Newsletter Ukraine 26

Liebe Leser*innen

Aufgrund der Einreichung unserer Stop-F-35-Initiative blieb nicht viel Zeit für diesen Newsletter übrig. Da die Initiative nun zustande gekommen ist, können wir uns wieder anderen Dingen wie diesem Newsletter widmen.

Vor über einem halben Jahr sind Putins Truppen in die Ukraine eingefallen. Am 24. Februar sass ich wie versteinert den ganzen Tag vor meinem Laptop und konnte nicht begreifen, welch dystopische Aufnahmen über meinen Bildschirm flimmerten. Anna Jikhareva, Journalistin bei der WOZ, beschreibt in ihrem neuesten Artikel diese Stimmung im Westen zu Beginn des Kriegs sehr gut: Es wurde von “Zeitenwende” gesprochen und wie in der Ukraine unsere westlichen Werte verteidigt werden.

Mittlerweile sind Berichte über die Ukraine dem restlichen Tagesgeschehen gewichen. Die Frage, ob wir im Winter warm duschen können, hat die Sorge um das Wohl der ukrainischen Bevölkerung abgelöst. Öl und Gas können weiter über die Schweiz gehandelt werden und Schweizer Werkzeugmaschinen halten Putins Bomber in der Luft.

Als GSoA und breitere Linke haben wir mit den meisten unserer Forderungen recht behalten. Ein Handels- und Lieferverbot mit Russland hätte wohl viel unnötiges Leid in der Ukraine verhindern können und wir warten bis zum heutigen Tag auf ein Botschaftsasyl für russische Dienstverweigerer. Ein Grossteil der Linken in der Schweiz nahm auch eine klare Position für das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine ein und versteckte sich nicht hinter Verklärungen eines Stellvertreterkrieges zwischen der NATO und Russland.

Die Texte von Slavoj Žižek zur Frage des Pazifismus und ein Text über einen solidarischen Antiimperialismus einer grösseren Autor*innenschaft rund um die BfS befassen sich mit diesen Abwegen gewisser Linken. Beide Artikel sollten kritisch gelesen werden, insbesondere jener von Žižek, doch skizzieren sie eine linke Position zum Ukrainekrieg, welche nicht einfach die üblichen Analysen auf diesen Konflikt überträgt, sondern sich tiefgreifender mit dieser neuen geopolitischen Lage auseinandersetzen. Absurderweise konnten sich bürgerliche Kräfte als die Verbündeten der Ukraine in Stellen bringen, doch deren Solidarität hört spätestens bei der Enteignung russischer Oligarch*innen oder am Eingang der nächsten Rohstoffhandelsfirma auf.

Doch was denken Linke in der Ukraine oder in Russland? CrimethInc. hat mit einer anarcho-kommunistischen, russischen Widerstandsorganisation über ihre Aktionen und ihre Motivation gesprochen. Das Anarchistische Netzwerk Dresden hat mit Mitgliedern von Solidarity Collectives, einem Zusammenschluss aus linken Gruppen in der Ukraine, über die Situation in dem Land gesprochen und welche Rolle dabei die Linke einnimmt (Podcast ist am Ende des Artikels).

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