US-Soldaten verweigern den Dienst

Die Moral der Truppen im Irak ist angeschlagen. Dies zeigt sich auch an der zunehmenden Zahl von Dienstverweigerungen.

Agustin Aguayo wurde diesen März in Würzburg von einem amerikanischen Militärgericht der Fahnenflucht für schuldig befunden und zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Er wird unehrenhaft aus der Armee entlassen, was soviel bedeutet wie die Streichung seiner Bezüge und Vorsorgeleistungen für den geleisteten Dienst.

Der 35-jährige stammt aus Mexiko, besitzt aber den amerikanischen Pass. In der Hoffnung auf eine sichere und gut entlöhnte Arbeit schrieb er sich bei der Armee ein.

Noch während der Grundausbildung musste er feststellen, dass er den Kriegsdienst nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Er stellte den Antrag aus der Armee entlassen zu werden. Dieser wurde schlichtweg ignoriert. Als Sanitäter musste er im Irak dienen. Dieser Einsatz hat ihn geprägt und in seiner Haltung bestärkt.

Nach seiner Rückkehr aus Tikrit war Aguayo in Schweinfurt (Deutschland) stationiert, sollte jedoch bereits im September 2006 wieder in den Irak geschickt werden. Aguayo weigerte sich, worauf er in Handschellen gelegt und mit Gewalt bedroht wurde. Mit einem Sprung aus dem Fenster gelangte er in Freiheit, deutsche Antikriegsaktivisten verhalfen ihm zur Rückreise in die USA. Drei Wochen später, nach einer Pressekonferenz, stellte sich Aguayo den Behörden.

Völkerrechtswidriger Krieg

Er hätte auch in Deutschland Asyl beantragen können. Ein deutsches Gericht erklärte den Krieg im Irak kürzlich für völkerrechtswidrig. Nach den Nürnberger Prinzipien

Kriegsdienstverweigerer Agustin Aguayo – hier noch in Uniform

 

 

ist ein Soldat nicht verpflichtet Befehlen Folge zu leisten, die völkerrechtswidrig sind. Auch in den USA wurden bereits solche Prozesse angestrengt, die Gerichte drücken sich aber mit vorgeschobenen Verfahrensfehlern vor einem Urteilsspruch.

Das US-Militär führt offiziell keine Statistiken über Kriegsdienstverweigerer. Die Organisation «Military Counseling» in Deutschland erhält monatlich 30 Anfragen dort stationierter Soldaten, dreimal so viele wie üblich. Kanada bietet ebenfalls einen sicheren Hafen. Laut der «Unterstützergruppe für Kriegsdienstverweigerer» haben circa 200 bis 300 Soldaten die Flucht ins nördliche Nachbarland ergriffen. Die Dunkelziffer dürfte um einiges höher liegen.

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