70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs warf die GSoA einen Blick in die Vergangenheit und lud Journalist Andreas Zumach und Historikerin Leena Schmitter zu einer Veranstaltung nach Zürich ein. In den Fokus nahmen sie zwei verpasste Chancen nach dem 8. Mai 1945: Die (Nicht-)Einhaltung des Uno-Kriegsverbots und die (Nicht-)Einführung des Frauenstimmrechts in der Schweiz.
Der 8. Mai 1945 ging als Tag der Befreiung vom Faschismus und als Beginn des Friedens in die europäischen Geschichtsbücher ein. Damals unterzeichneten die Nazis im französischen Reims die bedingungslose Kapitulation. Bereits zwei Wochen zuvor hatten sich Delegierte aus 50 Nationen zur Gründung der Uno versammelt. Diese verabschiedete am 26. Juni 1945 ihre Charta, deren wichtigste Errungenschaft das Kriegsverbot war und ist. Der Genfer Andreas Zumach, Autor von Globales Chaos – machtlose UNO, widmete sein Referat der Frage, warum das Kriegsverbot nicht eingehalten wurde. Denn ebenfalls am 8. Mai 1945 wurde im algerischen Sétif die Befreiung vom Faschismus gefeiert und die Beendigung der französischen Kolonialherrschaft gefordert. Wegen dieser Forderung brachten französische Truppen und Milizen zwischen 15’000 und 45’000 Algerierinnen und Algerier um. Sétif war das Fanal für die kommenden Kolonialkriege. Im Anschluss daran beschäftigte sich Leena Schmitter, Autorin des Buchs Frauenbewegung – Die Schweiz seit 1968. Analysen, Dokumente, Archive, mit einer weiteren verpassten Chance nach 1945. Obwohl alle europäischen Demokratien spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg das Frauenstimmrecht einführten, kam es in der Schweiz erst 1971 dazu. Warum das schweizerische Männervolk den Frauen das Stimmrecht erst auf Druck der Europäischen Menschenrechtskonvention gewährte, thematisierte die Historikerin und Berner Stadträtin in ihrem Referat.