Der Schweizer Finanzplatz ist nicht nur für ca. zwei Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, sondern finanziert nebenbei auch Putins blutigen Angriffskrieg. Privatbanken wie auch Kantonalbanken tauchen immer dann auf, wenn Menschen sterben, wenn unsere Umwelt und Lebensgrundlage zerstört wird.
Daten der Wirtschaftsdatenbank Refinitiv zeigen, dass Schweizer Finanzinstitute kurz vor Kriegsbeginn Investitionen im Wert von mindestens 500 Millionen US-Dollar bei russischen Öl- und Gasfirmen hielten. Unter den Kriegsfinanzierern befinden sich – nicht überraschend – die Credit Suisse und die UBS mit jeweils über 200 Millionen US-Dollar, von denen der Grossteil Gazprom und Lukoil zugute kommt. Auch die Schweizer Nationalbank hat laut dem Tagesanzeiger mit mehreren hundert Millionen Dollar beträchtliche Investitionen in russischen Konzernen – sie legt diese aber nirgends offen.
Nebst den altbekannten menschenverachtenden Umweltsündern, welche trotz öffentlicher Aufmerksamkeit durch die Klimabewegung ihre skrupellosen Geschäfte weiterführen, hat nun ausserdem ein neuer Player das Feld betreten: Die Privatbank Pictet mit Sitz in Genf, welche sich bis jetzt noch relativ gut der öffentlichen Aufmerksamkeit entziehen und ihre schmutzigen Geschäfte verstecken konnte, hatte sagenhafte 673 Millionen in russische Öl- und Gas-Unternehmen investiert. Davon gingen 204 Millionen an Gazprom, was Pictet zum elftgrössten Investor von Gazprom überhaupt macht. Diese Privatbank, die gemessen am verwalteten Vermögen die drittgrösste Schweizer Bank nach der UBS und der CS ist, hat in den letzten Jahren vom Schatten der beiden Grossbanken profitiert.
Der grösste CO2-Sünder
Dabei lohnt sich ein genauerer Blick, denn auch in die deutsche Braunkohlefirma RWE hat Pictet seit 2017 massiv investiert – mit über 700 Millionen Dollar trägt Pictet zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen bei. RWE gilt als Europas grösster CO2-Sünder und Pictet macht sich mit den gewaltigen Aktienanteilen zum sechstgrössten Investor davon.
Als wäre das nicht genug, kommt der Schweiz eine weitere zentrale Rolle beim Befüllen Putins Kriegskasse zu: 80 Prozent der russischen Öl- und Gasexporte, mit denen Russland jährlich über 200 Milliarden verdient, laufen über die Schweiz und insbesondere den Kanton Zug, der als Tiefsteuerkanton ein beliebter Firmenstandort ist. Mehrere russische Rohstofffirmen wie die Sber Trading Swiss AG, die VTB Capital Trading, deren Mutterunternehmen beide dem russischen Finanzministerium gehören, der Schweizer Sitz von Gazprom sowie die Hauptsitze der Pipeline-Unternehmen Nordstream 1 und 2, befinden sich in Zug. Die kleine, unscheinbare Schweiz ist also auch die Drehscheibe für den Rohstoffhandel Russlands, welcher die wichtigste Einnahmequelle für den russischen Staat darstellt.
Den Geldhahn zudrehen
Es liegt also auf der Hand: Kriegsprävention und Klimaschutz gehören zusammen. Dort, wo wir Putin den Geldhahn zudrehen können, können wir auch den Kampf gegen die Klimakrise aufnehmen. Doch statt die Chance zu ergreifen und sowohl für globale Sicherheit und Stabilität als auch gegen die eskalierende Klimakrise vorzugehen, droht uns dank bürgerlicher Angstmacherei eine weltweite Aufrüstungswelle. Es gilt nun, diese mit aller Macht zu bekämpfen, denn wir können uns keine weitere Wartezeit beim Thema Klima leisten. Es ist Zeit, nicht mehr wegzuschauen und den Schweizer Finanzplatz und die Regierung mit vereinten Kräften, gemeinsam mit der Klimabewegung, zur Verantwortung zu ziehen. Organisieren wir uns, prangern wir die lebensfeindlichen Banken öffentlich an, führen wir gemeinsam gezielte Aktionen durch. Wir müssen nun mit allen Kräften dafür kämpfen, dass diese Milliarden statt in den blutigen Krieg in einen sozialen Klimaschutz fliessen. Jetzt oder nie.