In einem Punkt war man sich nach der Gripen-Abstimmung von Links bis Rechtseinig. Die Kampagne für den Gripen war ein Desaster. Geprägt war die Kampagne von drei grossen Widersprüchen.
Widerspruch 1: Ueli Maurer war mit einer selbst auferlegten Hypothek in den Abstimmungskampf gestartet. Schliesslich hatte er höchstpersönlich im Jahr 2009 dem Gesamtbundesrat beantragt, die Evaluation von neuen Kampfjets abzubrechen. Weshalb Kampfjets nun auf einmal doch notwendig sein sollten, konnte Maurer nie schlüssig erklären.
Widerspruch 2: Vor der Abstimmung kommunizierte das VBS, die vorhandenen F/A-18würden zwischen 2035 und 2040 ausgemustert. Im Abstimmungskampf kommunizierte Maurer: «Wenn wir Nein zum Gripen sagen, stehen wir im Jahre 2025 ohne Kampfjets da». Maurerkonnte die Diskrepanz von über einem Jahrzehnt nie auflösen.
Widerspruch 3: Der Gripen hatte im VBS-internen Evaluationsverfahren durchwegs die Note «ungenügend» erhalten. Im Verlauf der Kampagne bezeichnete Maurer den Gripen als ein «hervorragendes» Flugzeug. Diesen Schritt von «ungenügend» zu «hervorragend» konnte Maurer nie plausibel kommunizieren.
Trotz der Widersprüche glaubte Maurer lange, dass ihm am Schluss jenes Argument den Siegbringen könnte, welches 1993 den F/A-18 vordem Absturz rettete: «Wer gegen den Gripen ist, ist gegen die Armee». Je näher es auf die Abstimmung zuging, desto mehr verlor Maurer die Kontrolle über seine Kampagne und vor allem über sich selber. Er giftelte vor laufender Kamera einen Rundschau-Moderator an und wetterte über die angeblich tendenziöse Medienberichterstattung. Auch dies ging nicht auf. Die Bevölkerung war froh darüber, dass die Medien über das Saab-Lobbying, die Ausfälle des schwedischen Botschafters oder über die amerikanische Software im Gripen berichteten. Fazit: Maurer hatte ein miserables Produkt auf desaströse Art und Weise durch den Abstimmungskampf geführt. Übrig blieb ein Sieg der Vernunft.