Erste deutschschweizer Delegation nach Palästina und Israel

Vom 27. Juni bis zum 6. Juli reisten 4 Frauen und 10 Männer, grösstenteils aus der deutschen Schweiz nach Palästina und Israel. Einer der Teilnehmer verfasste diesen ausführlichen Bericht.

Photos der zivilen Delegation

Fotoalben der Reise nach Palästina und Israel finden sich auf der alten GSoA-Seite:

Ausführliche Bildlegenden beschreiben die Situation in der Region.

Report der 2. zivilen Schweizer Mission nach Palästina / Israel

1. zivile deutschsprachige schweizer Mission nach GIPP Kodex. 27.06.02 – 06.07.02

Einleitung

Vom 27. Juni bis zum 6. Juli hielten sich 4 Frauen und 10 Männer, grösstenteils aus der deutschen Schweiz, in Palästina und in Israel auf, um nach den Richtlinien und dem Kodex der NGO «Grassroots International Protection for the Palestinian People», GIPP an einer zivilen Beobachtungs- und Solidaritätsmission teilzunehmen. Die Teilnehmenden unterzeichneten alle den GIPP Kodex in dem einerseits das Ziel der Missionen beschrieben wird und andererseits grundlegende Verhaltensrichtlinien aufgestellt werden. Durch die zivile Präsenz ausländischer Menschen soll Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung ausgedrückt und in den Herkunftsländern der Missionsteilnehmenden ein vertieftes Bewusstsein für die gesellschaftlichen Probleme, in den besetzten Gebieten und in Israel selbst, geschaffen werden. Im Rahmen des Möglichen wurden zudem punktuell und gewaltfrei Hilfsaktionen durchgeführt, um die palästinensische Bevölkerung im alltäglichen Leben zu unterstützen.

Organisation

Die Organisation der Reise und der Tätigkeiten in Palästina und Israel erfolgte durch die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee, GSoA. Dank den AktivistInnen der GSoA und GIPP war es möglich, in Palästina und Israel rasch Kontakt zu lokalen FriedensaktivistInnen und zu dortigen NGO’s aufzunehmen. Mehrere Personen aus dem GSoA Umfeld waren bereits im Vorfeld dieser Mission aus ähnlichen Gründen in Palästina und Israel unterwegs und brachten deshalb wertvolle Erfahrungen mit, sowohl bei der Vorbereitung in der Schweiz als auch vor Ort. GIPP ist eine gut funktionierende, internationale Dachorganisation von verschiedensten NGO’s weltweit. GIPP organisiert solche Missionen aus Europa und Nordamerika seit mehr als einem Jahr. Insgesamt haben schon mehr als 3600 politisch interessierte Menschen an solchen zivilen Solidaritätsmissionen teilgenommen. In der Schweiz haben sich diese Missionen bisher im französischsprachigen Landesteil etabliert. Das Kollektiv Urgencepalestine in Genf koordiniert erfolgreich die französischsprachigen Missionen und hat bisher mehrere Missionen durchgeführt.

Einreise nach Israel

Da die Israelischen Sicherheitsbehörden politisch Interessierte Personen, die sich als solche zu erkennen geben – und ganz besonders jene, die an Frieden unter gleichberechtigten Partnern interessiert sind – an der Grenze zurückschickt, erfolgte die Einreise nach Israel verdeckt. Um grösseres Aufsehen zu vermeiden, hatten sich die Missionsteilnehmer in kleinere Gruppen und auf verschiedene Fluggesellschaften aufgeteilt. Als Grund für die Einreise nach Israel gaben wir unterschiedliche Motive an. Vom Strandtouristen bis zum religiösen Pilger war alles vertreten. Wir wurden am Flughafen unterschiedlich lange aufgehalten, es gelang aber allen die Einreise und die Notlügen wurden meistens nicht benötigt. Es wurde auch festgestellt, dass israelische Sicherheitsbeamte auf Flughäfen in Europa das Gepäck in Abwesenheit der Besitzer durchsuchen und diese gar noch weg weisen, wenn sie auf ihrem Recht, bei der Gepäckkontrolle dabei zu sein, beharren. Dieses Vorgehen verstösst gegen internationales Recht. Gegenwärtig versuchen deshalb einzelne Missionsteilnehmer, diese Praxis ändern zu lassen.

Jerusalem

Die Mission benutzte ein Hotel in der Altstadt von Jerusalem als Basislager für ihre Reisen in die besetzen Gebiete der Westbank, des Gazastreifens und der Golanhöhen. Während unseren Reisen an verschiedene Orte in der Westbank und im Gazastreifen lagerten wir dort ein Grossteil unseres Gepäcks und wir trafen dort lokale Verbindungsleute, die uns dann von dort aus in Städte, auch unter Ausgangssperre, weiter lotsten. In Jerusalem trafen wir zudem andere Aktivisten, sowohl von GIPP wie auch von ISM. Die Aktivisten von ISM setzenvor allem auf «direct civil nonviolent interventional Actions». Dabei nehmen sie beträchtliche Risiken auf sich, beispielsweise im offenen Auftreten vor der israelischen Armee. ISM bildet deshalb ihre Mitstreiter mit hohem Aufwand in Jerusalem in korrektem Verhalten bei solchen Aktionen aus. Mehrere Aktivisten von ISM wurden verhaftet und ausgewiesen; in einem uns bekannten Fall wurden auch 6 Aktivisten bei einer Aktionen verletzt. ISM setzt sich vor allem aus jüdischen Amerikanern oder amerikanischen Palästinensern zusammen.

Am Tag nach der Ankunft schauten wir uns die Jerusalemer Altstadt und die umliegenden israelischen Siedlungen an. Jüdische Siedler kämpfen in der Gegend um die Klagemauer um jedes Zimmer in einem mehrheitlich arabischen Quartier. Statt im Geiste der Toleranz ihr Zusammenleben mit den Arabern friedlich zu organisieren, gehen die Siedler dabei sehr taktisch vor und ihre Strategie sieht eine vollständige Rückeroberung von Jerusalem vor – offenbar möglichst ohne Palästinenser. Wir besuchten ein Haus, in dem die Araber im Erdgeschoss wohnen während dem sich die Siedler in den darüber liegenden Räumen einquartiert haben. Die Araber mussten ein Gitter über den Innenhof des Hauses bauen, um nicht ständig vom Müll der oben wohnenden getroffen zu werden. Wer seine Nachbarn derart zuvorkommend behandelt, fürchtet wohl zu recht tätliche Angriffe. Deshalb sind viele jüdische Männer in der Altstadt von Jerusalem offen sichtbar bewaffnet. Wir besuchten auch ein palästinensisches Dorf, keine fünf Kilometer ausserhalb von Jerusalem. Die Palästinenser dort leiden massiv unter Armut, weil für viele die Arbeit in Israel der einzige Einkommenszweig war. Während wir uns in Jerusalem aufhielten, kam es glücklicherweise zu keinen Anschlägen.

erste Etappe: Westbank

Am nächsten Tag trennte sich die Mission in kleinere Gruppen auf um verschiedene Orte in der Westbank zu besuchen. 5 Personen reisten nach Jenin, 5 nach Yatta und 4 nach Ramallah. Nur in Yatta herrschte zum Zeitpunkt unserer Abreise keine Ausgangssperre. Dafür leidet Yatta unter einer besonderen Situation: Das Dorf ist von jüdischen Siedlungen nahezu eingekreist. In Yatta leben Beduinen, denen die jüdischen Siedler ihre Winterquartiere zerstört haben. Zudem wird die Wasserversorgung immer wieder von Siedlern angegriffen und Pumpstationen werden bewusst zerstört. Dank internationalen Helfern konnte diese Wasserversorgung in der Vergangenheit aufrechterhalten werden, aber es ist ein ständiges Katz und Mausspiel zwischen den Siedlern und der dort einheimischen Bevölkerung. Zudem kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Übergriffen der Siedler auf die Bevölkerung. Nicht selten wurden die Palästinenser von Siedlern beschossen. Mehrere dieser Übergriffe endeten mit dem Tod von palästinensischen Zivilisten. In Ramallah und Jenin hatte die israelische Armee Ausgangssperren verhängt, wodurch sich die Missionsteilnehmer gezwungen sahen, unter Ausgangssperre in die Städte zu reisen. Es gelang allen in die Städte einzureisen, allerdings kam es während der Mission wiederholt vor, dass Gruppen an israelischen Militärsperren, den so genannten Checkpoints, zurück gewiesen wurden. Mehrere Versuche waren unter anderem notwendig um nach Nablus zu kommen und es war nicht möglich Bethlehem zu besuchen. Um nach Ramallah zu kommen, mussten wir wiederum unsere Absichten verschleiern. Ramallah ist der Hauptsitz der palästinensischen Autonomiebehörden oder dem, was von diesen übrig geblieben ist. Der Regierungssitz von Arafat war immer noch von israelischen Truppen belagert und die Bewegungsfreiheit von Arafat war auf wenige Räume in seiner Residenz beschränkt. Die Palästinenser teilten uns auf verschiedene wichtige Räumlichkeiten und Büros auf, wo wir uns während den nächsten 2 Tagen aufhielten. Diese Präsenz hatte den Sinn, die gefährdeten Räumlichkeiten zu beschützen, weil die israelischen Truppen es sich schwerer leisten können, Büros zu zerstören, während dem sich Ausländer darin aufhalten. Das Büro indem wir Schweizer uns aufhielten, war der Hauptsitz der (UPMRC? LHDIP? …), eine NGO, dessen Präsident Mustafa Barghouthi ist. Der palästinensische Arzt hat erfolgreich eine eigene Sanitätsorganisation aufgebaut und zählt zu den Vertretern der dritten Kraft in Palästina. Die Bewegung, die er mitgegründet hatte, erteilte sowohl dem Fundamentalismus von Hamas eine Absage, als auch der korruptionsanfälligen Regierungspartei Arafats. Seine Sanitätsorganisation leistet unter unmenschlichen Bedingungen bewundernswerte Arbeit für die Zivilbevölkerung. Das Büro war vor noch nicht einmal zwei Monaten von den Israelis durchsucht, dann zerstört und mit Müll gefüllt worden. Dank der Anerkennung, die die Arbeit seiner Organisation geniesst, erhielt Barghouthi aber Geld von der EU sowie von der Autonomiebehörde um seine Zentrale wieder aufzubauen. Während sich unsere Gruppe in Ramallah aufhielt war abgesehen von einer Pause von fünf Stunden ununterbrochen Ausgangssperre, was bedeutet dass sowohl das gesellschaftliche Leben als auch die Ökonomie vollständig zum erliegen gekommen war. Kinder können nicht mehr in die Schule, Erwachsene nicht mehr arbeiten – je länger die Ausgangsperre dauert, desto schlimmer wird die ökonomische Not der Bevölkerung. Nach Schätzungen der UNO war bereits jedes fünfte palästinensische Kind in den besetzten Gebieten zum Zeitpunkt unseres Besuchs unterernährt. In den Strassen patrouillierten israelische Panzer und wir wurden mehrmals von den Truppen angehalten. Am dritten Tag unseres Aufenthaltes versuchten wir, in ein palästinensisches Flüchtlingslager zu gehen, dass gerade von israelischen Truppen umstellt und durchsucht wurde. Einer Gruppe von ISM gelang es, in das Lager hinein zu kommen, aber auch sie mussten das Lager kurz darauf verlassen, weil sie sonst verhaftet worden wären. Die israelische Armee verhaftete alle Männer zwischen 16 und 50 Jahren – angeblich auf der Suche nach Terroristen. Als wir in Ramallah eintrafen, hatte die israelische Armee gerade vor dem Spital einen Kontrollposten eingerichtet und durchsuchte jede Ambulanz absolut schikanös. Die Schilderungen der Palästinenser erscheinen absolut glaubhaft, wonach mehrere Menschen in Ambulanzen gestorben sind, weil diese unnötig von israelischen Soldaten aufgehalten wurden. Auch konnten wir beobachten, dass die israelischen Truppen, die Strasseninfrastruktur absichtlich zerstören. In Ramallah waren fast alle Randsteine von Panzern niedergewalzt worden – zudem waren mehrere Autos von Panzern überfahren worden, was natürlich Totalschaden für die Wagen nach sich zog. Ein Massengrab neben dem Spital erinnerte an die grausamen Zustände im Frühling dieses Jahres. Israelische Truppen drangen damals erneut in Ramallah ein und besetzten die Stadt. Scharfschützen feuerten auf alles was sich bewegte – auch auf Barghouthis Ambulanzen.

zweite Etappe

Nach drei Tagen traf sich die Mission wieder in Jerusalem. Der hoteleigene Fernseher zeigte eifrig CNN, aber CNN meldete nichts, was wir nicht schon wussten – und verdrehte die Zusammenhänge. Teilnehmende anderer Gruppen waren mit uns ins Hotel zurückgekommen und wir waren alle ziemlich müde. Am nächsten Tag reisten wir wiederum in kleinen Gruppen und diese in anderer Zusammensetzung an verschiedene Orte weiter. 8 Personen machten sich auf in den Gazastreifen. Die anderen versuchten mit unterschiedlichem Erfolg nach Nablus zu reisen oder kehrten nach Ramallah zurück. Im zweiten Anlauf war die Gruppe in Nablus erfolgreich.

Gazastreifen

Um in den Gazastreifen zu gelangen, mussten wir zunächst Israel durchqueren. An jeder Busshaltestelle sahen wir Soldaten – Israel schien nur von Soldaten bevölkert zu sein. Der einzige Zugang zum Gazastreifen ist der Erez Checkpoint. Ansonsten ist der ganze Gazastreifen bereits mit Zäunen und Militärstellungen umschlossen – im Meer patrouillieren Kriegsschiffe. Wir passierten den Erez Checkpoint ohne grössere Probleme. Der Erez Checkpoint ist eigentlich dafür gebaut, eine grosse Anzahl Menschen zu überprüfen, die täglich aus dem Gazastreifen nach Israel arbeiten gehen. Seit dem Israel es den Palästinenser nicht mehr erlaubt, in Israel zu arbeiten, wirkt die Anlage gespenstisch Überdimensioniert. Im Gazastreifen leben ungefähr 1,2 Millionen Palästinenser. Der ganze Gazastreifen ist ungefähr 360 Quadrat Kilometer gross, aber 42 % des Landes werden von Israel besetzt und sind zum grössten Teil für die ungefähr 6000 israelischen Siedler reserviert. Die Bevölkerungsdichte im Gazastreifen ist eine der höchsten auf der ganzen Erde, die palästinensische Bevölkerung wächst um 4 % jedes Jahr und die Hälfte aller Einwohner ist unter 15 Jahren alt. Während der Dauer unseres Aufenthaltes wurden wir von Angehörigen des Palestinian Center for Human Rights betreut. Diese Organisation kümmert sich um die Einhaltung der Menschenrechte, auch seitens der palästinensischen Autonomiebehörden. Zurzeit betreffen jedoch die meisten Fälle, die der PCHR dokumentiert, Verstösse gegen internationales und nationales Recht durch Israel. Wir unternahmen verschiedene Besuche im ganzen Gazastreifen und besichtigten auch die Israelischen Schikanemassnahmen gegenüber der palästinensischen Bevölkerung. Es gibt im ganzen Gazastreifen nur noch zwei durchgehende Strassen von Norden nach Süden. Die eine verläuft parallel zur Küste, die andere Landeinwärts. Die Strasse Landeinwärts wurde nun von der israelischen Armee in der Nähe der Ortschaft Netsarim auf der Länge von 800 Metern künstlich auf eine Spur verengt. Eine Brücke wurde darüber gebaut die aber nur von jüdischen Siedlern und der Armee befahren werden kann. Vor und nach dem Abschnitt wurden jeweils eine Schranke und israelische Militärstellungen aufgebaut. Die Schranken werden von israelischen Truppen bedient, welche diese nach Gutdünken öffnen oder eben auch schliessen. Das Resultat: Palästinenser warten stundenlang vor dieser Schranke nur um vom Norden in den Süden zu gelangen. Der ganze Gazastreifen ist von so genannten Bypass Routes durchzogen. Diese Strassen sind Apartheid in Reinkultur. Nur israelisches Militär oder jüdische Siedler dürfen diese Befahren. Palästinenser werden umgehend unter Feuer genommen, wenn sie sich nur diesen Strassen nähern. Wir besuchten eine Familie, die nun in Zelten lebt, weil ihr Haus zu Nahe an einer dieser Strassen stand. Die Felder dieser Familie wurden von Bulldozern verwüstet und es ist den Menschen nicht mehr gestattet, ihre Felder zu betreten. Als sich unsere Gruppe am Rand dieses Feldes befand kamen sofort Jeeps der Armee angefahren und die Soldaten öffneten die Türen. Der Palästinenser warnte uns davor, weiter nach vor zu gehen, weil sonst die israelischen Truppen das Feuer eröffnen würden. Wir besuchten mehrere Farmer, deren Land von der Armee beschlagnahmt wurde. Bei unseren Geländebesichtigungen sahen wir mehrere israelische Panzer, welche das Land bewachten. Um uns einzuschüchtern wurde einmal in unmittelbarer Nähe immer wieder geschossen. Anfangs fielen nur vereinzelt Schüsse, später ganze Salven. Palästinensische Führer zeigten uns die ganze Infrastruktur, die von israelischen Kampfjets zerstört worden war. Alle Einrichtungen der Übergangsregierung um Arafat wurden aus der Luft bombardiert und sind entsprechend zerstört.

Im Gazastreifen unternahmen wir auch die direkteste Hilfsaktion während unseres Aufenthaltes in Palästina. Wir drangen zusammen mit 4 Spaniern aus dem Baskenland in den Grenzstreifen an der ägyptischen Grenze ein. Dieser Grenzstreifen war von Israel vor kurzem verbreitert worden, was für hunderte von Palästinensern in Rafa zur Folge hatte, dass ihre Häuser zerstört wurden. Nun lag neu auch eine Kanalisationspumpe in diesem Grenzstreifen. In der Zwischenzeit (bis zum August) wurde diese Pumpe wohl definitiv zerstört, aber als wir im Juni dort waren, war die Pumpe mit Hilfe einer französischen Delegation, die sich schützend vor die palästinensischen Bauarbeiter gestellt hatten und es damit der israelischen Armee verhindert hatten auf die Arbeiter zu schiessen, in Stand gestellt worden. Nun mussten an dieser Pumpe dringende Instandhaltungsarbeiten ausgeführt werden und wiederum hatten die palästinensischen Arbeiter Angst davor, beschossen zu werden. Deshalb stellten wir uns mitten in diesen Grenzstreifen. Wir standen kaum fünf Minuten da, als wir schon die ersten Schüsse vernahmen. Rasch zogen wir unsere schweizerischen und spanischen Reisepässe aus den Taschen und hielten diese in die Höhe – die Schüsse verstummten fast im selben Moment. Für unseren Einsatz wurde uns überschwänglich gedankt, wir wurden von Vertretern der betroffenen Bevölkerung im Flüchtlingslager Rafah, sowie von den Bürgermeistern Rafah und empfangen.

Golan

Mit Hilfe einer israelisch/palästinensischen Organisation besuchten wir die Golanhöhen. Obwohl es im Golan keinen militärischen Widerstand gegen die Besetzung gibt, ist die syrische Gegenbewegung nach wie vor sehr aktiv und die Bevölkerung leistet passiven Widerstand gegen die Besetzung. Kollaborateure werden beispielsweise wirtschaftlich und gesellschaftlich boykottiert. Ein syrischer Aktivist gegen die Besetzung erklärte uns die Zusammenhänge und führte uns durch das Gebiet. Eindrücklich waren die vielen Minenfelder sowie die Plattform auf der syrischen Seite, die getrennte Familien benutzen um miteinander über Megafone und Feldstecher zu sprechen. Israel erlaubt keine direkten Familien Zusammenkünfte.

Mit der Israelischen Opposition

Mehrere MissionsteilnehmerInnen konnten auch noch an einigen Demonstrationen von Frauen in Schwarz und Globalisierungsgegner in West-Jerusalem und mit der israelisch-arabischen Bewegung Ta’Ayush (= «zusammen leben» auf Hebräisch und Arabisch) teilnehmen. Bei letzteren ging es um die von ca. 500 israelischen AktivistInnen begleitete Lieferung von ärztlichen Geräten und medizinischen Hilfsgüter in der von Siedlungen umzingelten und durch Belagerung und Ausgangssperren isolierten Ortschaft Salfit in der West Bank, in der Nähe von Nablus. Im Unterschied zu ähnlichen vorherigen Begleitsaktionen von Ta’Ayush, liess die israelische Armee die von Israel kommenden Demonstranten in die besetzten Gebieten hinein. Der Empfang der Hilfsgüter durch die palästinensiche Partnerorganisation (die UPMRC, die die Klinik in Salfit betreut), die friedliche Demo in der Kleinstadt und die Begegnungen mit der Bevölkerung und Behörden hatten etwas irreales in sich: Palästinenser und Israelis die sich begegnen um zusammen für einen solidarischen Ausweg aus der Kriegssackgasse arbeiten. Nach zweieinhalb Stunden war jedoch der magische Moment vorbei: die Ausgangsperre setzte in Salfit wieder ein und die FriedensaktivistInnen kehrten zum militarisierten Alltag in Israel zurück.

Heimkehr

Nach zwölf Tagen wurde es Zeit, sich wieder ins Flugzeug zu setzen und nach Europa zu fliegen – wiederum in Gruppen aufgeteilt. Nach einer peinlich genauen Durchsuchung unseres Gepäcks wurden wir in den letzten Minuten eingecheckt und konnten Israel verlassen. Zwei von unserer Gruppe hatten jedoch schon vorher ihre Flüge umgebucht und blieben noch eine Woche in Palästina.

Links

www.pngo.net/GIPP/
gsoa.ch
www.urgencepalestine.ch
www.palsolidarity.org
www.upmrc.org
www.pchrgaza.org
www.alternativenews.org

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