Drachenfliegen gegen Militärspiele

Vor einem Jahr wurde bekannt, dass die zweiten militärischen Weltspiele in Kroatien stattfinden sollten. Für die antimilitaristische Opposition dort war klar: Dagegen protestieren wir! Aus den damaligen Protesten wurden inzwischen Projekte

Militärische Weltspiele in einem Staat, der noch immer zutiefst betroffen ist von seiner jüngsten kriegerischen Geschichte und der (nicht zuletzt deshalb) eine verheerende Wirtschaftskrise erlebt – das wurde in Zagreb breit kritisiert. Den ganzen Sommer 1999 hindurch fanden zahlreiche Gegenveranstaltungen statt: Spiele, Konzerte, Ausstellungen, Drachenfliegen, Strassenperformances und Volksküchen zeigten eine «real-existierende» freudige Alternative zum Geltungsdrang und Machtgeprotze der Militärs auf. Die Kriegspiele fanden selbstverständlich doch statt – aber weitab der Öffentlichkeit. Dafür hat die spassvolle Präsenz der Peace-AktivistInnen auf den Zagreber Strassen bei vielen PassantInnen Interesse geweckt für die Arbeit der in der kroatischen Antikriegs-Kampagne ARK zusammengeschlossenen Gruppierungen.

Peacework geht weiter

Das Militär zog ab, während sich die Beteiligten an den «peace games» entschlossen, mit ihrer Arbeit fortzufahren. Ziel der AktivistInnen war es nun, in Zusammenarbeit mit Friedensgruppen in verschiedenen Teilen Kroatiens Veranstaltungen zu organisieren, die den weit verbreiteten Hass zwischen den Bevölkerungsgruppen überwinden helfen sollen. Ein grosser Teil der Aktionen wird denn auch in den Teilen Kroatiens stattfinden, in denen von 1991 bis 1995 Krieg herrschte.

Zagreb ist die Hauptstadt Kroatiens. Hier sind die meisten Basisgruppen zu finden, die gegen die nationalistischen, revisionistischen und antidemokratischen Verhältnisse im Tudjman-Kroatien der letzten Jahre gearbeitet haben.

Die meisten Friedensinitiativen gehen von Zagreb aus. Die InitiatorInnen der «peace games» wollen aber bewusst mit lokalen Gruppen im ganzen Land arbeiten, ihre Aktivitäten unterstützen und Kroatien nicht mit einer Kampagne aus der Hauptstadt überziehen.

Schritte in die Zukunft

Aktionen gab es zum Beispiel in der Region Lika, westlich von Zagreb entlang der Grenze zu Bosnien-Herzegowina. Lika löste sich zu Beginn des Krieges gewaltsam von Kroatien und wurde zur serbisch dominierten Republik Krajina. 1995 überrannte die kroatische Armee das Gebiet und vertrieb viele der dort ansässigen «SerbInnen». Die heute noch dort wohnhaften älteren Menschen sprechen viel über das Leid, das der faschistische Ustacha-Terror während des zweiten Weltkrieges in die Gegend brachte, über Massenmorde an SerbInnen, Zwangstaufen an orthodoxen ChristInnen, die Ermordung der JüdInnen und die Vergeltungsmassnahmen gegen PartisanInnen. Auch die Traumata des jüngsten Krieges sind noch bei weitem nicht aufgearbeitet. Viele Häuser stehen leer oder sind von Flüchtlingen aus Bosnien bewohnt, viele Dörfer wurden zerstört.

«Step into tomorrow», eine Gruppe der ARK, arbeitet seit 1995 in Lika. Sie hilft gemeinsam mit anderen NGOs beim Wiederaufbau der Häuser, unterstützt heimkehrwillige Flüchtlinge und versucht, die strikte und aggressive Trennung zwischen den Volksgruppen aufzuweichen. Bei allen Initiativen stehen die lokalen Behörden im Weg, die von der nationalistischen HDZ dominiert werden. Im November 1999 wollten AktivistInnen der «peace games» gemeinsam mit lokalen Gruppen Aktivitäten durchführen: Mit Broschüren, Flugblättern, Aktionen, Strassentheatern, einer Podiumsdiskussion, Konzerten und Performances wollten sie auf einen Abbau der Feindbilder hinwirken. Die Aktionen wurden unter dem Vorwand verboten, «Allerheiligen» läge zeitlich zu dicht am Veranstaltungstermin. Nun wird ein zweiter Anlauf folgen. Von Lika ziehen die «peace games» weiter nach Pakrac, Dalj, Cakovec, Dubrovnik und Sisak – unterwegs für eine friedlichere Zukunft in Kroatien.

Kontakt: Antiwar-Campaign Croatia, Vukovarska cesta 237c, HR-10000 Zagreb, Tel. ++385/1/61’571’83, email: ark@zamir.net