GSoA-Sommeraktivitäten

Ein guter Anfang Sommerkampagne 1: Die GSoA war diesen Sommer an verschiedenen Festivals präsent. Die Reaktionen waren erfreulich •Von Karin Eberli

Nicht ganz hundert Sommerkampagne 2: Begegnungen der komischen Art im Berner Hauptbahnhof Von der GSoA Bern

Wild East Sommerkampagne 3: Von Johanes Brassel • Open-Air statt open mind in Bad Ragaz. Der Gemeinderat hat Angst vor guten Argumenten.

Ein guter Anfang

Sommerkampagne 1: Die GSoA war diesen Sommer an verschiedenen Festivals präsent. Die Reaktionen waren erfreulich •Von Karin Eberli

In den Sommermonaten hat die GSoA einen weiteren Schritt auf dem Weg zu ihren neuen Initiativen in Angriff genommen. Viele AktivistInnen informierten über die Inhalte unserer Projekte, um noch mehr Festival-BesucherInnen für die Mitarbeit zu gewinnen.

Den Start unserer Sommerkampagne machte die Veranstaltung «Rock gegen Hass» auf dem Zürcher Platzspitz. Bei dieser ersten Aktion sammelten wir gegen 100 Adressen von Interessierten. Wir führten unzählige Gespräche und verteilten noch mehr GSoA-Flugis. Das Echo bei den BesucherInnen war mehrheitlich positiv. Viele fanden die Idee der Initiativprojekte gut. Die meisten hätten sofort unterschrieben, andere wollten vertieft informiert werden und etliche erklärten sich spontan bereit, die GSoA bei der kommenden Unterschriftensammlung zu unterstützen. Natürlich gabe es auch SkeptikerInnen, die den Zeitpunkt der Lancierung in Frage stellten oder befürchteten, die Armee würde nach einem schlechten Abstimmungsergebnis an Akzeptanz gewinnen. Reine Ablehnung der GSoA oder ihrer Projekte habe ich hingegen kaum erlebt.

Wer erinnert sich nach dem Hitze-August noch an die Juli-Sintflut? Sicher die BesucherInnen der damals stattfindenden Mega-Open-Airs. Auch für uns GSoA-AktivistInnen wurde die Situation feuchter. Bei den grossen Open-Airs in St. Gallen, am Gurten und beim Air-Vision-Festivals auf dem Bundesplatz war es angesichts der Völkermassen schwierig, mit einzelnen Leuten intensive Gespräche zu führen. Schwer beladen wie sie waren, interessierten sie sich mehr für einen guten Zelt-Standort als für politische Plaudereien. So verlegten wir uns auf das Verteilen von Flugblättern. Der Rücklauf der verteilten Bereitschaftserklärungen zeigt, dass die Unterstützung für unsere Projekte da ist. Am Gurten durfte «KuhNo» zum erstemmal an einem Open-Air teilnehmen. Trotz Regen wurde das knapp vier Meter hohe Tier aufgeblasen, zur Freude der Open-Air-BesucherInnen. Wer ihn noch nie gesehen hat, macht am besten selbst einmal bei einer GSoA-KuhNo-Aktion mit.

Im August waren die kleineren Open -Airs und Veranstaltungen angesagt. Die halbe Schweiz lag wahrscheinlich irgendwo am Strand, dafür wurde das Gesprächsklima familiärer. Beim «Schlauer Bauer»-Open-Air in Wetzikon zum Beispiel konnten wir während unserer Anwesenheit ungefähr jeden/jede eintreffende BesucherIn mit den nötigen Infos updaten. Auf diese Weise fanden im Verlauf von zwei Monaten über 250 neue Adressen von Interessierten Aufnahme in unsere Adressdatei. Insgesamt wurden Zusagen für 15'000 Unterschriften in der Deutschschweiz und 4500 Unterschriften in der Romandie (Stand Redaktionsschluss) abgegeben.

Und die Aktion ist noch nicht vorbei. Im September werden Stände (natürlich mit KuhNo) in Bern und Zürich organisiert. Klar ist, dass noch viel geschehen muss, aber auch, dass viel bewirkt werden kann. Wer mithelfen will, ist herzlich eingeladen. Melde Dich bei einer Regionalgruppe oder ruf einfach mal direkt aufs Sekretariat an!

 

Nicht ganz hundert

Sommerkampagne 2: Begegnungen der komischen Art im Berner Hauptbahnhof Von der GSoA Bern

Sonntag, 3. August, 21 Uhr im Berner Hauptbahnhof. Feldgrün dominiert. Wie oft zuvor verteilt die Berner Regionalgruppe die RS-Zeitung «Panzerknacker». Aber diesmal etwas anders. Seit Ende Juni ersetzt im SBB-Teil des Bahnhofes ein neues richterliches Verbot die alte Hausordnung. Zuwiderhandlung wird mit bis zu 1000 Franken Busse bestraft. Und die Einhaltung dieses Verbots wird neu von Bahnpolizei und Protectas-Patrouillen scharf überwacht.

Alles unklar?

Bezüglich des Verteilens von Flugblättern heisst es auf den Verbotstafeln: «Verboten sind insbesondere folgende Besitzstörungen: Der unbefugte bzw. unbewilligte Aufenthalt mit Demonstrationscharakter für die Ausübung politischer und religiöser Aktivitäten, insbesondere durch Unterschriftensammlungen, durch Befragungen und durch das Verteilen von Flugblättern bzw. Prospekten».

Somit war für die GSoA Bern alles klar: Es gelten im Bahnhof Bern die gleichen Regeln wie im übrigen Stadtgebiet. Auch die Stadt Bern kennt eine Bewilligungspflicht für Demonstrationen. Und was eine Demonstration ist, ist in der Gerichtspraxis weitgehend definiert. Demonstrationen stellen erstens eine Ansammlung von Personen dar, haben zweitens eine Appellfunktion und beeinträchtigen drittens den Verkehr im öffentlichen Raum. Folglich kann es nicht als «Aufenthalt mit Demonstrationscharakter» bezeichnet werden, wenn einzelne GSoAtInnen im Berner Bahnhof Flugblätter verteilen. Genauso gilt die Regelung in der übrigen Stadt. So weit so gut.

Bahnpolizei liest anders

Es dauerte keine Stunde, bis drei Bahnpolizisten zwei GSoAten beim Verteilen der GSoA-Infos entdeckten. Das Verteilen von Flugblättern sei verboten und der SBB-Teil des Bahnhof-Areals unverzüglich zu verlassen, forderten die Bahnpolizisten. Nasowas, auf den Verbotstafeln stehe etwas ganz anderes, hielten die zwei GSoAten entgegen. Anfänglich drehte sich die Diskussion um die Grammatik der deutschen Sprache, um das Verhältnis von Haupt- und Nebensätzen etwa. Die Bahnpolizei ist aber weniger in deutscher Sprache als im Zupacken geschult. Also kamen wir zur Frage, ob private Wachmänner handgreiflich werden dürfen. Da sich die Bahnpolizisten weigerten, die Stadtpolizei zur Klärung beizuziehen, erreichte auch diese Debatte nach zwanzig Minuten einen toten Punkt.

Den zwei GSoAten wurde die Sache zu bunt, und sie machten sich, die drei Bahnpolizisten im Schlepptau, auf den Weg zum Posten der Berner Stadtpolizei. Im Achter-Team - drei Bahnpolizisten, drei Stadtpolizisten und zwei GSoAten - steuerte die Diskussion auf den Höhepunkt zu. Später waren dann auch noch vier Protectas-Wächter beteiligt. Die Stadtpolizisten behaupteten am Ende, selbst wenn die vorgebrachten Argumente stichhaltig wären, könnte sie nichts machen. Für die Interpretation des SBB-Verbots sei die Bahnpolizei zuständig.

Optimale Betreuung der Bahnkundschaft

Triumphierend notierten die Bahnpolizisten die Personalien und versprachen Anzeige zu erstatten (bis heute ist daraus noch nichts geworden). Da die zwei GSoAten eigentlich gekommen waren, um Panzerknacker zu verteilen und nicht, um sich mit der Polizei über die Finessen der deutschen Sprache zu unterhalten, führten sie die Verteilaktion ausserhalb des SBB-Teils des Bahnhofes weiter. Wiederholt durchquerten sie jedoch mit einem Stapel Panzerknacker unter dem Arm das SBB-Gebiet. Unterdessen war der Bahnpolizei auch das zu viel. Jetzt wollten sie einen gültigen Fahrausweis sehen, denn ohne solchen sei der Aufenthalt im Bahnhof nicht gestattet. Pech gehabt, gute Bahnkunden verfügen über ein GA. Aber selbst dies reichte nicht mehr: Wer nicht unmittelbar auf einen Zug warte, müsse des SBB-Areals verlassen. Gut gebrüllt, Löwe! Unterdessen war es bereits 23.30 Uhr geworden. Die letzten Rekruten hatten ihre Züge bestiegen. Die Verteilaktion war zu Ende.

«2x150=222» lautet der neue SBB-Werbeslogan für das Halbtaxabo. «Nicht ganz 100» müsste die SBB noch auf den Verbotstafeln im Berner Bahnhof ergänzen. So wäre die Arbeit der Bahnpolizei treffend umschrieben.

 

Wild East

Sommerkampagne 3: Von Johanes Brassel • Open-Air statt open mind in Bad Ragaz. Der Gemeinderat hat Angst vor guten Argumenten.

Ob dem Kurort Bad Ragaz thront die Burgruine Freudenberg. Keine Freude hatte der Gemeinderat von Bad Ragaz allerdings an den bösen Mädchen und Buben der GSoA, die eine Unterwanderung des faulen St. Galler Oberländer Friedens planten. Von Zürich und Urnäsch reisten sie an, um die Zigaretten- und Kanalbankwerbung etwas aufzulockern mit ihren bunten GSoA-Flugis und -Parisern.

Aber oha lätz, da schaltet dann der Gemeinderat schnell. Vom Verkehrsbüro, bei dem ich mich am Tag zuvor erkundigt hatte, ging die Meldung direkt an die Obrigkeit. Und die wussten auch Rat: Wenn die GSoA ihren Stand macht, war dies das letzte Open-Air auf dem Freundenberg! beschied der Gemeinderat dem Veranstalter. Dieses Dilemma schilderte uns der OK-Präsident, als wir am Eingang ankamen. Ihm war es gar nicht recht, denn er hatte mir am Tag zuvor noch telefonisch zugesagt. So fühlten wir uns in die Zeit der alten Diktaturen versetzt und ich verteilte mein Material wie verbotene Bibeln. Ich kann das Open-Air Bad Ragaz sehr empfehlen, denn ich musste nur drei Tage mit dem GSoA-T-Shirt herumlaufen und wurde immer wieder angesprochen. Im Dunkeln (und im Regen) ist gut munkeln. Und an alle Anweisungen muss man sich wirklich nicht halten.