Die Kröten von Neuchlen-Anschwilen

Ueli Maurer jammert oft, die Armee habe nicht genügend Geld. Beispielsweise für den Unterhalt der Kasernen und Waffenplätze. Der Fall von Neuchlen-Anschwilen zeigt, dass Mitleid mit Jammer-Ueli fehl am Platz ist.

Während die Welt das Ende des Kalten Krieges feierte, verkündete die Schweizer Armee, in Neuchlen-Anschwilen (in der Nähe von St.Gallen) brauche es dringend einen neuen Waffenplatz. In der Bevölkerung regte sich breite Opposition. An Ostern 1990 gipfelte der Widerstand in einer friedlichen Besetzung der Baustelle auf dem geplanten Waffenplatz. Die Strategie der Polizei, die BesetzerInnen wegzutragen, konnte nicht fruchten, strömten doch immer mehr AktivistInnen nach Neuchlen-Anschwilen. Die Aktions gruppe zur Rettung von Neuchlen-Anschwilen kämpfte während Monaten und Jahren gegen die Zwängerei des Militärdepartements. Vergeblich – der Waffenplatz wurde schlussendlich trotzdem gebaut.

Die Ironie der Geschichte: 20 Jahre später beklagt der VBS-Chef nun, dass die Armee zu viele Kasernen in Schuss halten müsse. Kasernen, die seine Vorgänger «ums ver recken» bauen wollten. Dennoch rühmt sich die Armee heute wegen des Schiessplatzes bei Neuchlen-Anschwilen. Zitat aus dem St.Galler Tagblatt: «Die Gelbbauchunke ist zur Fortpflanzung auf flache Gewässer mit wenig Vegetation angewiesen. Im Breitfeld werden solche Tümpel gefördert: Bei Übungen mit Panzerfahrzeugen entstehen laut Experten perfekte Unken-Löcher.» Das VBS – der teuerste Krötenschutz-Verein der Welt?

Die Gelbbauchunke (Bombina variegata)
gehört zur Familie Bombinatoridae.