Das Militär gegen die Demokratie

Während der Blick Europas auf die Gräueltaten im Osten des Kontinents gerichtet ist, neigt man fast dazu, zu vergessen, dass die katastrophalen Folgen von Krieg und Waffen auch im Rest der Welt sehr wohl vorhanden sind. Ein aktuelles Beispiel unter vielen: Im Sudan massakriert die Armee Demonstrant*innen, die den Militärputsch anprangern. David Raccaud

Zur Erinnerung: Seit der Absetzung des sudanesischen Präsidenten General Omar al-Bashir im April 2019 hatten die Sudanesen echte Hoffnung auf den Aufbau einer zivilen und demokratischen Macht. Doch der Übergang zur Demokratie findet nicht wie geplant statt. Seit dem Militärputsch vom 25. Oktober 2021 befindet sich der Sudan in einer schweren Krise, die mehr als 90 Todesopfer, Hunderte Verletzte und tausend Verhaftete gefordert hat, weil General Abdel Fattah al-Burhane, der ehemalige Chef des suda­nesischen Heeres, nach der Beendigung des Über­gangs zur Demokratie und der Einführung des Ausnahmezustands machthungrig geworden ist.

Der Westen sieht schweigend zu

Angesichts dieser totalen Tragödie fällt auf, wie zurückhaltend Europa und der Westen in ihrer Reaktion auf den Putsch und die begangenen Massaker waren. Es ist ihnen wichtiger, gute Beziehungen zu den Machthabern zu pflegen, egal wie sie an die Macht gekommen sind, als eine Bevölkerung zu unterstützen, die seit vielen Jahren für Demokratie kämpft. Dasselbe gilt für die Nachbarländer des Sudan, die offen­bar einen afrikanischen Frühling um jeden Preis verhindern wollen.

Militär und Demokratie funktioniert nicht

Der Sudan ist ebenfalls ein weiteres tragisches Beispiel für die Unvereinbarkeit von Militär und Demokratie. Wenn die Zeiten unruhig sind, scheint sich die Militärmacht immer als aufgeklärter Diktator zu sehen, der allein in der Lage ist, ein Land in Ordnung zu bringen und seine Stabilität zu gewährleisten. Die Geschichte hat uns immer wieder gezeigt, dass dies nicht der Fall ist. Dies bestätigt die Bedeutung internationaler pazifistischer und antimilitaristischer Kämpfe. Das Militär tötet, verschmutzt die Umwelt und ist – vielleicht seine schlimmste Eigenschaft – eine echte Gefahr für die Demokratie, im Sudan wie überall auf der Welt.