Gemäss Angaben des Unicef gibt es rund 250’000 Kindersoldaten weltweit, welche unter schlimmsten Umständen ihrer Kindheit beraubt werden. Sie werden als Soldaten in gewaltsamen Konflikten zwangsrekrutiert oder durch Armut, Perspektivlosigkeit und gesellschaftlichem Druck in die Hände von bewaffneten Gruppierungen oder Regierungstruppen getrieben.
Zwischen März und Juni 2015 weilte der ehemalige Kindersoldat und freiwillige UN-Botschafter Junior Nzita Nsuami aus der Demokratischen Republik Kongo (DRC) in der Schweiz. Er wurde im Alter von 12 Jahren aus seinem Kinderleben gerissen und zwangsrekrutiert. Seine nächsten zehn Jahre verbrachte er unter militärischer Gewalt und wurde nicht nur Opfer schwerer Gewaltakten, sondern auch zum Ausführen solcher Taten gezwungen. Er wurde 2006 im Rahmen eines Programms von Unicef und der kongolesischen Regierungsbehörde Conadur (Commission Nationale de la Demobilization et Reinsertion) demobilisiert.
In seiner Autobiografie «Si ma vie d’enfant soldat pouvait être racontée» erzählt Junior Nzita Nsuami seine berührende, wenn auch gleichzeitig zutiefst nachdenklich stimmende Geschichte als ehemaliger Kindersoldat in der DRC. Seit 2006 setzt sich Junior Nzita Nsuami für die Demobilisierung aller Kindersoldaten weltweit ein.
Die Problematik unbewältigter Traumata
Im Kampfgeschehen erlebten diese Kinder traumatisierende Ereignisse. Die meisten der Demobilisierungs- und Eingliederungsprogramme für Kindersoldaten haben allerdings bisher nie die Frage des Traumas aufgegriffen. Es besteht für demobilisierte Kindersoldaten ein enormes Defizit hinsichtlich ihrer Vorbereitung auf ein ziviles Leben, wo sie sich anders als mit der angewöhnten Waffengewalt ausdrücken müssen. Dies hindert sie an einer effektiven Wiedereingliederung.
Junior Nzita Nsuami sagt, er selbst sei mit der Realität des Traumas konfrontiert: «Es gibt Momente, in denen ich fürchterliche Kopfschmerzen habe, zum Beispiel wenn ich jemanden mit einer Waffe sehe und mich an den Schaden erinnere, den ich mit Waffen angerichtet habe.» Die Bewältigung von Traumata sieht er als zentralen Anker an, damit Versöhnung und Frieden entstehen können. Im Herbst 2015 wird Junior Nzita Nsuami mit seiner bis dann auf Deutsch übersetzten Autobiografie wieder in die Schweiz kommen. Er wird hauptsächlich in Deutschschweizer Schulen und Universitäten seine Sensibilisierungskampagne weiterführen, um auf die weltweite Problematik der Kindersoldaten aufmerksam zu machen und die Notwendigkeit der Traumabewältigung zur sozialen Wiedereingliederung aufzuzeigen.