Nachhaltige Friedenssicherung statt Opferlust und Kriegsmythos

Die Ursachen für den Krieg in Sri Lanka liegen in dessen Kolonialgeschichte. Die derzeitigen militärischen Auseinandersetzungen verbreiten unendliches Leid, tragen aber nichts zur Lösung des Konflikts bei.

Die sich abzeichnende humanitäre Katastrophe in Sri Lanka gründet auf der ungebrochenen Kam pfes- und Opferlust beider beteiligten Kriegsparteien. «We must do our duty on the battlefield», sagt etwa Athurliye Rathana, buddhistischer Mönch, Parlamentsmitglied und Vertreter einer nationalistisch-singhalesischen Partei in Sri Lanka. Er hat auf der militärischen Intervention der Regierung gegen die tamilischen Rebellen (Liberation Tigers of Tamil Eelam, LTTE) und den Ausschluss ausländischer Beobachter insistiert: Und er gibt unverblümt zu: «Am I an extremist? Sometimes I am.»

Kolonialgeschichte

Der singhalesische Chauvinismus in Worten und die Unterdrückung der tamilischen Bevölkerung in Taten sind auch als Folge der Kolonialgeschichte zu sehen: Die Briten setzten in den 30er- und 40er-Jahren vornehmlich Tamilen als Beamte des Empires ein, was diese zur Verwaltungselite werden liess. Das führte dazu, dass die singhalesische Mehrheit diesen tamilischen Bildungs- und Machtvorsprung im Anschluss an die Unabhängigkeit Sri Lankas von 1948 wieder beseitigen wollte. 1956 und 1972 wurde Singhalesisch zur alleinigen Staatssprache erklärt und die Vorrangstellung der buddhistischen Religion gefestigt. Zusätzlich verschärften gegen die tamilische Bevölkerung gerichtete, regionale Zulassungsstandards im Bildungswesen die Spannungen zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen. Tamilische Parteien versuchten jahrelang vergeblich, eine Gleichberechtigung auf politischem Weg zu erreichen.

Prozess zunehmender Radikalisierung

Ab Beginn der 1970er-Jahre erhob die tamilische Minderheit schliesslich Forderungen nach einem eigenen Tamilenstaat (Tamil Eelam). Im Anschluss ans Scheitern politischer Lösungen kam es so zur Bündelung der widerständischen Kräfte in der Gründung der LTTE und anderer bewaffneter Organisationen. Dieser Prozess zunehmender Radikalisierung wurde von Misstrauen, Spaltung und Ermordungen innerhalb der Aufständischen verschärft. Ein neuerliches Pogrom an Tamilen im Juli 1983 führte zu einer Fanatisierung beider ethnischen Lager, die in einen eigentlichen Bürgerkrieg mündete. Immer wieder flammten Kampfhandlungen auf, die im Laufe der vergangenen Monate nun ihren traurigen Höhe punkt fanden.

Helvetisches Demokratiemodell

Nachdem die sri-lankische Regierung die norwegische Vermittlungsmission gekündigt hat, braucht es nun dringend einen neuen Anlauf. Nach einer längeren Phase der Inaktivität soll die Schweiz bei der Bewältigung des Konflikts und der Etablierung eines dauerhaften Friedens Verantwortung übernehmen. Die interdisziplinäre und überparteiliche Friedensaktion fit4peace fordert in diesem Sinn ein sofortiges humanitäres Engagement und diplomatische Vermittlung durch die Schweiz. So empfiehlt der Friedensforscher Johann Galtung Sri Lanka ein föderales Demokratiemodell helvetischer Prägung.

Statt nun herbe Kriegsverluste in Opfer- und Aufopferungsmythen umzudeuten und hoch zu stilisieren, sind die verheerenden Leiden der sri-lankischen Zivilbevölkerung umgehend zu beenden. Die kriegerische Lösung hat das Fundament für ein friedliches Zusammenleben stark erschüttert. Jetzt muss es deshalb um einen nachhaltigen Frieden mit einer Entgiftung des politischen Klimas gehen.

Barbara Gysel und Rupan Sivaganesan leiten die Friedensaktion fit4peace, www.fit4peace.ch