Antikriegs-Kundgebung

Die letzte Friedenskundgebung im Jahr 2022 – Und wieso sie die schönste war

Kurz vor Weihnachten, in einer Zeit der Besinnlichkeit und des Zusammenseins, haben wir ein letztes Mal im Jahr 2022 ein Zeichen für  Frieden und Solidarität gesetzt. Die Kundgebung vom 16.12. war unglaublich kalt, überschaubar und trotzdem einer der für mich wichtigsten antimilitaristischen Momente in diesem Jahr. 

Um 16.00 Uhr standen wir zu zweit da. Ein Freitag, kalt, grau, allein auf dem Helvetiaplatz in Zürich. Im Vorfeld hatten wir diskutiert und geplant, Redner*innen angefragt, Essen und Getränke organisiert, eine mobile Bühne aufgetrieben, mit der Berner Stadtpolizei versucht, einen Kundgebungsort zu finden und dieses Unterfangen letztlich aufgegeben, Grafiken entwickelt und verworfen, einen Forderungskatalog verfasst und uns schliesslich sehr warm angezogen, um den ganzen Abend draussen verbringen zu können. Aber nichts von alldem hätte mich emotional auf die Wucht dieser Kundgebung vorbereiten können, die ich so niemals erwartet hätte.

Als die Leute langsam eintrudelten, war ich zugegebenermassen enttäuscht. Ich hätte mir – wie so oft – mehr Leute erhofft. Als ich dann aber durch die Menge ging, verpuffte meine Resignation. Aus etlichen Communities waren Menschen gekommen: Kurd*innen, Afghan*innen, Iraner*innen, Russ*innen, Ukrainer*innen und Belaruss*innen. Mit Hüten und Schälen ausgestattet, standen sie Schulter an Schulter vor der Bühne mit Kerzen oder dampfendem Zimtpunsch in der Hand, währenddem Redebeiträge gehalten wurden. Obwohl an anderen Friedensdemos teils Tausende und anfangs Jahr sogar Zehntausende Personen teilgenommen haben, hat mich die Diversität und die Ernsthaftigkeit der Dezember-Kundgebung am meisten berührt. 

Da waren beispielsweise Aresu Rabbani und Selai Balkh, zwei junge Frauen von der Afghan Women Association, die mit einer solchen Bestimmtheit und Dringlichkeit über die Gleichstellung von geflüchteten Personen gesprochen haben, dass es kurz sehr ruhig wurde auf dem Helvetiaplatz. Und da war Alexandra Karle, Geschäftsleiterin von Amnesty International Schweiz, welche die zögerlichen Sanktionsmassnahmen und die fehlenden Regulierungen auf dem Rohstoffhandelsplatz anprangerte. Doch trotz der Schwere und der persönlichen Betroffenheit vieler Teilnehmer*innen war eine Verbundenheit, ein Gefühl eines gemeinsamen Kampfes auf dem Platz zu spüren. «Frau, Leben, Freiheit» wurde nicht als leere Parole gerufen, sondern als nationenübergreifender Widerstand verstanden.