Beim Anblick der Zerstörung, die die Raketen in der Ukraine verursachen, der Zerstörung von Gebäuden, der zivilen Todesopfern, der Bevölkerung, die ins Ausland fliehen muss und angesichts der Nuklearen Bedrohung, haben wir Angst vor den Kriegen, die heute in Europa noch möglich sind. Wir möchten unsere Sicherheit, unsere Identität, sowie unsere Kultur vor fremder Invasion schützen und wir wollen die wegen Massenzerstörungswaffen zu teuer gewordenen Kriege verhindern. Die Armee gibt zwar vor, die Bevölkerung vor dem Krieg zu schützen, doch letztere wird immer zum ersten Opfer des Krieges.
Die Staaten setzen aufs Aufrüsten. In der Schweiz hat das Parlament zwei zusätzlichen Milliarden für die Armee zugestimmt. Somit folgt Drohung auf Drohung und Gewalt auf Gewalt. Haben wir denn keine andere Möglichkeit, uns zu verteidigen? Einige Autor*innen haben Formen des friedlichen zivilen Widerstands vorgeschlagen. Diese basieren auf Ereignissen die sich während Zeiten militärischer Besetzung abspielten. Dabei soll die Zivilbevölkerung den Besatzern Widerstand leisten, indem sie nicht gehorcht oder kollaboriert und somit die Besatzer davon abhält, weiter das Gebiet zu besetzen. In der jüngeren Geschichte lassen sich zahlreiche Beispiele solcher manchmal symbolischen Taten, die dennoch zeigen, wie sich die Bevölkerung gegen eine militärische Okkupation wehren kann.
Hier einige Beispiele. In der Tschechoslowakei hatte damals die Bevölkerung gegen die Präsenz Sowjetischer Panzer demonstriert und diese davon abgehalten, in Prag zu bleiben. Auch können sich alle an Gandhi erinnern und seinen Salzmarsch, sowie an andere Aktionen, die zum Ziel hatten, die britische Armee aus dem Land zu jagen. Diese symbolischen Gesten mögen nutzlos erscheinen angesichts einer Armee. Doch sie können sehr wohl die Moral der Truppen beeinflussen. Andere friedliche Methoden sind effektiver, wie beispielsweise der Generalstreik, das Beschränken der Arbeit auf ein absolutes Minimum, der freiwillige Lockdown der Bevölkerung, oder der Boykott von Güter- oder Dienstleistungslieferungen an den Feind. Die Zivilbevölkerung sollte dabei stets freundlich und respektvoll gegenüber den Soldaten auftreten, um Attentate von Partisanen zu verhindern. Diese könnten der Bevölkerung teuer zu stehen kommen, wie man es in Frankreich, in Oradour oder im Vercors, während der Besetzung beobachten konnte. Nicht zu verwechseln sind der bewaffnete Widerstand von Patisanen und der friedliche Widerstand. Der Feind kann nämlich zu Mitteln wie Verhaftungen oder Todesurteilen greifen, wobei er sich aber vor der Bevölkerung desavouiert.
Die vorhin erwähnten Aktionen kamen spontan zu Stande. Werden sie in Friedenszeiten durchgeführt, können sie sehr abschreckend wirken auf die Kräfte, die die Bevölkerung eines Gebiets für sich gewinnen und dieses regieren will. Die zivile Abschreckung ist dabei wirksamer als die nukleare, deren Nutzen illusorisch ist. Einige Autor*innen sehen eine Übergangsphase vor zwischen einer bewaffneten Abwehr und dem friedlichen zivilen Widerstands. Dadurch lassen sich die Ängste der Regierung beruhigen, ohne bewaffneten Widerstand dazustehen. Regierungen sehen diese Art der Verteidigung zwar als unabdingbar an, doch diese begünstigt einen Angriff des Feindes auf die Zivilbevölkerung. Die Vorbereitung auf einen friedlichen zivilen Widerstand, ihrerseits, schreckt andere Mächte vor der Besetzung ab und bedroht dabei kein Nachbarland, das einen Angriff befürchten könnte.