Kosov@: Befreit oder blockiert?

Der SCI Schweiz engagiert sich im Kosov@* für den Aufbau der Zivilgesellschaft. Doch ist dies angesichts der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse fünf Jahre nach der NATO Intervention im Kosov@ überhaupt möglich?

Von Martin Leschhorn

Präsident Bush sei Dank! Der Krieg gegen Irak im vergangenen Jahr hat die Friedensbewegung vereint auftreten lassen und an die grossen nationalen Kundgebungen kamen Menschen mit unterschiedlichem sozialen und politischen Hintergrund. Der farbige, machtvolle und international breit abgestützte Auftritt liess einen Konflikt innerhalb der Friedensbewegung vergessen, der noch 5 Jahre zuvor aufs Heftigste geführt wurde.

Gespaltene Friedensbewegung

Im Frühjahr 1999 interveniert die NATO mit massiver militärischen Gewalt Serbien und im Kosov@, um den gewaltsamen Konflikt im Kosov@ zwischen der dortigen, über Jahre unterdrückten Bevölkerungsmehrheit, und Serbien zu beenden. PazistInnen weltweit waren gespalten zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen einer militärischen Intervention. In fragwürdiger Weise wurden die beiden Lager in sogenannte «VeantwortungspazifistInnen», die militärische Gewalt unter Umständen befürworteten, und «GesinnungspazifistInnen» getrennt, die jede Form von militärischer Gewalt ablehnten. Die Intervention der NATO führte zur Schaffung des UNO-Protektorats im Kosov@ – die politische Zukunft der Region hängt seither in der Schwebe.

Zivilgesellschaftlicher Aufbau in einer perspektivenlosen Gesellschaft?

Der SCI Schweiz lancierte darauf im Kosov@ mit Unterstützung der GSoA das KIDS-Projekt. In Vushtrri wurde ein Jugendzentrum aufgebaut, das lokale Jugendliche befähigen sollte, selbst in der Gesellschaft aktiv zu werden. Im weitesten Sinne ging es dabei um den zivilgesellschaftlichen Aufbau oder konkreter: Junge Menschen sollten Perspektiven jenseits der Erfahrungen von Gewalt und Repression erhalten, um die eigene, aber auch die gesellschaftliche Zukunft der Region aktiv zu gestalten. Im vergangenen Oktober übergab der SCI Schweiz das Projekt der lokal und in der Schweiz verankerten NGO «Youth Action for Kosov@». Er unterstützt das Projekt aber weiterhin. Ausserdem ist bereits für dieses Jahr die Zusammenarbeit mit einem neuen Projektpartner in Vushtrrii geplant: Ein Kindertheater soll wandernd die ethnischen Grenzen überschreiten und die junge Generation für Menschenrechte, Demokratie und Zivilgesellschaft sensibilisieren.

Das KIDS-Projekt erzielte einige Erfolge, gleichzeitig stiess es auch an Grenzen, die durch die wirtschaftliche und politische Situation im Kosov@ geprägt sind. Wie sollen junge Menschen Perspektiven entwickeln, wenn die wirtschaftliche Situation derart prekär ist? Wie sollen Perspektiven für eine Gesellschaft entwickelt werden, deren politische Situation seit fünf Jahren eingefroren ist? Der SCI stellt diese Fragen im Rahmen einer politisch-kulturellen Matinée zur Diskussion. Er versteht die Veranstaltung darüber hinaus auch als Beitrag zur friedenspolitischen Diskussion. Haben NATO-Waffen Frieden geschaffen? Welches friedenspolitische Engagement brauchen Nachkriegsgesellschaften? Gibt es Bezüge zwischen der NATO-Intervention vor fünf Jahren und dem Krieg in Irak?

Fünf Jahre nach dem Krieg im Kosov@

Befreit und blockiert?

Eine politisch-musikalische Veranstaltung des SCI Schweiz
Mit Roland Brunner (medienhilfe), Marilou Ruijter (SCI International), Marianne Müller (SCI Schweiz) und Andreas Zumach (Journalist, UNO-Experte/provisorisch zugesagt)

Arsim Leka (Saxophon) & Florian Abt (Kontrabass)

Sonntag, den 4. April 2004
11.00 – 13.00 Uhr
Zentrum Karl der Grosse
Kirchgasse 14
Zürich

 


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