Das Führungsinformationssystem Heer (FIS Heer) ist bekanntlich ein millionenschweres Flop-Projekt. Anfangs Jahr hat das VBS definitiv entschieden, auf einen Teilbereich des ursprünglich geplanten Systems zu verzichten. Das Projekt wird vom VBS nun aber schön geredet – der Skandal nimmt somit seinen Lauf.
Mit den Rüstungsprogrammen 2006 und 2007 wurden 700 Millionen Franken für das FIS Heer gesprochen. Mit dem FIS wollte man den Eintritt in ein neues technologisches Zeitalter erreichen. Im Verlauf vom Projekt stellte sich dann heraus, dass die Funkgeräte die anfallenden Datenmengen gar nicht übertragen können. Konsterniert musste man anerkennen, dass das System im mobilen Betrieb gar nicht eingesetzt werden kann. 125 Millionen Franken wurden für diesen mobilen Einsatz allerdings bereits investiert. Anstatt aus dem Debakel zu lernen und den Bereich Rüstungsbeschaffung grundsätzlich zu durchleuchten, übt man sich im VBS nun im Schönreden des Skandals: So liess das VBS verlauten, dass das System zwar weniger tief, mit der Nutzung in allen grossen Verbänden und allen Truppen aber breiter als ursprünglich geplant zum Einsatz komme. Das heisst, man rollt das Rumpfsystem jetzt einfach auf noch mehr Benutzer aus, und will damit die grundsätzliche Unbrauchbarkeit kaschieren. Weiter wird angeführt, dass ein Grund für die Probleme darin liege, dass auch militärische Funkgeräte der neusten Generation zu wenig Bandbreite bieten würden. Dies ist zwar richtig, macht aber die unglaubliche Inkompetenz der Projektverantwortlichen sichtbar. Offensichtlich waren diese unfähig eine auch nur annähernd realistische Prognose zu machen, welche Entwicklung in Bezug auf Bandbreiten zu erwarten ist. Es kann aber auch sein, dass die «Bandbreiten- problematik» im VBS-Projekt ganz einfach vergessen oder zumindest unterschätzt wurde.
125 Millionen – oder doch mehr?
Schockierend ist zudem, dass das VBS nicht gewillt scheint, klare Angaben zu machen, ob der 125 Millionen-Abschreiber die ganze Wahrheit ist oder ob sich noch weitere Leichen im Keller befinden. In einer Pressemitteilung wird der Begriff «schätzungsweise 125 Millionen» verwendet. Diese obwohl die Investitionen bereits getätigt wurden und somit auf den Franken genau bezifferbar sein muss, wie viel Geld in den Sand gesetzt wurde. Es darf davon ausgegangen werden, dass diese Unverbindlichkeit bewusst verwendet wird, um noch höhere Verluste besser «verargumentieren» zu können, sollten solche ans Licht kommen. Gar dreist wird das VBS, wenn es darum geht, den Nutzen des Rumpfsystems zu schildern. So wird kommuniziert, dass die «reduzierte Ein- satztiefe die permanente Führungsfähigkeit der Bodentruppen sowie die Lageverfolgung in allen Lagen sicher stelle». Wäre dem so, dann hätte man zum Vornherein auf den nun abgestrichenen Projektteil «mobile Einsatzfähigkeit» verzichten können. Genau damit hatte man das Projekt in den eidgenössischen Räten aber durchgebracht. Klar ist, das FIS-Projekt ist nicht nur ein Finanzdebakel, sondern auch ein Lügenkonstrukt sondergleichen.