Die GSoA-Zitig wollte wissen, wie schwierig es ist, in der Schweiz Sturmgewehrmunition zu kaufen. Die Antwort fällt schlimmer aus, als befürchtet. Ein Bericht von einer Einkaufstour in Zürich.
Das Schweizer Sturmgewehr 90 verschiesst Kugeln im Nato-Format 5,56 × 45 mm. In der zivilen Variante heisst das Kaliber .223 Remington. GSoA-Besuch bei Waffenhändler Heftler*. Der Kunde verlangt nach Munition für sein Sturmgewehr 90. Leider dürfe er keine Militärmunition verkaufen, entgegnet der Händler. Aber als Alternative könne er russische .223 Remington abgeben. Diese sei aber ab dreissig bis vierzig Meter nicht mehr sehr genau, weil die Züge des Laufes und das Drallverhalten der Kugel nicht gut harmonierten. Diese Munition kann daher nur im Nahbereich eingesetzt werden und hat sportlich gar keinen Sinn – für einen Banküberfall geeignet, für sportliches Schiessen nicht. Der GSoAt gibt eine Kopie seines Strafregisterauszugs ab und zeigt seinen Ausweis, ausserdem unterschreibt er auf der Quittung eine Erklärung, die besagt, dass er einen Waffenerwerbsschein erhielte, wenn er ihn überhaupt beantragen würde. Vierzig Schuss Full Metal Jacket aus dem westsibirischen Barnaul kosten 18 Franken. Neben der Kasse liegt Propaganda von proTELL und dem Schützenverband auf.
Propaganda gegen Waffenschutz
Händler Scheibler* sagt ebenfalls, er dürfe keine Militärmunition verkaufen. Dafür hat er schon an der Eingangstüre Propaganda gegen die Waffenschutzinitiative angebracht. Und er scheint froh zu sein, dass er fünfzig Schuss Jagdmunition vom Kaliber .223 los wird. Angeschrieben sind die fünfzig Schuss mit 85 Franken. Der Testkunde hat leider nur 45 Franken dabei, bekommt die Munition aber trotzdem. Auf der Schachtel steht: HPBT. HP steht für Hollow Point, Hohlspitz – diese Munition «pilzt» im «Zielmedium» auf und sorgt damit für einen grösseren «Schusskanal», wie das in der Fachsprache heisst (sprich die Kugeln führen zu schwereren Verletzungen). Die spezielle Metall-Legierung der Kugeln soll das Schussverhalten noch verbessern.
Somit hat der GSoAt weitere fünzig Schuss Munition. Die gekauften Patronen der Munitionsfabrik Thun dürften älter als 10 Jahre sein, dafür entsprechen sie der heutigen Swiss P der RUAG Amotec. Diese Munitionsfamilie wird als Ideal für Scharfschützen angepriesen und soll noch genauer sein, als die «Gew Pat 90». Händler Scheibler akzeptiert wie Händler Heftler eine Kopie des Strafregisterauszugs und interessiert sich nicht für das Original.
Subventioniert kaufen
Anruf bei der Zentralstelle Waffen beim Bundesamt für Polizei, fedpol: «Darf man die Gewehrpatrone 90 des Militärs im Waffenhandel anbieten?». Der Herr meint dazu: «Ja sicher, das ist kein Problem. Doch die meisten Schützen kaufen das ohnehin bei ihrem Verein, da ist es subventioniert.» Es folgt eine Schwärmerei bezüglich der Feinabstimmung der «Gew Pat 90» und dem Sturmgewehr. Ausserdem gibt er zu bedenken, dass gute Matchmunition aus Thun zwei Franken pro Kugel kosten könne, da diese nach Schweizer Qualitätsvorstellungen gefertigt werde. Wer vor allem viel Munition benötige, sei hingegen mit italienischer Fiocchi-Munition oder gar russischen Kugeln billiger bedient.
Fazit: In der Schweiz kann man Munition fast genauso einfach einkaufen wie ein Weggli beim Beck am Sonntag morgen. Dass die Armee den Soldaten keine Taschenpatronen mehr nach Hause gibt, hat an der extrem einfachen Verfügbarkeit von Munition nichts geändert.
*Namen von der Reaktion geändert.