80 Jahre Hiroshima und Nagasaki: das Strahlen von tausend Sonnen

In diesem Jahr jähren sich die Erfindung von Atomwaffen und die ersten Atomtests in der Geschichte der Menschheit (16. Juli in der Wüste von New Mexico in den USA) sowie die US-Atombombenangriffe auf Hiroshima (6. August) und Nagasaki (9. August) zum 80. Mal. Im Jahr 1945 wurde die Welt Zeuge der verheerenden Auswirkungen des Einsatzes von Atomwaffen und Hiroshima und Nagasaki bleiben bis heute die einzigen Städte, die Opfer eines Atomangriffs wurden.  40 % bzw. 27 % der Bevölkerung der beiden Städte wurden durch die Bomben umgebracht. 

Tausende von Menschen, die den Bombenangriff überlebt hatten, starben wenige Stunden später an Verbrennungen, multiplen Traumata und fehlender rechtzeitiger medizinischer Versorgung. Unzählige andere erlagen an den durch Strahlen bedingten Komplikationen. In den folgenden Jahrzehnten kam es in beiden Gebieten zu einem Anstieg verschiedener Krebsarten sowie anderer Krankheiten und psychischer Belastungen.

Seit der Zündung der ersten Atombombe während des Zweiten Weltkriegs haben uns die darauf folgenden geopolitischen Spannungen und bewaffneten Konflikte die kurz-, mittel- und langfristige Bedrohung durch solche Waffen in aller Deutlichkeit vor Augen geführt. Seit 80 Jahren leben wir im Schatten von Atomwaffen, die Millionen von Menschen das Leben kosten können. Es ist an der Zeit, diesen Schrecken zu beenden!

Der 80. Jahrestag bringt eine umfassende mediale, kulturelle und politische Aufmerksamkeit für das Thema. Diese Aufmerksamkeit müssen wir nutzen und in konkrete Aktionen für die nukleare Abrüstung umsetzen. Es ist an der Zeit, den Aufruf der Hibakusha (ein japanischer Begriff für die Überlebenden des Atombombenabwurfs) zu beherzigen. Sie haben die Menschheit jahrzehntelang vor dem Einsatz und den Tests von Atomwaffen gewarnt. Diese Menschen haben ihre Geschichte erzählt, um die internationale Gemeinschaft zum Handeln aufzufordern, damit Atomwaffen endgültig abgeschafft werden. Am 80. Jahrestag ist es an der Zeit, laut zu verkünden, dass eine Welt ohne Atomwaffen möglich ist.

Die Vorstellung, dass eine nukleare Abrüstung nur dann möglich ist, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind (die nie ausdrücklich genannt werden), ist äusserst naiv. Die Realität ist, dass Atomwaffen die Spannungen in einem ohnehin instabilen und gefährlichen geopolitischen Klima verschärfen – das Risiko einer nuklearen Eskalation ist hoch. Wir können es uns als Menschheit nicht leisten, dieses Thema aufzuschieben, da Atomwaffen eine dringend anzugehende existenzielle Bedrohung darstellen.

Jahrzehntelang war ein Konflikt, bei dem Atomwaffen zum Einsatz kommen, ein Synonym für Armageddon und diente als Inspiration für zahlreiche dystopische Erzählungen. Das beängstigende Erbe dieser Waffen ist auch 80 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki noch spürbar. Ebenso sichtbar sind die beträchtlichen Umweltauswirkungen auf Orte und Bevölkerungen, die durch Atomtests in kolonisierten, von indigenen Gemeinschaften bewohnten Gebieten verursacht wurden.

Dank verschiedener Verträge wurden die Atomwaffenarsenale reduziert, jedoch nicht genügend. Die verbleibenden Atomwaffen reichen aus, um sämtliches Leben auf diesem Planeten zu zerstören. Die nukleare Bedrohung ist nie ganz verschwunden, aber sie wurde weitgehend ignoriert und aus dem allgemeinen Bewusstsein entfernt. Jetzt hat sich der Diskurs auf die Frage verlagert, ob auch Europa einen nuklearen Schutzschirm haben muss. Derzeit gibt es schätzungsweise 13.000 nukleare Sprengköpfe, von denen sich etwa 90 % im Besitz von Russland und den Vereinigten Staaten befinden. Die restlichen 10 % befinden sich im Besitz von sieben anderen Staaten: China, Frankreich, das Vereinigte Königreich, Pakistan, Indien, Nordkorea und Israel.

Solange es solche Waffen gibt, kann die Gefahr eines Atomkriegs nicht ausgeschlossen werden. Wie sollte man also in einem geopolitischen Kontext der nuklearen Weiterverbreitung in einer zunehmend multipolaren und ideologisch vielfältigen und gespaltenen Welt reagieren? Die nukleare Abrüstung erfordert Mut und wird inmitten von wachsendem Nationalismus, Rivalität und gegenseitigem Misstrauen nicht einfach sein. Dennoch bleibt der bedingungslose Verzicht auf Atomwaffen die einzig logische Lösung.