(ws) Gerade war der Israel-Palästina-Konflikt wieder in den Schlagzeilen, als es zu einer Gewalteskalation mit Bomben und Raketen kam und einige palästinensische Zivilist*innen getötet wurden. Dass es allerdings jede Woche zu Toten kommt, dringt nicht bis in unsere Medien durch – vor allem seit dem Krieg in der Ukraine. Wovon wir hören, ist nur immer die eskalierende Gewalt. Dabei ist der Konflikt viel komplexer: Es kämpfen nicht nur die Hamas oder nun der islamische Dschihad gegen den Staat Israel, sondern es gibt auch immer wieder Gewalttaten in der Zivilbevölkerung, aber auch auf beiden Seiten zivilen Widerstand gegen die Machthaber. Und es gibt zivilgesellschaftliche Initiativen, die die vielen Gräben überwinden. Denn es ist vielen klar, dass sich etwas ändern muss: Die vielen Toten, die Versorgungssituation in palästinensischen Gebieten, der exzessive Siedlungsbau, die Vertreibungen, die systematischen Menschenrechtsverletzungen – all dies kann nicht so weitergehen. Denn wer leidet, ist die Zivilbevölkerung. Um dem Leiden ein Ende zu bereiten, müssen in meinen Augen zwei Dinge geschehen: Zuerst muss anerkannt werden, dass Israel am längeren Hebel sitzt – und zwar bei weitem. Der Staat Israel hat
eine der teuersten und am besten ausgerüsteten Armeen der Welt, erhält immer wieder finanzielle Unterstützung der USA, importiert Kriegsmaterial aus diversen europäischen Staaten und hat selber eine der potentesten Rüstungsindustrien. Natürlich hängt Frieden von allen Konfliktparteien ab. Aber zu suggerieren, beide Seiten hätten die gleiche Macht und damit die gleiche Verantwortung, ist falsch. Und die internationale Gemeinschaft, die ja immer wieder betont, wie wichtig Frieden sei, liefert weiterhin fleissig Kriegsmaterial. So bezahlt die Zivilbevölkerung für den Profit der Rüstungsindustrie mit ihrem Leben.
Zweitens muss anerkannt werden, dass ein Eingreifen des sogenannten «Westens» kaum zielführend ist. «Friedenspläne» wie derjenige von Trump sind nur kontraproduktiv. Und auch die Grundannahme aufrechtzuerhalten, dass die Zweistaatenlösung die einzige Lösung sei, ist schädlich. Sich auf einen Lösungsansatz, der seit Jahrzehnten nicht realisiert wird, zu versteifen, führt zu nichts. Es wäre nötig, Alternativen zu erforschen und aufzuzeigen und vor allem den Men- schen in Palästina und Israel zuzuhören und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Nur so kann ein nachhaltiger Frieden in der Region erreicht werden.