Editorial

Hermann Suter ist Vizepräsident von proTELL, dem Sammelbecken der Schweizer Waffenlobby. Der NZZ am Sonntag gab er kürzlich bezüglich der Waffenschutz-Initiative zu Protokoll: «Mit Hörnern und Klauen werden wir gegen die Initiative kämpfen und alle Register ziehen, die wir ziehen können.» Es gelte «den Widerstand in der Bevölkerung unseres Landes» zu stärken, um den Angriff auf die Milizarmee abzuwehren. Hermann Suter ist auch Präsident der neu gegründeten «Gruppe Giardino». Dieser Verein ehemaliger Armeekader hat angekündigt, zusammen mit der SVP eine Initiative zu lancieren, um ihr Ideal einer Reduit-Armee von Bürger-Soldaten in der Verfassung festzuschreiben. In ihren Augen steht das Schweizer Militär «nicht am Abgrund, sondern ist nur noch ein Trümmerfeld», zugrunde gewirtschaftet und verraten von PolitikerInnen wie Samuel Schmid. Hermann Suter beschwört den Rütligeist, die Opferbereitschaft der Aktivdienstgeneration und die bewaffnete Neutralität. Der wehrhafte Mann hat sein Sturmgewehr zuhause im Schrank und verteidigt damit seine Frau und Kinder vor dem Bösen. Hermann Suters Schweiz ist unabhängig, frei und gottesfürchtig.

Die Schweizer Migrationspolitik wird derzeit dominiert von den Nationalkonservativen. Aber in der Sicherheitspolitik scheint ihnen die Deutungshoheit zu entgleiten: Der abgesagte Kampfjetkauf, der Erfolg der Wehrpflicht-Initiative und die anhaltende Kritik am Armeebericht geben Anlass zur Hoffnung. Die nächsten Monate und Jahre werden zeigen, ob die Traditionalisten vom Schlage eines Hermann Suter einer aussterbenden Generation angehören oder ob sie die WählerInnen noch mobilisieren können. Der erste Test wird die Waffenschutz-Initiative sein, die voraussichtlich im Februar zur Abstimmung kommt. Die Hermann Suters dieses Landes werden unzählige Leserbriefe schreiben, Flugblätter verteilen und viel Geld sammeln. Es ist unsere Aufgaben, Ihnen mit einer farbigen Abstimmungskampagne unsere Vorstellung einer offenen, toleranten und friedlichen Schweiz entgegenzuhalten.

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