Keine zusätzliche Rambo-Gefahr

Während die MilitaristInnen zur Initiative «Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht» das alte Lied des Landesverrates singen, kommen vereinzelt auch kritische Stimmen von linker Seite.

Dahinter steckt die Angst vor einem Kontrollverlust über das militärische staatliche Gewaltmonopol, die Angst, vor einer Armee, die nicht mehr im Volk abgestützt sei und nur noch aus durchgeknallten Rambos bestünde. Zur Verhinderung einer solchen Armee müssten die Menschen gezwungen werden, Militärdienst zu leisten. Diese Logik besagt: Je mehr Personen Teil der Armee sind, desto ungefährlicher ist diese, weil alle politischen Richtungen in gleichem Masse wie in der Gesellschaft auch in der Armee abgebildet seien. Ein alter Mythos, der mit der real existierenden Wehrpflicht je länger je weniger zu tun hat. Seit der Einführung des Zivildienstes in den 90er-Jahren (eine Errungenschaft, zu der auch die GSoA viel beigetragen hat) sind in der Armee die kritischen Stimmen ohnehin viel seltener geworden. Sie leisten heute Dienst im Altersheim, auf dem Bauernhof oder in Entwicklungsprojekten. Ist die Errungenschaft eines zivilen Ersatzdienstes deswegen etwa abzulehnen? Wieso die Männer nicht ganz vom militärischen Zwang befreien?

GegnerInnen der Initiative behaupten oft, dass Wehrpflichtarmeen weniger gefährlich seien, als eine freiwillige Miliz. Die Geschichte widerspricht dieser Meinung. Was für Armeen stürzten 1973 Chiles demokratisch gewählten Präsidenten Allende, putschten unter den Obristen in Griechenland zur Errichtung einer Militärdiktatur und mit welcher Armee zog das Dritte Reich in den Krieg? Es handelte sich wie auch bei den tödlichen Einsätzen der Schweizer Armee gegen Streikende beim Landesstreik 1918 und gegen die antifaschistische Demonstration 1932 in Genf, um Wehrpflicht-Armeen.

Armee als Risiko für die Demokratie
Die Aufhebung des Militärzwangs bringt keine Abschaffung der Armee, doch sie verschont jährlich Tausende junge Männer vor einem unnützen Opfer. Wir sind uns bewusst, dass – solange die Armee existiert – sie ein Risiko für Demokratie und Menschenrechte bleibt. Ob Wehrpflicht oder freiwillige Miliz: Soldaten, die weitermachen wollen, gehören bereits heute schon oft zu jenem Schlag, der in der öffentlichen Debatte die Bezeichnung «Rambo» trägt. Ändern würde sich in dieser Hinsicht nicht viel. Auch die Aussage, bei einer Annahme der Initiative würden die verschiedenen Milieus nicht mehr vertreten sein, geht an der Realität vorbei. Denn sie sind es bereits in der heutigen Armee von Wehrpflichtigen nicht. Bauarbeiter werden bei den Genietruppen eingeteilt, Akademiker bei den Übermittlern, Mechaniker bei den Panzerverbänden. Die gesellschaftliche Durchmischung ist in jeder Pfadiabteilung weit höher als in der Armee.

Das Rekrutierungsverfahren ist längst zur Farce geworden und an Willkür nicht zu übertreffen. Urbane Gebiete sind völlig untervertreten und ländliche übervertreten. An der Aushebung werden viele schlecht oder gar nicht über ihre Rechte und Alternativen zur Armee informiert. Wer besser Bescheid weiss, kommt leicht vom Militär weg.

Keine Wehrpflicht und die Verhinderung einer Berufsarmee, das sind die Folgen der GSoA-Initiative. Während der militärische Zwang aufgehoben wird, ermöglicht die Initiative den Ausbau eines Zivildienstes, der nicht bloss Ersatzdienst ist, und der Männern und Frauen jeglichen Alters sowie jeder Herkunft offen steht.

 

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