Die Kreativ-Fraktion der GSoA hat am 10.9.1999 in Bern ihr neuestes Produkt eingeweiht. Stefan Luzi war dabei.
Die Armee muss weg, ein ziviler Friedensdienst her! Anderthalb Jahre lang standen wir fast jeden Tag vor der Aufgabe, den Leuten auf der Strasse zu erklären, wie dieses Motto funktionieren soll. Schrittweiser Abbau der Militärbestände, Umstrukturierung bestehender Arbeitsplätze, Weiternutzung bestehender Infrastruktur, Aufbau nationaler und internationaler Beziehungen für Einsätze im Zivilen Friedensdienst undsoweiterundsofort ñ nicht ganz einfach also, das Ganze. Einige von uns wurden zu schlafwandelnden Think-Tanks, andere gingen ganz einfach nicht mehr schlafen. Unmengen an Schweiss wurde aufgewendet, unzählige unschuldige PassantInnen belästigt, bemitleidenswerte Polizisten verwirrt, etliche Beamte aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Und es hat sich gelohnt: Unsere Initiativen sind eingereicht und ein Thema.
Doch unter uns hätten wir uns nicht einen Haufen Arbeit ersparen können, indem wir das Problem ganz einfach mehr von der materiellen Seite angegangen wären? Tatsache ist doch, dass die Armee (leider) nicht ein abstrakter Begriff ist, sondern real existierende Materie: Unmengen von Waffen, Munition, ungefähr 400’000 Soldaten, ein mysteriöser Geheimdienst, der selber nicht weiss, was er macht, etc. Was Materie ist, kann umgewandelt werden. Was liegt da näher, als zu versuchen, tödliche Materie in friedliche umzuwandeln?
Eine Frage, eine Aufgabe ñ ein Fall für diejenigen unter uns, die mehr von Chemie und Physik wissen als die erwiesene Tatsache, dass es die Armee auch dann noch gibt, wenn sie im luftleeren Raum Kopf steht. So trafen sich kreative Köpfe unter strenger Geheimhaltung an unbekanntem Ort und was entstanden ist, kann nur genial genannt werden: Der GSoAmat® ward erfunden, unbestrittener Meilenstein in der Geschichte der Schweiz und der Menschheit. Auch ´die Zivilisierungsmaschine genannt, besitzt dieses Wunderwerk modernster Technologie die Fähigkeit, aus Armeematerial Material für eine zivile Lösung von Konflikten herzustellen. Natürlich brannten wir darauf, unsere Erfindung der Welt vorzustellen, und so organisierten wir am 10. September 1999 einen Vorstellungsapéro vor der Bundeskanzlei in Bern Gelegenheit auch, um festzustellen, ob unsere Maschine wirklich funktioniert.
Und es lief gut an: Im Nu war der GSoAmat aufgebaut, die Presse hatte sich endlich aus ihrem ehrfürchtigen Staunen gelöst und die Armee stand brav bereit. Zuerst beinahe unhörbar, gesellte sich langsam ein weiteres Geräusch zum fröhlichen Geplauder der anwesenden GSoAten und GSoAtinnen: Aus dem Innern der Maschine ertönten nun schon mit ohrenbetäubendem Lärm Klopf- und Schleifgeräusche. Rauch qualmte aus allen Öffnungen, der Boden schien zu vibrieren, Förderbänder setzten sich in Bewegung. Der Lärm ging über in ein regelmässiges Stampfen, allen war klar: Der GSoAmat® funktionierte. Und noch immer stand die Armee brav bereit; willens, dem GSoAmat® mal ein Häppchen zu verabreichen. Waffen und Uniformen verschwanden endgültig in der Maschine, alle warteten gespannt, ob auf der anderen Seite irgendwas Brauchbareres herauskommen würde. Und tatsächlich: Schachtel um Schachtel rollte unermüdlich aus dem Innern, alle gefüllt mit Forderungen für eine Schweiz ohne Armee und einen freiwilligen Zivilen Friedensdienst. Nun gab es kein Halten mehr: Die Soldaten halfen sich gegenseitig, möglichst schnell per Förderband von der Maschine geschluckt zu werden, und wurden zu netten Zivilisten und fröhlich-farbigen Schachteln. Einzig die Fütterung mit Geheimdienstlern, die schon zu Beginn der Veranstaltung durch ihre unauffällige Kleidung aufgefallen waren, bereitete dem GSoAmat® zuerst einige Probleme, stellte man doch mit Verwunderung fest, dass anstatt den Schachteln plötzlich gefälschte Hotelrechnungen zum Vorschein kamen. Na ja, beim zweiten Anlauf hat dann auch das geklappt und die Schachteln stapelten sich weiter zu Türmen. Als sich der Lärm langsam legte, die Schachteln nur mehr spärlich aus der Maschine rollten und fleissige HelferInnen schon dabei waren, sie in die Bundeskanzlei zu tragen, dämmerte es den ersten, wovon sie gerade Zeugen gewesen waren: Der GSoAmat® hatte es fertiggebracht, in knapp einer halben Stunde aus einer ganzen Schweizer Armee 250’000 Unterschriften herzustellen, und hat uns damit ein Problem vom Hals geschafft und eine Aufgabe gestellt: Die Armee ist weg, ein Ziviler Friedensdienst muss her!