Frauen für den Frieden

Als GSoA-Sekretärin hatte ich vor einiger Zeit die Gelegenheit, an einem Podium der KOFF (Schweizer Plattform für Friedensförderung) zum Thema «Frauen und Frieden in der Ukraine» teilzunehmen. Eingeladen waren bewundernswerte Frauen von der Organisation «Women’s Initiatives for Peace in Donbas», die ich euch, lieben Leser*innen, gerne vorstellen möchte.

FRAUEN IN DER UKRAINE ERLEIDEN VIEL GEWALT

Der Putinsche Angriffskrieg bedeutet für die Menschen in der Ukraine unsägliches Leid. Ukrainische Frauen sind davon auf besondere Weise betroffen, denn sie leiden sowohl direkt unter dem Krieg als auch unter durch Konflikte nochmals verschärfter, geschlechtsspezifischer Gewalt. Laut der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist Gewalt gegen Frauen zwischen 2014 und 2018 in der Ukraine für dreimal so viele Tote verantwortlich gewesen wie der bewaffnete Konflikt. Auch Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen finden in eroberten Gebieten laut verschiedenen Berichten massiv statt, primär durch die russische Armee. Sogar flüchtende Frauen sind vermehrt patriarchalischer Gewalt ausgesetzt, da private Aufnahmestellen in den Nachbarländern nicht immer eingehend überprüft wurden und das Risiko von Trafficking erhöht wird. Laut dem United Nations Development Program wurden eine in fünf Frauen zwischen 15 und 49 Jahren in der Ukraine Opfer von Gewalt. Und doch wurden seit dem ersten Kriegsausbruch 2014 Frauen beim formellen Friedensprozess kaum bis gar nicht mit einbezogen. Stattdessen führten internationale Finanzinstitute strukturelle Reformen und Sparmassnahmen ein, die zunehmende Armut bewirkten. Das wiederum erhöht das Risiko für häusliche Gewalt, von welcher vor allem Frauen und Kinder betroffen sind.

FEMINISTISCHER EINSATZ FÜR DEN FRIEDEN IN FORM VON DIALOGPLATTFORMEN

Die WIPD (“Women’s Initiatives for Peace in Donbas”) kämpft seit 2016 gegen die militaristische Denkweise und leistet in Zusammenarbeit mit der WILPF («Women’s International League for Peace and Freedom») immer wieder humanitäre Hilfe in der Ostukraine. Sie arbeitet auch mit der russischen Stiftung «Frauen vom Don» aus Nowotscherkassk zusammen und veranstaltet regelmässig Diskussionsrunden und Podien, um eine Dialogplattform zu bilden. Sie wollen die Stimme der Zivilgesellschaft der verschiedenen Konfliktparteien hörbar machen und der lokalen Bevölkerung im Donbass Möglichkeiten zur Beteiligung an einem Friedensprozess zeigen. Die WIPD bot ausserdem zusammen mit dem Niederländischen Institut für Internationale Beziehungen bereits mehrmals Kurse zu Verhandlungskompetenzen an. Lokale Initiativen wie diese sind nötig, um eine starke und gemeinschaftliche Zivilgesellschaft zu erschaffen. Das Kriegsgeschehen seit dem 24. Februar schränkt die physischen Dialog-Veranstaltungen zurzeit natürlich ein. Doch die Aktivistinnen der WIPD und der Frauen im Don geben ihr Engagement für den Frieden nicht auf und veranstalten inzwischen Online-Diskussionsrunden, besuchen Podien von Friedensstiftungen in anderen Ländern und leisten, wo möglich, humanitäre Hilfe vor Ort.

EIN WIEDERAUFBAU MUSS FEMINISTISCH SEIN

Es gilt nun, als internationale Friedensgemeinschaft den Stimmen dieser Frauen und weiterer Betroffener aus der Zivilgesellschaft in der Ostukraine Gehör zu verschaffen. Für einen nachhaltigen Wiederaufbau von einer starken und gewaltfreien Gemeinschaft ist es zentral, dass die lokale Bevölkerung und insbesondere die Frauen in den Prozess miteinbezogen werden.

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