ruhig und leer. Einige Menschen standen an Hauseingängen, und einige befanden sich in den Kellern. In den Stadtteilen in der Nähe der Militärbasen konnte man starke Detonationen spüren und Feuer sehen. Im Stadtzentrum war das nicht bemerkbar. Die Telefonverbindungen werden schlechter.

Die Pazifisten machen sich Sorgen um die Situation im Kosovo. Zunächst mal wurde die serbische Artillerie in der Kosovo-Region konzentriert. Gestern abend konnte ich endlich eine Telefonverbindung nach Pristina bekommen und sprach mit meiner Freundin. Sie sagte, daß die größte Sorge das brutale Vorgehen der serbischen Armee gegen die albanische Bevölkerung sei. Die Fernsehstationen CNN und BBC sind offensichtlich sehr gewaltorientiert und haben bei der Bevölkerung im Kosovo mit ihrer Berichterstattung große Angst verursacht, und das zusätzlich zu den Dingen, die an sich schon Angst machen! Die serbischen Offiziellen haben gestern abend in Pristina den Strom abgedreht und ihn heute morgen wieder eingeschaltet. Das Abschalten des Stroms war eindeutig dazu gedacht, noch mehr Angst zu erzeugen, als schon vorherrscht. So könnt ihr euch also die Stimmung in Pristina vorstellen. Heute morgen gibt es in den meisten Läden in Belgrad und Pristina kein Brot und keine Milch, und es ist ein wundervoller sonniger Tag.

Was so wütend macht, ist die Tatsache, daß das serbische Regime die vollständige Kontrolle über die Medien übernommen hat. Das bedeutet, daß nur wenige Nachrichten hereinkommen und die Sprache des Hasses, der Erzeugung eines Feindbildes und die Politik der Rache sich von Minute zu Minute ausweiten. Vier Fernsehsender wurden zu einem zusammengefaßt und zwei andere zu einem zweiten. Die Menschen, die kein Satellitenfernsehen haben, bekommen nur wenige Nachrichten pro Stunde, über Bunker und Feinde, nichts anderes. Das ist auch sehr beängstigend. Viele Frauen konnten letzte Nacht nicht schlafen, und die Sirenen werden alle paar Stunden an- und ausgeschaltet. Einige von uns sind ständig am Telefon, um die zu beruhigen, denen es schlecht geht.

Wieder einmal sind es Feministinnen und PazifistInnen aus Belgrad, die diesesmal schwesterliche liebe Worte an unsere FreundInnen und die albanischen Frauen und ihre Familien im Kosovo senden.


ZAGINFLATCH #26, 6th April 1999.

From: "Women's Center Belgrade" awcasv@EUnet.yu
6. April 1999
Von: "Frauenzentrum Belgrad" awcasv@EUnet.yu

Manche Frauen hier sind verrückt geworden, die Angst steigt mit dem Herannahen der Nacht Angst vor jedem Geräusch,

Angst vor Armut
Ängste...
Wie war es für die bosnischen Frauen,
Gestern ist mir klar geworden, daß dies wirklich ein Krieg ist Heute wurde mir klar, daß er lange andauern wird
Wiedereinmal haben wir uns vorgemacht, daß er ganz schnell zuende sein würde

Ich fühle mich, als wären wir zwischen der NATO und Milosevic eingekeilt und können nicht das Ergebnis sehen.

Aus dem Kosovo hört man furchtbare Berichte.

Ich fürchte, daß noch viel mehr Menschen Hunger leiden werden.

Es ist schon heute kritisch.

Ich weiß immer noch nichts von Sevdija

Die meisten sind in Makedonien.

Sie werden nie mehr sein wie sie waren.

Davor habe ich Angst.


ZAGINFLATCH #31, 13th April 1999.

Statement from ZENE U CRNOM, London (women in black)

13. April 1999
Erklärung von ZENE U CRNOM, London (Frauen in Schwarz)

Stoppt die Bombardierungen Jugoslawiens durch die NATO

Milosevic setzt seine skrupellose Politik der Unterdrückung der ethnischen Albaner im Kosovo fort. Aber die NATO-Bombardierungen machen die humanitäre Katastrophe im Kosovo nicht erträglicher. Dadurch wird alles noch schlimmer.

Diese Handlungsweise ist illegal. Niemand hat die Bestätigung des UN-Sicherheitsrates eingeholt. Wenn die UNO nicht in den Entscheidungsprozeß einbezogen wird, ist das ein gefährlicher Vorgang, der gegen das Prinzip arbeitet, daß verschiedene Länder gemeinsam an einer Problemlösung arbeiten. Die NATO hat nicht das Recht, als internationale Polizei aufzutreten. Die NATO-Angriffe haben Milosevics Position noch gestärkt und die nationalistischen Strömungen in Serbien intensiviert. Die NATO-Angriffe haben die ethnischen Albaner im Kosovo nicht geschützt, sondern waren für die Serben eine Rechtfertigung, weiter gegen sie vorzugehen. Seit die Angriffe begannen, werden Menschen skrupellos getötet, und fast eine Million Menschen mußten ihre Häuser verlassen.

Demokratische und Menschenrechtsorganisationen in Jugoslawien und im Kosovo werden ignoriert und durch die Vorgehensweise der NATO zurückgeworfen. Unabhängige Radiostationen und andere Medien wurden zum Schweigen gebracht. Unabhängige Beobachter wurden abgezogen, damit die NATO handeln konnte. Mit weniger Zeugen im Feld haben beide Seiten nun freie Hand zum Töten.

Die Bombardierung Jugoslawiens ist heuchlerisch. Die "internationale Gemeinschaft" vernachlässigt viele Konflikte. Sie schreitet nur ein, wenn es in ihrem Interesse ist. Westliche Mächte vertiefen den Konflikt durch wirtschaftliche Strategien, die Armut und Ungerechtigkeit verursachen. Hauptsächlich profitiert hier die Rüstungsindustrie. Wenn weniger Geld für Waffen verwendet würde, stünde mehr Geld für echte humanitäre Arbeit zur Verfügung.

Es ist eine Lüge, daß es keine Alternative gibt und daß alles andere schon versucht worden sei. Vor dieser Krise wurde schon vor Jahren gewarnt. Jahrelang leistete die albanische Mehrheit gewaltlosen Widerstand, ohne daß der Westen Unterstützung gegeben hätte.

Aus diesen Gründen fordern wir von der britischen Regierung:

  • sofortiger Stop der NATO-Bombardierungen Jugoslawiens
  • Stop der Behinderung von demokratischen und Menschenrechtsorganisationen in Jugoslawien
  • Ausübung von internationalem Druck gegen Milosevics Politik der ethnischen Säuberung
  • weiteres Handeln durch UNO und internationale Organisationen
  • Öffnung der Grenzen für Flüchtlinge aus dem Kosovo

ZAGINFLATCH #36, 24th April 1999.

WOMEN IN BLACK AGAINST WAR
AN APPEAL TO GOVERNMENTS MEMBERS OF NATO

"FRAUEN IN SCHWARZ GEGEN DEN KRIEG"
AUFRUF AN DIE REGIERUNGEN DER NATO-MITGLIEDSLÄNDER

Seit 1991 setzen sich die Belgrader "Frauen in Schwarz gegen den Krieg" aktiv für Frieden und Gewaltlosigkeit ein. Die "Frauen in Schwarz gegen den Krieg" engagieren sich gegen jede Form der Gewalt, des Krieges, des Militarismus und Nationalismus. Seit 1991 ist die Zivilbevölkerung die größte Leidtragende auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien. Und nun geschieht es wieder. Die Werte, die wir unterstützen, sind das Leben, die Solidarität und die Respektierung der Unterschiede. In den letzten acht Jahren haben wir ein Netzwerk für den Austausch und die Solidarität gegen den Krieg aufgebaut, das Frauen aus allen Kontinenten einschließt - unter ihnen natürlich auch Frauen aus den NATO-Mitgliedsländern.

Als Frauenorganisation, die sich immer gegen Militarismus engagiert hat und somit gegen alle Formen der militärischen Intervention, stellen wir uns auch jetzt gegen die militärische Intervention der NATO im ehemaligen Jugoslawien.

Bis jetzt hatten wir immer die Unterstützung und Solidarität von Frauen- und Friedensbewegungen in Europa und den Vereinigten Staaten. Leider haben die Regierungen dieser Länder die Arbeit der Friedensbewegungen in ihren Ländern nicht berücksichtigt, geschweige denn, die Bemühungen der Friedensbewegung im ehemaligen Jugoslawien.

Wir, die "Frauen in Schwarz gegen den Krieg" aus Belgrad, fordern die

Regierungen der NATO-Mitglieder auf:

  • DIE BOMBARDIERUNGEN DES GEBIETES DES EHEMALIGEN JUGOSLAWIEN SOFORT EINZUSTELLEN
  • FRIEDENSVERHANDLUNGEN AUFZUNEHMEN UND EINE INTERNATIONALE FRIEDENSKONFERENZ FÜR DEN BALKAN EINZUBERUFEN
  • DEN FLÜCHTLINGEN, DER AUSGEWIESENEN UND DER VERTRIEBENEN BEVÖLKERUNG DES KOSOVO JE NACH WUNSCH DIE RÜCKKEHR ODER AUFNAHME IN EIN DRITTLAND ZU ERMÖGLICHEN

Wir fordern Frauen in Schwarz und alle Frauenfriedensorganisationen auf, diesen Aufruf ihrer Regierung zu übergeben.

Menschenrechte und Demokratie können nicht durch Bomben und Waffen geschaffen, sondern nur durch Verhandlungen und Unterstützung aller Kräfte, die sich für Menschenrechte und Demokratie einsetzen, entwickelt werden.

BELGRAD, 20. April 1999

FRAUEN IN SCHWARZ GEGEN DEN KRIEG

13. Mai 1999/uh,
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