Die «Neue Zürcher Zeitung» darf mit Fug und Recht als Sprachrohr der Schweizer Armee bezeichnet werden. Wenn dieses Sprachrohr in fetten Lettern titelt «das Militär hat ein Imageproblem», dann lässt das aufhorchen.
Jedes Jahr entscheiden sich mehr als 6600 Armeeangehörige, dass sie keinen Militärdienst mehr leisten wollen – Tendenz steigend. Sie entscheiden sich für den eineinhalbmal so langen Zivildienst. Diese hohen Zahlen beunruhigen das VBS. Mit dem Bundesamt für Zivildienst zusammen wollten sie deshalb wissen, warum so viele Dienstpflichtige den Zivildienst wählen. Befragt wurden Zivildienstleistende, die sich von Anfang an für den Zivildienst entschieden haben und solche, die während dem Militärdienst in den Zivildienst wechselten. Befragt wurden auch Armeeangehörige, die nach wie vor Militärdienst leisten. Obwohl 60% der Teilnehmenden der Meinung sind, dass die Schweiz eine Armee brauche, empfinden nur 15% das Militär als effizient und modern. Weniger als ein Fünftel sehen im Militär einen Mehrwert für die berufliche Laufbahn. Über 90% finden es zudem nicht in Ordnung, dass die Armee nach wie vor Armeeangehörige zum Weitermachen verpflichten kann. Bei jenen, die von der Armee in den Zivildienst wechselten, findet die Hälfte den Führungsstil und die hierarchischen Strukturen in der Armee störend und die Ausbildung wird inhaltlich und methodisch als wenig sinnvoll empfunden.
Interessant ist der Vergleich mit jenen Menschen, die Zivildienst leisteten. Über 95% finden, dass sie einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten und über 70% sehen einen Mehrwert für ihre berufliche Laufbahn. Fast die Hälfte der Befragten hätten auch dann Zivildienst geleistet, wenn dieser sogar dreimal so lange wie der Militärdienst dauern würde.
Was sagen uns diese Zahlen: Uns als «Gruppe für eine Schweiz ohne Armee» verwundern diese Zahlen in keiner Weise. Sie bestätigen vielmehr das Offensichtliche. Die Armee ist und bleibt ein milliardenschwerer Koloss, der es nicht schafft, Sinn zu vermitteln und in seinen verstaubten Führungsstrukturen gefangen bleibt. Eigen- und Fremdbild klaffen im VBS nach wie vor eklatant auseinander. Die Armee präsentiert auf der eigenen Website Begriffe wie «offenes Mindset», «Kompetenz» und «Stolz». Die «Neue Zürcher Zeitung» ist zum Schluss gekommen, dass die Armee ein Imageproblem hat. Diese Analyse greift zu kurz. Wo kein Sinn vorhanden ist, kann kein Sinn vermittelt werden. Die Armee hat nicht nur ein Imageproblem, sie ist das Problem.