73 Jahre staatliches Versagen

Was sich in den letzten Monaten abzeichnete, steht nun fest: die Mitholzer*innen werden ihr Dorf für zehn Jahre verlassen müssen. Seine unzähligen Fehler in der Sache Mitholz will der Bund aber weiterhin nicht aufarbeiten.

Im Dezember 1947 wurde das Dorf Mitholz von einer Explosion verwüstet. Neun Menschen liessen ihr Leben bei diesem Unglück, hunderte wurden über Nacht obdachlos. Das geheime, in den Felsen gebaute Munitionslager der Armee explodierte, sprengte einen Teil des Felsens weg und zerstörte Mitholz. Das Dorf wurde danach wieder vollständig aufgebaut. Zwei Berichte Ende der 40er- und Mitte der 80er-Jahre kamen zum Schluss, dass von der nicht explodierten Munition keine Gefahr ausgehe. Der ehemalige Verteidigungsminister Adolf Ogi behauptete sogar 2018 gegenüber der Zeitung «Berner Oberländer», dass er immer davon ausgegangen sei, jegliche Munition sei 1947 explodiert. Als der Bundesrat aber 2018 eine Neubeurteilung der Lage anordnete, konstatierte dieser, dass sich immer noch mehrere hundert Tonnen gefährlicher Sprengstoff unter dem Geröll befindet.

RÄUMUNG

Statt wie geplant die Schaffung eines geheimen Rechenzentrums des Bundes in Angriff zu nehmen, wurde der Armeestandort Mitholz komplett geräumt und seiner Geheimhaltung entzogen. Im Verlaufe des vergangenen Jahres wurde den Bewohner*innen von Mitholz vom VBS mitgeteilt, dass sie spätestens in zehn Jahren ihr Dorf für mindestens zehn Jahre verlassen müssen. Ein herber Schlag, der zu viel Frust unter den Einwohner*innen führte. Ob Mitholz nach den zwanzig Jahren Räumungsarbeiten wieder zu existieren beginnen wird, steht zurzeit noch in den Sternen. Eine Umfrage des VBS ergab, dass über 80 Prozent der Bewohner*innen bei einer zehnjährigen.

Räumungsphase nicht wieder nach Mitholz zurückzukehren gedenkt. Die Causa Mitholz wird Parlament und Bundesrat noch lange beschäftigen. Das ganze Projekt kostet den Bund zwischen einer halben bis zu einer Milliarden Franken. Diese werden aus Krediten des VBS finanziert. Die vergangenen Fehler der letzten 73 Jahre möchten aber weder National- noch Bundesrat aufarbeiten. Der Vorstoss von Jürg Grossen zur Einberufung einer Untersuchungskommission wurde Anfang 2020 abgelehnt. In der Sache Mitholz ist aber definitiv noch nicht das letzte Wort gesprochen.