Gruppe für eine Schweiz ohne Armee

Antikriegsdemo - Rede von Annemarie Sancar

 
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Rede gegen den Krieg - für eine Politik der Un-Ordnung

Annemarie Sancar, Informationsbeauftragte cfd

Wir sind gegen Krieg. Krieg ist kein Mittel zur Beseitigung von autoritären Regimes, kein Mittel um die zivile Bevölkerung zu schützen. Krieg kann Gewalt nicht verhindern, er ist Gewalt und er tarnt andere Gewalt. Es gibt keine Moral, auch keine nationale, die Krieg rechtfertigt. Warum kommen wir trotzdem immer wieder in Versuchung zu glauben, Krieg könne Frieden bringen? Heute sind wir noch gerade nicht so weit, wie beim NATO-Angriff auf Jugoslawien. Und Trotzdem: Warum können Kriegserklärungen immer wieder legitimiert werden? Ökonomische und politische Gründe gibt es viele. Es gibt aber auch andere Gründe, warum Krieg immer wieder funktioniert:

Die Geschlechterordnung

Krieg bietet eine Plattform für das Zelebrieren von Männlichkeit. Im Krieg und in der Kriegsrede werden Frauen und Männer auf ihre vermeintlich natürlichen Plätze verwiesen: stark und heldenhaft männlich - schwach und opferbereit weiblich. Krieg ist ein Anlass diese hierarchische Geschlechterordnung instand zu halten.

Die Wertordnung

Krieg und Kriegsrhetorik verringern die Komplexität gesellschaftlichen Lebens. Die scheinbare Übersichtlichkeit ist verlockend - und gewalttätig. Es gibt nur noch eine Differenz und zwei Pole. Moralisch unterlegt heisst dies "gut" und "böse". Ein Traktat über gerechten Terror gibt es nicht, Traktate für einen gerechten Krieg dagegen viele. Die quasi naturalisierte Ordnung der Wertezuschreibungen lässt keinen Spielraum, keinen Raum für Vielfalt. /p>

Die Zeitordnung

Die Kriegserklärer üben die Macht aus über die Einteilung der Zeit. Sie definieren Anfang und Ende von staatlich abgesegneter Gewalt. Sie öffnen ein Zeitfenster, in dem sie den Verlust der Tötungshemmung moralisch absegnen - als Voraussetzung für "ihren" Weltfrieden sozusagen. Damit setzen sie sich über alle Wirklichkeiten hinweg, ausser über diejenige des Krieges und seiner Erklärung selbst.

Friedenspolitik als Stifterin von Unordnung

Gegen diese trügerischen Ordnungen müssen wir Widerstand leisten, denn sie bilden die Basis für Kriegspolitik, für jede Politik, die ohne Rücksicht auf die Mehrheit der Bevölkerung Machtinteressen durchsetzen will. Wir demonstrieren heute gegen diese Ordnungen, weil sie der Ästhetisierung von Waffen, Geräten und mutigen Männern in Uniformen Vorschub leisten, weil sie die hegemoniale Einteilung der Welt in Gut und Böse selbstredend legitimieren, weil sie Grundlage für immer neue Kriegserklärungen bilden.. Eine Politik für die Entwicklung von Frieden richtet sich gegen Krieg. Und sie setzt sich ein für mehr wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit auch in sogenannten Friedenszeiten.

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