Gruppe für eine Schweiz ohne Armee

Antikriegsdemo - Nationaler Kirchenrat der USA

 
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Elizabeth Ferris Delegierte des Nationalen Kirchenrats der USA und Koordinatorin des Programms "Diakonie und Solidarität" im Weltkirchenrat

Unsere Herzen sind schwer bedrückt an diesem Nachmittag, während die Bomben und Kugeln auf den Irak nieder regnen. In einer Zeit wie dieser ist es gut, zusammenzukommen um unseren Zorn über die politischen Führer, die für diese Aktionen die Verantwortung tragen und unsere Solidarität mit den Opfern auszudrücken.

Ich stehe heute vor Euch als Amerikanerin, die zutiefst bestürzt ist über die Gewalt, die meine Regierung im Irak und im Mittleren Osten sät. Der Weltkirchenrat, in dem ich arbeite, hat sich standhaft gegen diesen Krieg gestellt so wie beinahe alle unserer 342 Mitgliedskirchen auf der Welt. Aber ich spreche auch im Namen der grossen Gemeinschaft der Kirchen in den USA, die sich in den vergangenen vier Monaten unablässig engagiert hat zur Verhinderung dieser schrecklichen Tragödie. Die Geschichte der amerikanischen Kirchen, die versucht haben dieses Kriegstreiben zu stoppen, ist in Europa nur wenig bekannt geworden.

Seit Januar haben Kirchenführer in den USA mit Nachdruck ein Treffen mit Präsident Bush verlangt, um ihm ihre moralische Opposition gegen den Krieg mitzuteilen - aber er hat abgelehnt, sie zu empfangen. Der Nationale Kirchenrat organisierte über Weihnachten eine hochrangige Kirchendelegation in den Irak und schickte kirchliche Delegationen für Treffen mit Premierminister Tony Blair, mit Bundeskanzler Gerhard Schröder und mit hohen Vertretern der französischen und russischen Regierungen. Es ist wahrlich ironisch, dass US-Kirchenführer von den höchsten politischen Repräsentanten Europas empfangen wurden - aber nicht von ihrem eigenen Präsidenten.

Diese Aktionen waren nicht ausreichend, um das Kriegstreiben einzudämmen. Ich erzähle Euch diese Geschichte, damit Ihr wisst, dass es viele Amerikanerinnen und Amerikaner gibt, die gegen diesen Krieg sind. Es gibt viele Menschen in den USA die sich heute für die Aktionen ihrer Regierung schämen und die um Vergebung beten in den Kirchen im ganzen Land. Seid versichert, dass die US-Kirchen fortfahren werden, diesem Krieg zu widerstehen. Die Kirchen haben sich seit langem für eine gerechte Lösung des Konflikts in Israel und Palästina eingesetzt und für ein Ende der israelischen Besatzungspolitik. Ohne eine Lösung dieses Konflikts wird es keine dauerhafte Stabilität in der Region geben.

Wir wissen nicht, wie lange dieser Krieg dauern wird. Wir haben noch kaum eine Ahnung von den Konsequenzen, die er für Millionen von Zivilpersonen haben wird, von den Auswirkungen auf die politischen Perspektiven in der Region, auf das internationale Recht und auf viele andere Notsituationen, in denen nicht geholfen werden kann, weil alle Mittel nach Irak fliessen.

Wir wissen, dass wir nun alles mögliche unternehmen müssen um diesen Konflikt zu beenden und den Irak wiederaufzubauen, so dass die Bedürfnisse des irakischen Volkes berücksichtigt werden - und nicht die der Besatzungsmacht. Bevor ich heute zu Euch gekommen bin habe ich mit dem Nationalen Kirchenrat in den USA gesprochen. Er hat mich dringlich gebeten, Euch seinen Zorn und sein Entsetzen über diesen Krieg mitzuteilen. Die amerikanischen Kirchen haben mich aber auch gebeten, Euch mitzuteilen dass sie in ihrem Engagement gegen den Krieg fortfahren werden. Sie fühlen sich dabei gestärkt durch die weltweiten Demonstrationen gegen den Krieg und sind "im Geiste" mit uns heute in Bern verbunden. Lasst uns weiter beten, schreien und lobbyieren und demonstrieren - bis Friede im Irak und in der ganzen Region einkehrt. Als Christinnen und Christen ist das das Mindeste.


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