Noch ist er für Frauen freiwillig, der Orientierungstag der Armee. Es ist aber er – klärter Wunsch der Armeeführung, unter dem Motto «Ein Tag für die Sicherheit der Schweiz» in Zukunft alle Frauen zu einem Infopläuschchen antreten zu lassen. Von Magdalena Küng
An ihrer Jahresversammlung im Mai 2017 hat die Regierungskonferenz für Militär, Zivilschutz und Feuerwehr (RK MZF) grünes Licht gegeben für die Erarbeitung eines Projektes zur Einführung eines obligatorischen Orientierungstages für Frauen. Ziel dieser Massnahme soll eine Deckung des Informationsdefizits der Frauen sein, welche sich offen – bar gar nicht bewusst sind, wie viele Vorteile der Militärdienst für sie haben könnte. Der Orientierungstag soll neuerdings einen Fokus auf die zahlreichen attraktiven Dienstleistungsmodelle, Kaderlaufbahnen und Berufsmöglichkeiten legen, welche die Armee zu bieten habe. Erwähnt werden auch der Zivilschutz und das Rote Kreuz – die Möglichkeiten des Zivildienstes scheinen der RK MZF eine so unangenehme Vorstellung zu sein, dass dieser gleich völlig ausgeklammert wird. Umgesetzt werden soll das Ganze bis 2020.
Grüne Vorteile für SpitzensportlerInnen
Die hartnäckige Fakten- und Realitätsresistenz der Armeeführung und des VBS erstaunen immer wieder. Zwar bietet die Armee scheinbar für SpitzensportlerInnen einfache Aufstiegsmöglichkeiten. Eine Biathletin beispielsweise zeigte sich jüngst dankbar, die Spitzensportler-RS absolviert haben zu dürfen, da sie sonst über die Sommerferien vermutlich einen Teilzeitjob annehmen müsste und nicht genügend trainieren könne. Dass sich das Gros der weiblichen schweizerischen Bevölkerung aber nicht damit zufriedengeben will, nur in einer grünen Parallelwelt dieselben Chancen wie die Männer zu haben, scheint aus militärischer Perspektive nicht ersichtlich zu sein.
Ziel: Personalreserve vergrössern
Die Hauptgründe für den obligatorischen Infotag für Frauen dürften ohnehin ganz woanders liegen als in der Frauenförderung. Die Armee arbeitet schrittweise auf eine Wehrpflicht für Schweizerinnen hin, um ihre Personalreserven vergrössern zu können. Dies sei notwendig, um Funktion und Auftrag der Armee aufrecht erhalten zu können, heisst es immer wieder. Die Armee aber verliert immer mehr das Vertrauen der Bevölkerung, wenn es um sicherheitspolitische Fragen geht. Kaum jemand glaubt noch daran, dass Unmengen an Panzern und überteuerte Kampfjets tatsächlich etwas zur Stabilität der Schweiz beitragen können. Und auch die beste Informationsveranstaltung und die spannendsten Orientierungstage können nichts daran ändern, dass die Armee in ihrer heutigen Form weder als zeitgenössisch noch als friedenssichernd anerkannt wird. Das Informationsdefizit liegt nicht so sehr im fehlenden Wissen um die Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten für Frauen, sondern in den fehlenden Erklärungen zum Beitrag der Armee für die Schweiz. Die Frauen über ihre Möglichkeiten in der Armee informieren zu wollen, ist kein Verfehlen. So zu tun, als würde ein grösserer Personalpool automatisch zu einer Verbesserung der Missstände im Militär führen, ist hingegen Schönmalerei. Die ewige Tendenz aber, den Frauen vormachen zu wollen, das Militär könne ihr grosses Karrieresprungbrett sein und gleichzeitig die Augen zu verschliessen vor immer noch starken Ungleichheiten zwischen Mann und Frau in der Realwirtschaft, ist heuchlerisch.
Das mit dem Zivildienst
Schräg in der ganzen Thematik steht auch die Tatsache, dass das Militär wo und wie immer möglich gegen den Zivildienst wettert. Obwohl dort die Frauen genauso Berufserfahrung gewinnen könnten, ihre Horizonte erweitern oder neue Fähigkeiten erlernen. Und weil der Zivildienst mit seinen wichtigen Beiträgen im Bereichen wie Naturschutz, Gesundheit und Soziales oder Landwirtschaft kaum je in Erklärungsnot gerät, fällt der Militärlobby regel – mässig nur ein Argument ein: Alle, die Zivildienst leisten, seien zu faul für die Armee.