Liebe Leser*innen
Ich weiss nicht wie es Ihnen geht, aber mir scheint die Welt momentan schon fast in Untergangsstimmung und es ist schwierig, die Gewalt, die wir sehen zu ertragen. Wie ironisch, das an einem Karfreitag zu sagen. Denn neben dem Krieg in der Ukraine hörten wir gestern wieder von einem Mord an einer Person of Color durch die Polizei in den USA und auch wenn das momentan etwas aus den Medien verdrängt wird haben wir weltweit noch viele andere Kriege, die nach wie vor viele Opfer fordern. Denken wir nur an die Situation im Jemen, in Afghanistan oder Syrien. Die Kriege dort sind nicht verschwunden, sie scheinen uns nur weiter weg und wurden weniger interessant für die mediale Aufmerksamkeit. Als Pazifistin bin ich in dem allem gerade extrem herausgefordert, denn Pazifismus scheint keine klare Haltung mehr zu sein sondern hat viele Facetten, in denen wir unseren Platz und unsere Haltung finden müssen und das ist umso schwieriger aus der Distanz. Wir wissen wohl alle nicht, wie wir uns in einem Krieg verhalten würden, müssen aber trotzdem jetzt Position beziehen. Denn auch wenn wir uns vielleicht hilflos fühlen, wir können unseren Teil beitragen. Gerade in der Schweiz haben wir grossen Einfluss auf den russischen Rohstoffhandel, da dieser zu 80% über uns läuft und hier können wir ansetzen.
Ausserdem können wir unser Privileg nutzen und Menschen aus der Ukraine hier aufnehmen und ihnen Schutz bieten. Bisher haben sich 31’553 Geflüchtete aus der Ukraine in der Schweiz registriert.
Wer sind die Opfer?
Wie in jedem Krieg sind die Opfer meistens unschuldige Zivilist*innen, durch Bomben getroffen, aus ihrer Heimat vertrieben und an die Grenzen des menschlichen Körper und Geistes gebracht. Die genaue Zahlen sind im Ukrainekrieg schwer zu sagen, da die Kriegsparteien grosse Unstimmigkeiten in ihrer Kommunikation haben und von einer grossen Dunkelziffer ausgegangen wird. Auch bei den Armeeangehörigen ist eine Einschätzung schwierig, Russland sprach bisher von rund 1300 getöteten, die Ukraine spricht von 16’600 toten russischen Soldaten. Im Gegenzug schätzt man in Moskau die Anzahl toter ukrainischer Soldaten auf 14’000. Überprüfbar ist aber keine der genannten Zahlen. Das tragische daran ist der Zwang zum Kampf und Tod im Krieg für Männer auf beiden Seiten.
Die Gewalt scheint also vorerst kein Ende zu nehmen und darum gehen wir am Montag wieder auf die Strasse. Um 13:00 treffen wir uns im Eichholz in Bern zum alljährlichen Ostermarsch und stehen ein für den Frieden. Sind Sie dabei?
Damit wünsche ich ein erkenntnisreiches Osterwochenende