Gruppe für eine Schweiz ohne Armee

Die Carlyle Connection

 
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Artikel der GSoA für die Anti-WEF-Zeitung 2006

Alle haben den Krieg im Irak verloren, die Menschen in den USA genauso wie die im Irak. Alle? Nicht ganz. In einem beschaulichen Dorf in den Bündner Bergen trifft sich eine kleine Elite, welche es verstanden hat, mit dem Krieg die eigene Kasse klingeln zu lassen.

Jeden Tag sterben im Irak Dutzende Menschen durch die Gewalt der Besatzungstruppen und die Anschläge der Aufständischen: Unschuldige Zivilisten, Frauen, Kinder, irakische und amerikanische SoldatInnen. Die Infrastruktur im Zweistromland ist zerstört, von Wiederaufbau ist wenig zu sehen. Die amerikanischen Regierung hat ihre Kriegsziele nicht nur verfehlt, sie hat das Gegenteil davon erreicht: Die Gefahr durch gewalttätige Fundamentalisten wurde nicht kleiner, sondern grösser. Der Irak ist weder ein freies noch ein demokratisches Land geworden, die Gefahr eines ungebremsten Bürgerkrieges liegt in der Luft. Der Krieg verschlingt Unmengen von Geld und absorbiert Ressourcen, welche beispielsweise in New Orleans fehlten. Die Bevölkerung in den USA glaubt je länger je weniger an den Präsidenten und seinen Krieg. Nicht einmal das Öl wurde billiger, seit Monaten bewegt sich sein Preis in ungeahnten Höhen. Obwohl Millionen von Menschen genau vor diesen Konsequenzen gewarnt hatten, kam es dennoch zum Krieg. Weshalb? Könnten die finanziellen Interessen einiger weniger, aber einflussreicher Männer etwas damit zu tun haben?

Die Verflechtungen von Wirtschaft und Politik werden selten so deutlich wie im Falle der Carlyle Group, die am WEF-Jahrestreffen 2006 durch die Gründungsmitglieder William E. Conway Junior und David Rubenstein vertreten sein wird. Die Carlyle Group ist eine undurchsichtige Private Equity Firma, deren Hauptsitz sich bezeichnenderweise direkt zwischen dem Weissen Haus und dem Kapitol befindet. Die Spezialität von Carlyle besteht darin, Firmen unter anderem aus dem Rüstungs- und Ölsektor aufzukaufen, ihnen über ein exklusives Beziehungsnetz Staatsaufträge in Milliardenhöhe zuzuscheffeln, und sie dann mit Gewinn wieder zu verkaufen.

Ein Beispiel dafür ist das Engagement bei United Defense, die einen umstrittenen 11-Milliarden-Auftrag für ein mobiles Artilleriesystem bekam, obwohl dieses Waffensystem zum Zeitpunkt des Kaufs bereits als veraltet galt. Reiner Zufall natürlich, dass der damalige Carlyle-Verwaltungsratsvorsitzende Frank Carlucci seit seinem Studium eng mit US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld befreundet ist. Und wer möchte schon unterstellen, dass George Bush Senior, der bis vor kurzem auf der Gehaltsliste von Carlyle stand, ein Wörtchen über den Deal mit seinem Sohn gewechselt hat?

Eine andere interessante Figur bei Carlyle ist James A. Baker, der als Berater bezahlt wird und Anteile an Carlyle im Wert von ca. 180 Millionen US-Dollar hält. Baker, seines Zeichens ehemaliger US-Aussenminister, wurden von Bush Junior zum US-Spezialgesandten im Irak ernannt und ist als solcher für die amerikanischen Bemühungen zur Entschuldung des Iraks verantwortlich. Gleichzeitig ist die Carlyle-Group an einem Konsortium beteiligt, das für die Regierung von Kuwait Reparationszahlungen beim Irak eintreiben soll. Kein Wunder, dass Bakers erste öffentliche Handlung darin bestand, die Reparationszahlungen vom angestrebten Schuldenerlass auszunehmen. Und als wäre der Interessenkonflikt damit noch nicht deutlich genug, vertritt Bakers Anwaltskanzlei auch noch Ölfirmen, die in Afghanistan Pipelines bauen.

Auch ausserhalb der USA kann Carlyle auf mächtige Lobbyisten zählen: John Major, ehemaliger Premier von Grossbritannien, gehört ebenso zum Carlyle-Zirkel wie Karl Otto Pohl, Ex-Chef der deutschen Bundesbank, oder Anand Panyarachun, der ehemalige thailändische Premierminister.

Das Aktionariat der Carlyle Group, dem die Bushs genauso angehören wie die saudischen Königsfamilie und bis vor kurzem die Bin Ladens, hat zu allerlei Verschwörungstheorien Anlass gegeben, die oft haltlos sind. Klar ist aber eines: Diejenigen, welche Kriege anzetteln, gehören irgendwie immer zu den wenigen, die auch davon profitieren. Dass diese Menschen sich in Davos auch noch als Weltverbesserer zu inszenieren versuchen, ist an Zynismus kaum noch zu überbieten.

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© Gruppe für eine Schweiz ohne Armee, 10.03.2006, Webdesign dbu