«Himmelstuusig», sagte meine Tante Alma

Sie sagte nicht «himmelstuusig», sondern brauchte ein viel wüsteres Wort, das wir hier nicht abdrucken können. Doch sie bekreuzigt sich jeweils, nachdem sie solche Wörter gebraucht hat; das hilft immer. «Himmelstuusig», sagte sie, «wo sind meine letzten GSoA-Unterschriftenbögen?» Die hatte sie nämlich gut versteckt, damit niemand sie stehle, und jetzt suchte sie sie verzweifelt. «Dabei muss man doch alle Unterschriften sofort zurückschicken! (und allerspätestens bis zum 15. August)», erklärte mir Tante Alma, «damit die auf dem Seki noch Zeit haben, die Unterschriften beglaubigen zu lassen, auch in den lahmarschigen», hier bekreuzigte sie sich wieder flüchtig, «Gemeinden.»

Das war nun wirklich ärgerlich, denn Tante Alma hatte anderthalb Jahre lang im ganzen Altersheim, im hintersten und letzten Zimmer, Unterschriften für eine Schweiz ohne Armee und für einen freiwilligen Zivilen Friedensdienst gesammelt. Bei den einen war das gar nicht so einfach. Der Schagg wollte gar nicht unterschreiben. Das ist der von der Jassrunde, wo sie Jasskarten verwenden, deren Figuren die Gesichter ihrer Idole tragen. Die Dame war immer die Gilberte de Courgenay, König und Under wechselten. Eine Zeit lang war Gian Simmen der Under, aber dieses Spiel warfen sie weg, als der Simmen sagte, dass er kiffe, was sie dann aber wieder bereuten, als der Bub so von der RS schwärmte. Dann war es der Bertrand Piccard, der mit dem Ballon. Und für den Tag, wo Sion die Olympischen Spiele erhielte, hatten sie Karten mit einem Ogi-König bereit. Als dann nicht Sion gewann, warfen sie die Karten weg, obwohl sie noch ganz neu waren, und der Schagg sagte «jetzt nützt alles nichts mehr» und unterschrieb die beiden GSoA-Initiativen als Letzter im ganzen Altersheim. «Du würdest mir lieber beim Suchen helfen», sagte mir Tante Alma, «statt deine GSoA-Zitig zu produzieren. Da habt ihr vor lauter Sommerlöchern ja doch nichts zu schreiben.»
Wir machten dann einen Kompromiss: Es gibt nur eine kleine Zeitung, und ich helfe ihr suchen. Wir einigten uns auf vier Seiten. «Und dann sammeln wir pro Person noch zwei Unterschriften dazu!» sagte Tante Alma, «damit es am Schluss auch sicher genug hat.» Tatsächlich fehlen pro Initiative noch gut viertausend Unterschriften (siehe Seite 2). Wenn also alle LeserInnen der Zitig alle Unterschriften zurückschicken und noch zwei dazu, sollte es reichen.

Nur: Wen wollte Tante Alma noch fragen, sie hatte doch schon alle gefragt. Sogar der Fritz von der Metzgerei, der immer vom Aktivdienst erzählt, wo er es bis zum Gefreiten gebracht hat, hat unterschrieben. Der war von dem freiwilligen Zivilen Friedensdienst so begeistert, dass er grad das Programm vom Service Civil International bestellt hat.
Ich sagte ihm aber, er solle das SCI-Programm lieber seinem Urenkel geben, der nächstes Jahr die Metzgerei übernehmen wird, und er könne doch als Freiwilligeneinsatz die Tante Alma betreuen, weil die schon so nervös ist. Nicht nur, weil sie die Unterschriften nicht mehr findet, sondern weil es am 10. September 1999 ein Einreichungsfest gibt (siehe Seite 3) und sie noch nicht weiss, was sie anziehen soll, und weil sie immer noch nicht ganz sicher ist, ob wir die 100’000 gültigen Unterschriften pro Initiative schaffen. Da habe ich sie aber beruhigt und gesagt, «wenn sich alle jetzt nur noch ein bisschen Mühe geben, haben wir unser Ziel erreicht!». Doch jetzt muss ich aufhören zu erzählen.
Die Tante wartet, ich muss ihr suchen helfen.

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