Arbeitsplätze können erhalten werden

Wenn es um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Volksinitiative gegen Kriegsmaterialexporte geht, malt die Rüstungsindustrie gerne Horrorszenarien an die Wand. Zehntausende Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel. Eine Studie des Bundesrates legt nun nüchternere Zahlen vor.

Wenn man den Publikationen des «Arbeitskreises für Sicherheit und Wehrtechnik» glauben würde, könnte man meinen, die Schweizer Wirtschaft würde kollabieren,wenn die Rüstungsindustrie keine Waffen mehr exportieren dürfte. Aber auch swissmem, dem Verband der Schweizerischen Metall- und Elektroindustrie ist keine Übertreibung zu schade: Im neusten Newsletter verdoppelt swissmem die Beschäftigungszahlen der Rüstungsbranche kurzerhand und droht mit massivem Arbeitsplatzabbau.

BAK Basel hat im Auftrag des Bundesrates vor kurzem eine Studie veröffentlicht,welche nun jedoch mit wissenschaftlicher Genauigkeit aufzeigt, wie nebensächlich der Export von Kriegsmaterial für die Schweizer Wirtschaft ist. Die gesamte Wertschöpfung, welche hierzulande durch die Ausfuhr von Rüstungsgütern erzielt wird, beziffert die Untersuchung auf rund 485 Millionen Franken pro Jahr. Zum Vergleich: Das ist etwa gleich viel Geld, wie in der Schweiz jährlich mit der Produktion von Holzfenstern umgesetzt wird und gut 120 mal weniger als der Finanzsektor zur Volkswirtschaft beiträgt. Die regionale Verteilung der Wertschöpfung zeigt, dass nur wenige Firmen die Rüstungsindustrie dominieren: Die Pilatuswerke in Nidwalden, Oerlikon Contraves in Zürich,die Mowag im Thurgau und die Ruag in Bern und Luzern. In den anderen Kantonen gibt es keine nennenswerte Waffenexportindustrie.

Günstige Konversion

Die Studie kommt weiter zum Schluss, dass momentan 5’132 Personen für die Waffenexportindustrie oder ihre Zulieferfirmen arbeiten – weit weniger als die Rüstungslobby immer wieder behauptet. Es ist auch alles andere als klar, dass diese Stellen bei einem Exportverbot zwangsläufig verschwinden würden. Ob diese Arbeitsplätze erhalten werden können, hängt in erster Linie davon ab, wie gut die Konversion – das heisst die Umstellung auf die Produktion von zivilen Gütern – gelingt. Das beste Beispiel, wie diese Umstellung erfolgreich umgesetzt werden kann, liefern die Schweizer Rüstungsfirmen gleich selbst: Die Ruag hat den zivilen Anteil am Umsatz innert weniger Jahre von praktisch null auf 50 Prozent erhöht. Und Pilatus hat laut ihrem aktuellen Geschäftsbericht sogar Lieferengpässe im Bereich Privatjets. Der zivile Bereich machte in den vergangenen Jahren im Schnitt etwa Dreiviertel des Umsatzes von Pilatus aus.

Es ist klar, dass Anstrengungen zur Konversion unternommen werden müssen, um die Arbeitsplätze der Rüstungsindustrie zu erhalten. Aber die Kosten dafür sind mehr als tragbar im Vergleich zum unermesslichen Schaden, den Schweizer Waffen in aller Welt angerichten.

Exportanteile 2007 nach kantonaler Herkunft.
Quelle: SECO, BAK Basel Economics.