Gruppe für eine Schweiz ohne Armee

3. Ostermarsch 28. März 2005

 

Rahel Ruch Es ist schön euch alle hier begrüssen zu dürfen.

Das ist der dritte Ostermarsch der hier in Bern stattfindet. 2003 haben wir im Kontext der Proteste gegen den Irak-Krieg diesen Brauch wieder aufgenommen. Letztes Jahr weiteten wir das Thema auf «Gewalt überwinden» aus. Heute möchten wir Gewalt, Krieg und Konflikt und ihre Gegenstücke, nämlich Frieden, Friedliches Zusammenleben von einer spezifischeren Seite anschauen. «Stoppt Gewalt gegen Frauen» heisst das Thema des heutigen Marschs.

Ein Thema, das leider nichts von seiner Aktualität verloren hat, im Gegenteil, immer wieder aufgegriffen werden muss, um Diskriminierungen unübersehbar aufzuzeigen. Gewalt gegen Frauen existiert in vielen verschiedenen Facetten. In der Schweiz sterben jährlich 40 Frauen an den Folgen Häuslicher Gewalt. Erst jetzt wird diese Art von Gewalt als gesellschaftliches Problem anerkannt und nicht als Privatsache abgetan. Erst seit letztem Jahr wird Häusliche Gewalt als Offizialdelikt verfolgt und die Öffentlichkeit sensibilisiert. Noch immer wird sie aber verharmlost und noch viel zu selten im Zusammenhang mit fehlender Gleichberechtigung gesehen.

Strukturelle Gewalt gegen Frauen kennen wir alle, auch in der Schweiz. Frauen verdienen in der Privatwirtschaft noch immer 21% weniger als Männer. In Kaderstufen sind Frauen noch immer eine krasse Minderheit. In politischen Gremien sind Frauen untervertreten. Frauen und Männerberufe sind Realität. Frauen werden in der Werbung oft herabgewürdigt und als Objekt dargestellt.

Ein besonders entsetzlicher Ausdruck des Patriarchalen Systems ist der Frauenhandel. Jungen Frauen aus Osteuropa wird Arbeit versprochen, ein schönes Leben vorgegaukelt, doch schliesslich landen sie in einem Bordell irgendwo in Westeuropa oder in Kriegsgebieten. Erschreckend ist, dass der Frauenhandel vor allem in Gebieten, in denen ausländische Militärs stationiert sind, floriert. Und dass Frauen schon prophylaktisch wie Ware in Gebiete geschafft werden, wo internationale Truppen zu erwarten sind.

Das sind erschreckende Facts, die eine Rat- und Machtlosigkeit hinterlassen. Was tun? Können wir überhaupt etwas tun? Ich glaube fest daran, dass wir etwas tun können. Gerade in den Geschlechterfragen ist es so wichtig, dass sich das Bewusstsein der Menschen ändert. Gerade bei Häuslicher Gewalt müssen wir hinschauen. Gerade Frauenhandel müssen wir aufdecken. Hätten nicht mehrere Generationen von Frauen für Gleichberechtigung gekämpft, hätten wir heute keine Mutterschaftsversicherung.
Vielleicht ist dieser Ostermarsch nur ein Tropfen auf den heissen Stein, doch was zählt, ist dass er ein Tropfen IST. Ich glaube fest daran, dass es möglich ist, gemeinsam etwas zu verändern. Kämpfen wir weiter für eine andere Welt!

[ Ostermarsch 2005 ]
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