Das VBS will den Frauenanteil in der Armee massiv erhöhen. Wir finden: diesen Zuwachs braucht es nicht. Frauen in die Armee zu locken, hat zudem nichts mit Gleichstellung zu tun.
Das VBS will den Frauenanteil in der Armee bis 2030 von aktuell 1.4 auf 10 Prozent erhöhen. Damit würde die Armee um rund 12’000 bis 13’000 Personen wachsen. Hintergrund ist, dass die Armee bis 2030 Schwierigkeiten haben soll, den Effektivbestand von 140’000 Armeeangehörigen sicherzustellen. Eine Recherche des Onlinemagazins “Republik” zeigt aber, dass der Armee die Soldaten nicht ausgehen – weder lang- noch kurzfristig. Die Armee ist zurzeit mit 151 000 Armeeangehörigen nämlich grösser, als der in der Verfassung vorgeschriebene maximale Effektivbestand.
Neue Dienstmodelle
Trotzdem warnte die Armee in den letzten Monaten mit düsteren Prognosen. Um den angeblich gefährdeten Armeebestand zu retten, stehen neue Dienstpflichtmodelle zur Diskussion. Hoch im Kurs sind die Sicherheitsdienstpflicht, die mit der Zusammenlegung von Zivilschutz und Zivildienst den Zivildienst massiv schwächt, sowie die bedarfsorientierte Dienstpflicht, welche die Ausweitung der Dienstpflicht auf Frauen vorsieht.
Es mag sein, dass Frauen bezüglich Dienstpflicht nicht die gleichen Pflichten wie Männer haben. Das heisst aber nicht, dass Frauen deshalb verpflichtet werden müssen. Noch sieht es nicht nach einem Obligatorium für Frauen aus. Ein obligatorischer Informationstag, um die Frauenquote zu erhöhen, dürfte jedoch bald Realität sein. Die Einbindung von Frauen in eine zutiefst patriarchale Institution hat für die GSoA allerdings nichts mit Gleichstellung zu tun.
Sicherheit ist weiblich
Unser Sicherheitsverständnis ist heute vorwiegend militärisch geprägt. Somit sind die Massnahmen zur Stärkung der Sicherheit immer dieselben: Aufrüstung und Militarisierung. Gerade die Pandemie hat uns aber gezeigt, dass Sicherheit zahlreiche andere Facetten hat. So gehören zum Beispiel neben dem Katastrophenschutz auch ein funktionierendes Gesundheits- und Sozialsystem dazu. Hier leisten Frauen den Löwinnenanteil an bezahlter und unbezahlter Care-Arbeit. Die unbezahlt geleistete Arbeit beziffert einen Wert von jährlich 242 Milliarden Franken. Zu implizieren, dass Frauen der Gesellschaft die Dienstpflicht im Namen der Gleichstellung schuldig sind, wertet dies fundamental ab – und genau das macht das VBS.
Soldatin zu sein, ist nichts Progressives. Wir sollten hingegen alles tun, damit Frauen bei den Abrüstungsverhandlungen ausreichend vertreten sind. Denn dort brauchen wir die Macht und den Einfluss von Frauen, um Krieg und Gewalt zu verhindern. Solange dies nicht anerkannt wird und die gleichen Rechte für Mann und Frau auf Verfassungsstufe nicht durchgesetzt werden, wehren wir uns gegen jegliche Form von Pflichten für Frauen in Sachen Militär. Der konsequenteste Schritt für die Gleichstellung auf allen Ebenen, wäre auch die Männer von der Dienstpflicht zu befreien.