Stationierungskonzept sorgt für Aufregung

Gleichzeitig mit der Beschaffung von neuen Kampfflugzeugen soll auch das Stationierungskonzept der Luftwaffe überarbeitet werden. Das VBS legt bereits jetzt erste Vorschläge auf den Tisch. Dübendorf, Meiringen und Sitten wehren sich dagegen.

Wer schon einmal im Sommer im Haslital im Berner Oberland auf einer Wanderung war, weiss, was es heisst, dem Kampfjetlärm ausgesetzt zu sein. Die Kampfflugzeuge, die vom Militärflugplatz Meiringen aus starten, beschallen die BewohnerInnen des engen Tals mit ohrenbetäubendem Lärm. Beim Start eines F/A-18 werden bis zu 125 Dezibel aus hundert Metern Entfernung gemessen. Das ist gut fünfmal lauter als bei Musikkonzerten erlaubt ist.

Verteilungskampf

Das Stationierungskonzept der Luftwaffe legt fest, wie viele und welche Militärflugplätze die Luftwaffe betreibt. Darauf aufbauend definiert der «Sachplan Militär», nach welchem Schlüssel die Flugbewegungen auf die Flugplätze verteilt werden. Die rund 22’000 Flugbewegungen (inskünftig könnten es sogar bis zu 26’000 sein) verteilten sich letztes Jahr auf die Flugplätze Payerne (11’545), Meiringen (4’434) und Sitten (4’882) sowie auf den Ausweichflugplatz Emmen (1’996). Das überarbeitete Stationierungskonzept will der Bundesrat voraussichtlich im Herbst 2009 vorlegen. Damit wird die Diskussion um den Fluglärm neu lanciert.

Das Berner Oberland wehrt sich

In Meiringen hofft man auf eine baldige Entlastung vom Fluglärm. Das lokale Gewerbe, die Tourismusbranche und die «Interessengemeinschaft für weniger Fluglärm in der Alpenregion» lobbyieren in Bern für weniger Starts ab Meiringen, bislang allerdings erfolglos. Deshalb verlangt nun selbst SVP-Nationalrat Adrian Amstutz eine Änderung des heutigen Stationierungskonzepts. Ziel seines Vorstosses ist es, den Lärm rund um Meiringen zu reduzieren. Dafür soll, so Amstutz, nun das Mittelland wieder einen Teil des Fluglärms übernehmen. Das Problem wird damit freilich nicht gelöst, bloss verschoben. Ähnlich ist die Situation in Sitten und Payerne. Regionale Komitees und Parteien wehren sich seit Jahren gegen den Militärfluglärm. Das VBS und die Luftwaffe sind aber nicht bereit, das Problem grundsätzlich anzugehen.

Dübendorf droht wieder Militärfluglärm

In Dübendorf wird – nicht unbegründeterweise – befürchtet, dass der Kauf neuer Kampfflugzeuge und die damit verbundene Änderung des Stationierungskonzepts eine Wiedereröffnung des 2005 stillgelegten Flugplatzes mit sich bringen könnte. Mitte Oktober 2008 liess das VBS verlauten: «Einzig der Militärflugplatz Dübendorf verbleibt somit als möglicher zusätzlicher Standort in der weiteren Überprüfung.» Dieser Vorschlag birgt Konfliktstoff: Dübendorf, bereits durch den nahe gelegenen zivilen Flughafen Kloten dem Fluglärm ausgesetzt, liegt inmitten der dicht besiedelten Agglomeration Zürich. Für Lothar Ziörjen, Stadtpräsident von Dübendorf, kommt deshalb eine erneute Stationierung von Militärjets in Dübendorf nicht in Frage.

Weitere Varianten

Geprüft wurde auch die Idee, ob der Militärflugbetrieb auf den beiden Landesflughäfen Zürich-Kloten und Genf-Cointrin möglich wäre. Aus Kapazitäts- und Sicherheitsgründen wurde dieser Vorschlag bereits wieder verworfen. Ebenfalls ausser Diskussion ist die Wiedereröffnung der vor wenigen Jahren geschlossenen Militärflugplätze Mollis, Buochs und Alpnach. Die Luftwaffe steckt also in einem Dilemma. Die Firma Dassault, der französische Anbieter der Rafale, hat dieses Dilemma erkannt. Dassault und die französische Regierung bieten der Schweiz an, dass die Schweizer Luftwaffe in Frankreich trainieren kann, um die Flugbewegungen in der Schweiz zu senken. Vorausgesetzt natürlich, die Schweiz entscheidet sich für die Rafale. Den Lärm also einfach exportieren? Auf den ersten Blick eine attraktive Lösung. Doch: Auch die französische Bevölkerung hat ein Recht auf Ruhe. Eine grundsätzliche Lösung des Lärmproblems läge dabei auf der Hand: Die Luftwaffe muss ihre Flugbewegungen reduzieren. Ein erster Schritt dazu wäre, auf die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge zu verzichten.

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